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R bisherige Weltsicht sagt: Ich kann, ich<br />
weiß. Doch selbst wenn ich viel Wissen<br />
anhäufe, fehlt mir immer noch sehr viel<br />
mehr. Um es einmal in <strong>de</strong>n Gedanken von<br />
Umberto Eco auszudrücken: Interessant<br />
<strong>und</strong> wichtig sind in einer Bibliothek doch<br />
vor allem die Bücher, die ich noch nicht<br />
gelesen habe. Natürlich ist es so: Wer viel<br />
weiß, weiß auch, wo die nicht gelesenen<br />
Bücher stehen. Wer nichts weiß, weiß<br />
natürlich auch nicht, wo seine Grenzen<br />
sind. Aber nur an <strong>de</strong>n Grenzen entsteht<br />
Neues.<br />
Dann kommen wir mit <strong>de</strong>n vielen<br />
Entscheidungen, die nur aus <strong>de</strong>m<br />
bekannten Wissen heraus getroffen wer<strong>de</strong>n,<br />
überhaupt nicht weiter?<br />
von Mutius: Wir brauchen einen respektvollen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>m Nichtwissen,<br />
wenn wir entschei<strong>de</strong>n. Wer besserwisserisch<br />
auf seine richtige Entscheidung<br />
pocht, kann nicht in <strong>de</strong>n Dialog mit an<strong>de</strong>ren<br />
treten. Wie will er ganz sicher sein,<br />
dass die Entscheidung richtig ist? Nur<br />
die prinzipiell unentscheidbaren Fragen<br />
können wir entschei<strong>de</strong>n, sagt Heinz von<br />
Foerster. Also nur die, die wir nicht exakt<br />
berechnen können, selbst wenn wir noch<br />
so viel wissen. Das ist ein ganz wichtiger<br />
Punkt. Denn damit wer<strong>de</strong>n die <strong>de</strong>r<br />
Entscheidung vor- <strong>und</strong> nachgelagerten<br />
Prozesse min<strong>de</strong>stens so wichtig wie die<br />
Entscheidung selbst. Und folglich sollten<br />
wir in Zukunft Führungskräfte in Politik<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft nicht nur danach beurteilen,<br />
welche Entscheidungen sie treffen,<br />
son<strong>de</strong>rn wie sie die Prozesse drum herum<br />
gestalten.<br />
Entscheidungen sind in erster Linie<br />
sozia le Konstruktionen?<br />
von Mutius: Manche Diskussionen über<br />
richtige o<strong>de</strong>r falsche Entscheidungen basieren<br />
auf <strong>de</strong>r irrigen Annahme, es gäbe<br />
so etwas wie eine Formel für die Kalkulation<br />
<strong>de</strong>s Richtigen, <strong>und</strong> zwar losgelöst<br />
vom sozialen Kontext.<br />
Doch ich bin mit meiner Entscheidung<br />
immer Teil <strong>de</strong>s sozialen Gebil<strong>de</strong>s, in <strong>de</strong>m<br />
ich entschei<strong>de</strong> <strong>und</strong> das ich mit meiner<br />
Entscheidung beeinflusse. Ich konstruiere<br />
Wirklichkeit. Und weil ich mit meiner<br />
Entscheidung Wirklichkeit konstruiere,<br />
trage ich selbst Verantwortung für meine<br />
Entscheidungen.<br />
Das hört sich in meinen Ohren doch sehr<br />
unbequem an!<br />
von Mutius: Eigenverantwortung ist<br />
immer unbequem. Aber Bequemlichkeit<br />
bringt uns nicht weiter. Das gilt auch <strong>und</strong><br />
gera<strong>de</strong> für das Lernen, vor allem das Lernen<br />
aus <strong>de</strong>r Krise. Manche an <strong>de</strong>r Spitze<br />
glauben: <strong>Sie</strong> haben es so weit gebracht,<br />
jetzt brauchen sie nicht mehr zu lernen.<br />
Es ist aber eher so: Je höher man kommt,<br />
<strong>de</strong>sto mehr muss man lernen. Gera<strong>de</strong> in<br />
dieser Zeit.<br />
Auch <strong>de</strong>shalb wer<strong>de</strong>n neue Inhalte, neue<br />
Konzepte <strong>und</strong> Formate <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />
