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führung + personalentwicklung<br />
INTERVIEW. „Manager sollten lernen, besser mit Komplexität, mit Ungewissheit <strong>und</strong> mit<br />
<strong>de</strong>m Unberechenbaren umzugehen“, for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Systemiker Dr. Bernhard von Mutius,<br />
Berlin. Kostenmanagement sei in einer Krise zwar wichtig, aber ebenso wichtig seien<br />
Innovationen. Und die kämen nun einmal eher von außerhalb <strong>de</strong>s „Systems“. Eine<br />
Stärkung drei „Ks“ (Kommunikation, Kooperation <strong>und</strong> Kreativität) ist <strong>de</strong>shalb laut<br />
Mutius das Einzige, was weiterhilft.<br />
Wie systemisches Denken<br />
aus <strong>de</strong>r Krise heraushilft<br />
Vor welche „Lernaufgaben“ stellt uns die<br />
aktuelle Wirtschaftskrise?<br />
Dr. Bernhard von Mutius: Dazu fallen mir<br />
drei Punkte ein.<br />
• Erstens gilt es die kurzfristigen Wertsteigerungsstrategien<br />
durch langfristigere<br />
<strong>und</strong> nachhaltigere Strategien, durch eine<br />
neue Balance von Wert <strong>und</strong> Werten zu ersetzen.<br />
Ich habe das einmal „wertebalancierte<br />
Unternehmensführung“ genannt.<br />
• Zweitens müssen wir lernen, besser<br />
mit Komplexität, mit Ungewissheit <strong>und</strong><br />
mit <strong>de</strong>m Unberechenbaren umzugehen.<br />
Bislang ist unser Denken immer noch zu<br />
linear <strong>und</strong> lebensfremd – wir glauben, die<br />
Wirklichkeit müsse sich nach <strong>unsere</strong>n exakten<br />
Berechnungen <strong>und</strong> Planungen richten.<br />
Doch die Zeit dieser Engführung geht<br />
zu En<strong>de</strong>. Wir brauchen ein erweitertes<br />
Denken, ein erweitertes Verständnis von<br />
Rationalität.<br />
• Drittens geht es um eine Haltungsän<strong>de</strong>rung:<br />
Die Haltung <strong>de</strong>r Selbstgewissheit,<br />
die nicht wenige Lenker in Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Politik so lange an <strong>de</strong>n Tag legten<br />
(<strong>und</strong> die, wie wir gesehen haben, nur<br />
eine trügerische Sicherheit bot), muss abgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n durch eine an<strong>de</strong>re, beschei-<br />
26 wirtschaft + weiterbildung 03_2009<br />
<strong>de</strong>nere, <strong>de</strong>mütigere Haltung: Wir wissen,<br />
dass wir es nicht genau wissen. Deshalb<br />
sind wir darauf angewiesen, mit an<strong>de</strong>ren<br />
zusammenzuarbeiten <strong>und</strong> zu lernen.<br />
Aber Führungskräfte sollen doch gera<strong>de</strong><br />
in einer Krise Sicherheit vermitteln …<br />
von Mutius: Ein Großteil <strong>de</strong>r klassischen<br />
Managementausbildung ist darauf ausgerichtet,<br />
Sicherheit zu suggerieren <strong>und</strong> Unsicherheit<br />
auszublen<strong>de</strong>n. Das hilft allenfalls<br />
in Schönwetterperio<strong>de</strong>n. Die Frage,<br />
die wir uns bei einer zukunftsfähigen Lea<strong>de</strong>rship-Ausbildung<br />
stellen sollten, lautet:<br />
„ Manche an <strong>de</strong>r Spitze glauben, weil sie es so weit<br />
gebracht haben, brauchen sie nicht mehr zu lernen.<br />
Es ist aber eher so: Je höher man kommt, <strong>de</strong>sto<br />
mehr muss man lernen. Gera<strong>de</strong> in dieser Zeit.“<br />
Wie können wir Unsicherheit akzeptieren<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Menschen trotz<strong>de</strong>m Sicherheit<br />
geben? Ich habe dabei das Bild <strong>de</strong>s Bergführers<br />
vor Augen. Der Bergführer vermittelt<br />
Sicherheit, aber er sagt nicht: Ich weiß<br />
ganz genau, wie morgen das Wetter wird,<br />
wie übermorgen die Route aussehen wird<br />
o<strong>de</strong>r wie lange wir unterwegs sein wer<strong>de</strong>n.<br />
Er geht voran. Er ist in <strong>de</strong>r Lage, mit<br />
Unsicherheit umzugehen. Er lässt seine<br />
Leute nicht im Stich. <strong>Sie</strong> können sich auf<br />
ihn verlassen, aber nicht, weil er vorher<br />
mit einer Excel-Tabelle eine Berechnung<br />
angestellt hat, son<strong>de</strong>rn weil er sein Metier<br />
beherrscht <strong>und</strong> mit <strong>de</strong>n Menschen umgehen<br />
kann.<br />
Wer zu stark auf Berechenbarkeit setzt,<br />
gerät in Krisensituationen schnell ins<br />
Wanken. O<strong>de</strong>r: Wer zu berechnend ist,<br />
verliert am ehesten Vertrauen. Wir leben<br />
in unsicheren Zeiten. Da kommt es beson<strong>de</strong>rs<br />
darauf an, mit <strong>de</strong>n Menschen, die<br />
einem anvertraut sind, in einem echten,<br />
offenen Dialog zu sein <strong>und</strong> zu bleiben.<br />
Deshalb wird die Kommunikation an Be<strong>de</strong>utung<br />
gewinnen, <strong>und</strong> zwar Kommunikation<br />
im Sinne einer respektvollen systemischen<br />
Interaktion, von <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Seiten<br />
profitieren.<br />
Wie sinnvoll sind Kostensenkungen als<br />
Lösungsstrategie?<br />
von Mutius: Intelligentes Kostenmanagement<br />
ist natürlich eine <strong>de</strong>r meist unabdingbaren<br />
Maßnahmen in einer Krise.<br />
Min<strong>de</strong>stens ebenso wichtig sind aber<br />
Investitionen in die Innovationsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung sowie Maßnahmen<br />
zur Stärkung <strong>de</strong>r drei an<strong>de</strong>ren „Ks“ in<br />
<strong>de</strong>m notwendigen Anpassungs- <strong>und</strong> Verän<strong>de</strong>rungsprozess:<br />
Kommunikation, Kooperation<br />
<strong>und</strong> Kreativität. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist: Im Laufe dieses Prozesses muss man<br />
besser wer<strong>de</strong>n. Um ein an<strong>de</strong>res Bild zu<br />
gebrauchen: Physisch müssen wir schlanker<br />
wer<strong>de</strong>n, aber geistig müssen wir reicher<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn Krisen überhaupt<br />
einen Sinn haben, dann nur <strong>de</strong>n, dass<br />
man lernt, besser aus ihnen herauszukommen.