OriginalarbeitenGewürze und Heilkräuter als wichtigeQuelle von AntioxidanzienJ. BielenbergResumen Summary ZusammenfassungAntioxidantien sind körpereigene und körperfremde Substanzen, die in<strong>der</strong> Lage sind Radikale zu neutralisieren und Oxidationen zu vermeiden.Als exogene Antioxidantien sind neben den Vitaminen in erster Liniepflanzliche Antioxidantien wie Polyphenole bekannt, die <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong>sekundären Pflanzeninhaltsstoffe zuzurechnen sind und zu denen inerster Linie die Flavonoide gehören. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird aufdieser Grundlage die Bedeutung, von Gewürzkräutern für unsereErnährung hervorgehoben und eine Beteiligung <strong>der</strong> Antioxidantien andem Wirkungsspektrum vieler Heilpflanzen postuliert.Schlüsselwörter: Antioxidanzien, Gewürze, Kräuter, Heilpflanzen,sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, FlavonoideAntioxidants are endogenous and exogenous substances capable of neutralisingradicals and preventing oxidations. Exogenous antioxidants include,aside from vitamins, mainly plant antioxidants such as phenolswhich are secondary plant ingredients of which the flavonoids are bestknown. Against this background, the present contribution emphasises thesignificance of spice herbs for human nutrition and proposes a contributionof antioxidants to the spectrum of action of many medicinal plants.Key words: Antioxidants, spices, herbs, medicinal plants, secondaryplant ingredients, flavonoidsLos antioxidantes son sustancias propias y ajenas al cuerpo que puedenneutralizar los radicales y evitar la oxidación. Junto con las vitaminas, comoantioxidantes exógenos en primer lugar se conocen antioxidantesvegetales como los polifenoles que se deben incluir en el grupo de principiosactivos vegetales secundarios y a los que pertenecen en primer lugarlos flavonoides. En el presente trabajo, partiendo de esta base sepone de relieve el significado de las hierbas aromáticas para nuestrasalud y se postula una participación de los antioxidantes en el campo deacción de muchas plantas medicinales.Palabras Claves: Antioxidantes, condimentos, hierbas, plantasmedicinales, principios activos vegetales secundarios, flavonoidesIn einer Untersuchung am Institutfür Ernährungsforschung <strong>der</strong> medizinischenFakultät <strong>der</strong> Universität inOslo, Norwegen, ermittelten DRAG-LAND und Mitarbeiter den Beitrag vonGewürz- und Heilkräutern zur täglichenAntioxidanzienaufnahme. Siestellten dabei fest, dass es Unterschiedebis zum Faktor 1000 imAntioxidanziengehalt verschiedenerKräuter gibt und dass viele Kräutereine bessere Antioxidantienquelle sindals die meisten Früchte, Beeren,Ceralien und Gemüse. Interessant ist,dass Glycyrrhizin, Inhaltsstoff <strong>der</strong>Süßholzwurzel, die Ausgangsstoff <strong>der</strong>Lakritzherstellung ist, einen „Boostereffekt“,d. h eine verstärkende Wirkungauf die gesamte Antioxidanzienaufnahmehat (1).Die Bedeutung vonAntioxidanzienEine erwachsene Person konsumierttäglich etwa 1000 g Sauerstoff.Etwa 3 bis 5 % dieses Sauerstoffs,also 30 bis 50 g, werden zu Sauerstoff-und Hydroxylradikalen sowie zuWasserstoffperoxyd und an<strong>der</strong>en zytotoxischenVerbindungen umgewandelt.Die Summe dieser reaktivenSauerstoffspezies repräsentiert denoxidativen Stress. Durch oxidativenStress können Schäden an Zellkernen,Zellmembranen und Proteinen auftreten.Freie Radikale entstehen in denmeisten Körperzellen als Nebenproduktedes Stoffwechsels. Sie habenjedoch nicht nur toxische Effekte,Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)219
OriginalarbeitenAbbildung 2Abb. 1: Licorice Glycyrrhiza glabra-Süßholzwurzel.Abbildung 3son<strong>der</strong>n sie besitzen wichtige Funktionenbei den Abwehrmechanismendes Körpers und bei <strong>der</strong> Zerstörungvon Fremdstoffen. Makrophagen undPhagozyten produzieren freie Radikalezur physiologischen Abwehr vonViren und Bakterien. Laut biochemischenAlternstheorien ist die Membranhypothesedes Altern ein Spezialfall<strong>der</strong> freien Radikaltheorie (2), nach<strong>der</strong> Radikale in den Alterungsprozessinvolviert sind. Ein Überschuss anRadikalen und reaktiven Sauerstoffspeziesführt zu einer Verschiebungdes antioxidativen-prooxidativenGleichgewichts. Antioxidanzien sindkörpereigene und körperfremde Substanzen,die in <strong>der</strong> Lage sind, Radikalezu neutralisieren und Oxidationen zuvermeiden. Als exogene Antioxidanziensind neben den Vitaminen inerster Linie pflanzliche Antioxidanzienwie Polyphenole hervorzuheben,die <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> sekundären Pflanzeninhaltsstoffezuzurechnen sind undzu denen in erster Linie Flavonoidegehören.Bereits <strong>der</strong> Nobelpreisträger SZENT-GYÖRGI hat in den 30er Jahren denEinfluss pflanzlicher Polyphenole aufdas zelluläre System untersucht unddafür den Nobelpreis für Medizin erhalten(3). Heute hat man für Polyphenoleradikalfangende, antioxidativeantiallergische, krebshemmende,krampflösende, schmerzlin<strong>der</strong>nde,herz- und leberschützende, schleimhautschützendeund antivirale Wirkungennachgewiesen. Die Antioxidanzienunterliegen Redoxkaskaden.So regeneriert Glutathion oxidierteAscorbinsäure in verschiedenen enzymatischenund nichtenzymatischenReaktionen (Abb. 5). Vitamin C regeneriertan <strong>der</strong> Lipidmembran oxidiertesTocopherol.Antioxidanzien alsZellschutzDie optimale Funktionsfähigkeitdes antioxidativen ZellschutzsystemsTab. I: Antioxidantiengehalt in kommerziellenKräutern.Gewürz AntioxidantiengehaltMmol/100 gGewürznelken 465,3Piment 101,5Zimt 98,4Rosmarin 66,9Thymian 63,7Majoran 53,9Safran 47,8Oregano 45,0Estragon 43,3Basilikum 30,9Ingwer 22,5Dill 15,9Curry 13,0Senf 10,4Curcuma 10,3Vanille 10.1Wachol<strong>der</strong> 9,3Schwarzer Pfeffer 8,7Chilli 8,5Roter Pfeffer 6,1Piri Piri 6,0Cayenne 5,9Korian<strong>der</strong> 2,1Kardamom 0,5220Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)