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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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Originalarbeitenähnliche Torftypen, die zwischen denHochmoor- und den Nie<strong>der</strong>moortorfenpetrogenetisch angesiedelt sind,bereiten wegen eines z. T. starkenAnteiles von Wurzel- und Holzrestenmeist Aufbereitungsschwierigkeiten,sind aber qualitativ meist durchausnoch brauchbar, wenn man von denerhöhten Aufbereitungskosten absieht.Nie<strong>der</strong>moortorfe,d. h. in <strong>der</strong> Folge<strong>der</strong> Versumpfung morphologischerSenken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verlandung von Seenentstandene, grund- und oberflächenwasserabhängige(topogene) Torfe,besitzen eine deutlich an<strong>der</strong>sartigeAusgangssubstanz, meist krautigenCharakters, wie Schilf- und Röhrichtpflanzen,Binsen, Seggen (Abb. 2),auch Straucharten und höhere Blütenpflanzen,und zumeist eine mehr o<strong>der</strong>min<strong>der</strong> deutliche Zumischung minerogenerSubstanz. Das bedingt zum Teiltechnische Schwierigkeiten bei <strong>der</strong>Aufbereitung. Die Nie<strong>der</strong>moortorfekönnen aber, vor allem wenn ein höhererVertorfungsgrad vorliegt und dieTorfe gut homogenisiert sind, durchausin Bezug auf ihre therapeutischmedizinischeEffizienz mit den Hochmoortorfenmithalten, zumal da dieZusammensetzung <strong>der</strong> biochemischwirksamen Inhaltsstoffe <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochmoortorfesehr ähnlich ist. Die vonfrüheren Badeärzten oft geäußerteAnsicht, Hochmoortorfe versprächenvor allem Erfolge im gynäkologischenErkrankungskreis, Nie<strong>der</strong>moortorfehingegen im rheumatologischenKreis, ist allerdings nicht durch diePraxis bewiesen.Moorerden werden in <strong>der</strong> Literaturstellenweise ebenfalls als therapeutischvorteilhaft erwähnt. Man verwendetdiese Bezeichnung, wenn <strong>der</strong>Gehalt <strong>der</strong> Humite an organischerSubstanz 30 % unterschreitet. DerRest ist minerogenes Material. Dochzeigt die Praxis, dass es wegen desgebietsweise vorhandenen hohenSandgehaltes vorteilhafter ist, mineralstoffärmereHumite einzusetzen.Man sollte aber nicht übersehen, dass<strong>der</strong> „Heilschlamm“, <strong>der</strong> im ältesteneuropäischen „Moorbad“ Bad Eilsen(seit 1802, vgl. Lüttig 1996) zuersteingesetzt wurde, zunächst aus einer(in <strong>der</strong> Nähe leicht beschaffbaren)Moorerde bestand. Erst seit 1917 wirdhier limnisch-telmatischer Torf ausdem Verlandungsbereich des Steinhu<strong>der</strong>Meeres verwendet. Auch inan<strong>der</strong>en Bä<strong>der</strong>n kommt – meist versehentlich– Moorerde mit „besserem“Humit noch in die Wanne.Bemerkenswert ist, dass die klassischeHeiltorftherapie in 80 deutschenBä<strong>der</strong>n und daneben in mehrerenBä<strong>der</strong>n des Auslands, v. a. in Österreich,<strong>der</strong> tschechischen Republik, Polensund des Baltikums appliziertwird. Davon sind bekannte Bä<strong>der</strong> wieAibling, Bentheim, Bramstedt, Hindelang,Kohlgrub, Murnau, Pyrmont,Waldsee, Wurzach und Zwischenahntypisch für den Einsatz von Hochmoortorf,während unter an<strong>der</strong>em dieBä<strong>der</strong> Doberan, Eilsen, Faulenbach,Liebenwerda, Muskau, Nenndorf undSülze für den