EDITORIALDr. med. Antonius PollmannPräsident des ZÄNZ A E NFortschritt braucht auch äußere Zeichen. DerZAEN heute ist nicht mehr <strong>der</strong> ZÄN vongestern. Eine <strong>der</strong> wesentlichen Aufgaben in<strong>der</strong> Verbandsführung besteht darin, denVerband weiter voran zu bringen und weiterzu entwickeln. Es reicht nicht, ihn imangemessenen Wandel an neue Bedingungenanzupassen, es müssen auch neue Entwicklungeninitiiert und vorangetrieben werden.Fortschritt ist eben die Verbesserung desgegenwärtigen Zustandes und das Näherkommenan ein Ziel. Eine Theorie zumgeschichtlichen Wandel geht davon aus, dass<strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong> Geschichte bereits feststehe undwir ihn nur geringfügig beeinflussen können– <strong>der</strong> Faden <strong>der</strong> Geschichte entwickelt sich.Eine an<strong>der</strong>e Theorie postuliert, dass die abstraktenVerhältnisse, auch <strong>der</strong> Kultur, immergleich bleiben und wesentliche Strukturenund Gesetzmäßigkeiten auch für die Zukunftkonstant bleiben. Insbeson<strong>der</strong>e im östlichenKulturkreis herrscht die Vorstellung, dassalle Prozesse, auch soziale Entwicklungsprozesse,in zyklischen Kreisläufen ablaufen.Die Chaoswissenschaften sehen unteran<strong>der</strong>em Phasenübergänge als Stufen <strong>der</strong>Verän<strong>der</strong>ung und selbstähnliche Wie<strong>der</strong>holungenim Raum-Zeit-Geschehen alsGrundlage <strong>der</strong> Selbstorganisation und Stabilitätkomplexer Systeme.In <strong>der</strong> Evolution gelten Replikation, Variationund Selektion als die Grundstrukturen<strong>der</strong> Weiterentwicklung, die schließlich etwasNeues hervorbringen. Die Evolutionstheorieist nicht beschränkt auf die DNA, sie giltauch für die unbelebte Materie und für dengeistigen und kulturellen Fortschritt. SelbstEigenarten <strong>der</strong> Evolution, wie Rudimente,also verkümmerte und funktionslose Organewie <strong>der</strong> Appendix, lassen sich auch in <strong>der</strong>Kulturentwicklung beobachten: Die Trittbrettstufe<strong>der</strong> Pferdekutsche entwickelte sichzum rudimentären Trittbrett des Autos undist heute nur noch als seitliche Zierleistevorhanden. Die wichtigste Gesetzlichkeitaber ist natürlich die Höherentwicklung.Für die geistige Entwicklung gibt es dieTheorie <strong>der</strong> Mimetik: ein Gedanke, eingeistiges Konstrukt, wird durch Kommunikationweiterverbreitet und multipliziert.Dabei können die Informationen Än<strong>der</strong>ungenerfahren, sodass schließlich mehrereVarianten des geistigen Konstruktes kursieren,die analog <strong>der</strong> Evolutionstheorie <strong>der</strong>natürlichen Selektion unterliegen. Ausdruckdes geistigen Fortschrittes sind nicht nurwissenschaftliche Erkenntnisse und Theorien,son<strong>der</strong>n vielmehr die kulturellen undhier insbeson<strong>der</strong>e die medizinischen undtechnischen Entwicklungen.Als ein Fachverband mit Schwerpunkt in <strong>der</strong>ärztlichen Fort- und Weiterbildung haben wirimmer ein Auge auf Fortschritte und Neuentwicklungenin <strong>der</strong> komplementären Medizin.Derzeit sehen wir drei Bereiche, indenen erstaunliche Entwicklungen stattgefundenhaben: Orthomolekulare Medizin,biologische Tumortherapie und Sunflower-Therapie. Wir haben die Ausbildungsgängefür diese Verfahren als Kursschiene in unserKongressprogramm mit aufgenommen undkönnen Sie nur ermuntern, dieses Wissenbeim nächsten ZAEN-Kongress aufzugreifen.Aber auch in altbekannten Verfahrengibt es Fortschritte und Weiterentwicklungen,so dass sich hier selbst für alte Hasenein Kongressbesuch zur Auffrischung undAktualisierung lohnt.Strukturelle und inhaltliche Entwicklungeneines Verbandes vollziehen sich im Allgemeinendezent und diskret. Dem Kongressbesucherwerden sie zumeist erst vor Ortauffällig. Wir halten es für an <strong>der</strong> Zeit, demWandel des Verbandes auch ein äußeresZeichen zu setzen. Was im Internet mitzaen.de schon lange vollzogen ist, wird jetztauch offiziell: ZAENDr. Antonius PollmannPräsident des ZAENÄrztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)187
Inhalt206ThermalschlämmeIm Zuge <strong>der</strong> erfreulichen Öffnung innereuropäischerSchranken ist auch <strong>der</strong> Zugang zu bisher schwererreichbaren Heilmittelangeboten leicht geworden.Unter diesen befindet sich das vor allen in den romanophonenLän<strong>der</strong>n altbewährte Naturheilmittel „BoueThermale“ = „Thermal Mud“ = Thermalschlamm. Wasverbirgt sich hinter diesemBergriff und wie gut ist ergeeignet, die dahinter stehendenAnwendungen undBehandlungsmethoden klarzu umreißen? Mit dieserFrage beschäftigt sich Prof.G. Lüttig in seiner Arbeit„Thermalschlämme“ – einneues Angebot in <strong>der</strong> europäischenNaturheilkunde?(Teil I und II, im nächstenHeft)219Kräuter und GewürzeFrei Radikale sind an vielen Krankheitsprozessenbeteiligt. Ohne eine wirksame Gegenwehr, wäre <strong>der</strong>Organismus kaum in <strong>der</strong> Lage, diesen aggressivenchemischen Verbindungen in Schach zu halten. Erbenötigt Radikalfänger bzw. Antioxidantien – d. h.körpereigene und körperfremde Substanzen, die in<strong>der</strong> Lage sind Radikale zu neutralisieren und Oxidationenzu vermeiden. Als exogene Antioxidantiensind neben den Vitaminenin erster Linie pflanzlicheAntioxidantien wie Polyphenolebekannt, die <strong>der</strong>Gruppe <strong>der</strong> sekundärenPflanzeninhaltsstoffe zuzurechnensind. In <strong>der</strong>vorliegenden Arbeit von J.Bielenberg wird die Bedeutungvon Gewürzenund Kräutern für unsereErnährung hervorgehobenund eine Beteiligung<strong>der</strong> Antioxidantien an demWirkungsspektrum vielerHeilpflanzen postuliert.PraxisLESERBRIEF:Zum Thema „Chronische Krankheiten“ 190Reflexzonentherapie am Fuß (RZF) in <strong>der</strong> Therapiedes postoperativen paralytischen Ileus 192Chili gegen Prostata-Krebs 194FestvortragRede anlässlich des 110. ZAEN-Kongresses:Erfolgreiche, ganzheitliche Krebstherapien 196OriginalarbeitenG. Lüttig: „Thermalschlämme“ – ein neues Angebotin <strong>der</strong> europäischen Naturheilkunde 206J. Bielenberg: Gewürze und Heilkräuter alswichtige Quelle von Antioxidanzien 219C. H. Kuhn: Psycho-Neuro-Immunologie(PNI) 223188Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)