speziell für Führungskräfte benötigt. Zu<br />
lernen ist nicht nur ein an<strong>de</strong>rer Umgang<br />
mit Komplexität <strong>und</strong> ein erweitertes Verständnis<br />
von Rationalität. Wir müssen<br />
uns auch <strong>und</strong> gera<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Finanzkrise<br />
mit <strong>de</strong>r Frage auseinan<strong>de</strong>rsetzen,<br />
wohin sich Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
künftig entwickeln wer<strong>de</strong>n. Wir brauchen<br />
dringend intelligente, alternative<br />
Zukunfts entwürfe <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit <strong>und</strong><br />
Energieeffizienz.<br />
Und wir brauchen einen erweiterten<br />
Begriff von Kapital in <strong>de</strong>r Wissensgesellschaft:<br />
Es sind die nicht materiellen<br />
Kapitalformen, die in Zukunft nachhaltig<br />
gestärkt wer<strong>de</strong>n müssen, das intellektuelle<br />
<strong>und</strong> das soziale Kapital, das Denken,<br />
das Wissen, die I<strong>de</strong>en, die Beziehungen,<br />
vor allem die Beziehungen, die wie<strong>de</strong>r<br />
Vertrauen schaffen. Daran müssen wir<br />
arbeiten. Nur dann kommen wir gestärkt<br />
<strong>und</strong> erfolgreich aus <strong>de</strong>r Krise.<br />
Und Ihr persönliches Erfolgsrezept, wie<br />
lautet das?<br />
von Mutius: Es ist eigentlich ganz einfach:<br />
Beharrlich sein, Spaß am schöpferischen<br />
Arbeiten haben, nicht <strong>de</strong>r Masse folgen,<br />
aber auf an<strong>de</strong>re hören <strong>und</strong> mit an<strong>de</strong>ren<br />
zusammen etwas gestalten.<br />
Und außer<strong>de</strong>m gilt: Ich bin durch Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />
<strong>und</strong> Rückschläge zu neuen<br />
Erkenntnissen gekommen <strong>und</strong> habe nie<br />
geglaubt, dass ich genug gelernt hätte.<br />
Deshalb wer<strong>de</strong> ich auch in diesem Jahr<br />
zusammen mit zwei Kollegen ein neues,<br />
innovatives Unternehmen grün<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen<br />
I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r professionelle Umgang mit<br />
I<strong>de</strong>en <strong>und</strong> die Vermittlung von zukunftsfähigem<br />
Denken <strong>und</strong> Wissen ist: die erste<br />
<strong>de</strong>utsche „Denkbank“.<br />
Interview: Kerstin Richter<br />
Das „neue“ Denken<br />
Versuch einer Klärung mit gegensätzlichen<br />
Begriffen.<br />
Das alte Denken<br />
(Muster, die trennen)<br />
Das neues Denken<br />
(Muster, die verbin<strong>de</strong>n)<br />
Objekte Beziehungen<br />
Dinge Prozesse<br />
Meinungen Beobachtungen<br />
objektive Erkenntnis beobachterabhängige<br />
Erkenntnis<br />
materiell immateriell<br />
Bestimmtheit Unbestimmtheit<br />
Gegenstän<strong>de</strong> Kontexte<br />
Gesetze Muster<br />
Abbildungen Konstruktionen<br />
Ein<strong>de</strong>utigkeit Ambivalenz<br />
einfache Definition doppelte Beschreibung<br />
entwe<strong>de</strong>r / o<strong>de</strong>r sowohl / als auch<br />
eindimensional mehrdimensional<br />
linear zirkulär<br />
wi<strong>de</strong>rspruchsfrei paradox<br />
systematisch systemisch<br />
kurzfristig nachhaltig<br />
Positionen Optionen<br />
hierarchische Organisation<br />
Rä<strong>de</strong>rwerk Netzwerk<br />
Selbstorganisation<br />
starre Grenzen Grenzüberschreitungen<br />
Wissensbesitz Wissensaustausch<br />
Feststellungen Lösungen<br />
Antworten Fragen<br />
Monologe Dialoge<br />
machen entwickeln<br />
umsetzen gestalten<br />
Einzelleistungen Gemeinschaftsleistungen<br />
03_2009 wirtschaft + weiterbildung 29