Nie<strong>der</strong>moortyp stehen.Unzweifelhaft sind Indispositionendes Stütz- und Bewegungsapparates,gynäkologische Leiden und <strong>der</strong> Rehabilitationsbereichdie Haupt-Indikationsgebiete.Die zweite Eupeloidklasse ist die<strong>der</strong> limnischen Peloide. Unter denSeebildungen (Limniten, Mudden)sind hier die Typen mit höheremHuminstoffanteil, die Limnohumite,beson<strong>der</strong>s erwünscht, gehören zuihnen doch Typen, die petrographischund physikochemisch den Torfen sehreng verwandt sind. Einige Limnitebesitzen außerdem ein relativ feinesKorn, was sie aus aufbereitungstechnischerSicht sehr interessant macht.Lei<strong>der</strong> werden Mudden, wiewohl ihrEinsatz v. a. in Weißrußland und Estlandschon seit langem bewährt ist, inDeutschland sehr wenig verwendet;<strong>der</strong> Verfasser hat wie<strong>der</strong>holt für ihreVerwendung plädiert (LÜTTIG, 1997,2000). Vor allem Diatomeengyttjen,möglicherweise auch Kieselgur, sindin’s Auge zu fassen. Gegenwärtigvertritt die den Markennamen „Pelose“tragende Diatomeengyttja vonSchollene bei Rathenow (Abb. 3)diesen Typ in Deutschland allein(POTONIÉ & BÉNADE, 1936). In Weißrußlandwird Diatomeengyttja – allerdingsdort fälschlich „Sapropel“ genannt– in großem Maße therapeutischverwendet (PUNTUS & PUNTUS, 2000).Die Heilwirkung ist unzweifelhaft gut.Die dritte Eupeloidgruppe wirddurch die perimarin-paralischenSchlicke, die sich an <strong>der</strong> Küste <strong>der</strong>Krim („Limane“), in Bulgarien und anEstlands Küsten (L. VEINPALU, 2001)großer Beliebtheit erfreuen, gebildet.Bei ihnen steht zweifelsfrei die physikalischeWirksamkeit im Vor<strong>der</strong>grund<strong>der</strong> Effizienzbetrachtungen. InDeutschland wird Watten-Schlick seit<strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts amJadebusen bei Dangast (EGIDIUS, 2000)in Art einer Freikörperkultur verwendet.Der Altmeister <strong>der</strong> Balneogeologie,K. KEILHACK, empfahl 1929die Verwendung von perimarinemSchlick in <strong>der</strong> Balneologie im nichtweit von Dangast entfernten „Nordseebad“Wilhelmshaven; viel gewordenist aus dieser Empfehlung nicht.Die nächste Klasse, die <strong>der</strong> fluviatilenPeloide, also die Hochflut- undAltwasser-Lehme und -Tone <strong>der</strong> Flüssefindet im deutschsprachigen Raumkeine balneologische, wohl aber technischeVerwendung (in <strong>der</strong> Grobkeramik).Auf sie wird aber noch zurückzukommensein.Krenogene, d. h. Quell-Sedimente,sind als fünfte Klasse insofern eineSeltenheit, als Quellen, also Grundwasseraustritteim Gegensatz zu <strong>der</strong>Meinung einiger „Experten“ keinSediment mitbringen. Die Mär vomVorhandensein von Quell-Schlämmen,die das Grundwasser mitbringenund „auswerfen“ soll, beruht auf einemBeobachtungsfehler. Das aufquellendeGrundwasser ist primärsedimentfrei, an<strong>der</strong>nfalls würde es jadie (Poren- o<strong>der</strong> Kluftwasser-) Aquifereverstopfen. Was sich in Quell-Töpfen, -Tümpeln o<strong>der</strong> -Teichen nie<strong>der</strong>schlägt,sind die ursprünglich gelöstenInhaltstoffe, die nach Reaktioneno<strong>der</strong> Umsetzungen an <strong>der</strong> Austrittsstelle,mit Druckverän<strong>der</strong>ungen212Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)

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