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training + coaching<br />

„Sind maßgeschnei<strong>de</strong>rte Seminare wirklich Maßarbeit?“<br />

Interview. Wann sollten Seminare „maßgeschnei<strong>de</strong>rt“ sein <strong>und</strong> wann genügt „Konfektionsware“?<br />

Ein Gespräch mit Wolfgang J. Schmitt, <strong>de</strong>m Chef <strong>de</strong>r Wirtschaftsberatungsgesellschaft Schmitt<br />

<strong>und</strong> Partner, Würzburg, über <strong>de</strong>n Nutzen von Standardseminaren.<br />

Ihr Trainingsinstitut entwickelt <strong>und</strong> vertreibt seit über<br />

zehn Jahren fix <strong>und</strong> fertig ausgearbeitete Seminarkonzepte.<br />

Mit Erfolg?<br />

Wolfgang J. Schmitt: Als wir 1997 die ersten sieben<br />

Konzepte herausbrachten, waren wir Pioniere am Markt.<br />

Unsere Produkti<strong>de</strong>e war völlig neu. Entsprechend skeptisch<br />

war anfangs die Reaktion einiger Trainer. Trotz<strong>de</strong>m hatten<br />

wir von Anfang an Erfolg <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n schnell Marktführer,<br />

<strong>und</strong> seit drei, vier Jahren boomt die Nachfrage regelrecht.<br />

Warum hat sich die Nachfrage in <strong>de</strong>n letzten Jahren so<br />

stark erhöht?<br />

Schmitt: Zum einen haben wir heute Seminarkonzepte zu<br />

über 80 <strong>Themen</strong> im Programm. Zum an<strong>de</strong>ren ist <strong>de</strong>r Zeitgeist<br />

ein an<strong>de</strong>rer als vor zehn Jahren. Damals herrschte<br />

in <strong>de</strong>r Weiterbildungsszene das Credo: Seminarkonzepte<br />

müssen maßgeschnei<strong>de</strong>rt sein – auf die Zielgruppe <strong>und</strong><br />

das Unternehmen. Dieser Denke wi<strong>de</strong>rsprach es, ausgearbeitete<br />

Seminarkonzepte nebst Trainingsunterlagen für<br />

einen günstigen Preis einzukaufen <strong>und</strong> diese <strong>de</strong>m Bedarf<br />

anzupassen. Ich war aber schon damals überzeugt: Es ist<br />

nicht nötig, dass je<strong>de</strong>r Trainer <strong>und</strong> je<strong>de</strong>s Unternehmen das<br />

Rad sozusagen neu erfin<strong>de</strong>t.<br />

Aber <strong>Sie</strong> nehmen einen Qualitätsverlust in Kauf?<br />

Schmitt: Nicht unbedingt, wenn <strong>de</strong>r Trainer praxiserfahren<br />

ist. Denn letztlich sind die Seminar- <strong>und</strong> Trainingsunterlagen<br />

nur Hilfsmittel. Das eigentliche Lernen fin<strong>de</strong>t im Dialog<br />

zwischen Trainer <strong>und</strong> Teilnehmern statt.<br />

Sind <strong>Sie</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich gegen ein Maßschnei<strong>de</strong>rn von<br />

Seminaren?<br />

Schmitt: Selbstverständlich nicht. Wenn zum Beispiel<br />

hoch qualifizierten Experten Spezialwissen vermittelt o<strong>de</strong>r<br />

erfahrenen Führungskräften <strong>de</strong>r gewünschte Feinschliff<br />

verpasst wer<strong>de</strong>n soll, dann führt daran meist kein Weg vorbei.<br />

Aus meiner Sicht wur<strong>de</strong> das Thema Maßschnei<strong>de</strong>rn<br />

jedoch häufig übertrieben.<br />

Gibt es Beispiele?<br />

Schmitt: Faktisch waren die meisten maßgeschnei<strong>de</strong>rten<br />

Seminare nicht maßgeschnei<strong>de</strong>rt. Dieses Attribut diente<br />

vielfach nur als Legitimation für <strong>de</strong>n hohen Preis. In <strong>de</strong>r<br />

Praxis fügten die meisten Trainer vorgefertigte Seminarbau-<br />

36 wirtschaft + weiterbildung 03_2009<br />

steine mal in <strong>de</strong>r Reihenfolge ABC, mal BCA <strong>und</strong> mal CBA<br />

zusammen <strong>und</strong> fertig war das maßgeschnei<strong>de</strong>rte Seminar.<br />

Das heißt, letztlich wur<strong>de</strong>n nur geringfügige Än<strong>de</strong>rungen<br />

am Standardkonzept vorgenommen. Und wenn man die<br />

Seminarkonzepte beispielsweise mehrerer Präsentationstrainer<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r legte, dann stellte man oft fest: <strong>Sie</strong><br />

enthalten nicht nur weitgehend dieselben Inhalte. Es wer<strong>de</strong>n<br />

teilweise auch die gleichen Folien verwen<strong>de</strong>t. Wenn<br />

dies so ist, dann kann ich als Trainer beim Neuentwickeln<br />

eines Seminars auch gleich ein bereits ausgearbeitetes<br />

Konzept sozusagen als Gr<strong>und</strong>gerüst nutzen <strong>und</strong> dieses<br />

dann meinem Corporate-Design <strong>und</strong> Bedarf anpassen.<br />

Das spart viel Entwicklungsarbeit.<br />

Wie erklären <strong>Sie</strong> sich die starke Nachfrage von<br />

Unternehmen?<br />

Schmitt: Hierfür gibt es mehrere Ursachen. Zum einen<br />

beurteilen die Unternehmen die Qualität <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

heute stärker unter Effizienz-Gesichtspunkten. Hinzu<br />

kommt: Gera<strong>de</strong> wenn es um das Schulen großer Mitarbeitergruppen<br />

geht o<strong>de</strong>r bestimmte Trainings regelmäßig<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, erachten es die Unternehmen zunehmend<br />

als wichtig, dass in allen Seminaren – egal, wer sie<br />

hält – dieselben Konzepte <strong>und</strong> Unterlagen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch <strong>de</strong>shalb legen die Unternehmen mehr Wert auf<br />

standardisierte Trainingskonzepte <strong>und</strong> -unterlagen.<br />

Gibt es weitere Grün<strong>de</strong>?<br />

Schmitt: Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n mitarbeiterstarken Bereichen <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter zunehmend auch<br />

arbeitsbegleitend von ihren Vorgesetzten geschult. O<strong>de</strong>r,<br />

wie dies in Call-Centern gang <strong>und</strong> gäbe ist, von ihren<br />

Teamleitern o<strong>de</strong>r sogenannten Coachs. Das heißt, diese<br />

Personen setzen sich, wenn sie zum Beispiel registrieren,<br />

dass die Mitarbeiter auf Einwän<strong>de</strong> nicht adäquat reagieren,<br />

mit diesen zusammen <strong>und</strong> sagen: „Lasst uns noch mal<br />

eine halbe St<strong>und</strong>e über das Thema Einwandbehandlung<br />

sprechen.“ Dafür brauchen die internen Trainer natürlich<br />

Schulungsunterlagen. Deshalb bauen viele Unternehmen<br />

in ihrem Intranet eine Art Bibliothek auf, in <strong>de</strong>r sich statt<br />

Büchern Seminarkonzepte <strong>und</strong> -unterlagen befin<strong>de</strong>n. Und<br />

diese können die Trainer o<strong>de</strong>r Führungskräfte dann nutzen,<br />

wenn ein entsprechen<strong>de</strong>r Schulungsbedarf entsteht.<br />

Interview: Klaus Schöffler

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