Originalarbeitenaustausch) aktivierten Montmorillonitdarunter versteht. In Bath handelt essich um Attapulgit. Dieser war dannauch Ausgangsstoff für eine Reihekosmetisch einsetzbarer Bentonitprodukte;die Erfindung <strong>der</strong> Gesichtsmaskegeht darauf zurück. Auch beziehtsich eine ganze anthroposophischeBewegung, die v. a. in Frankreicheinst aktive „Association Amour etVie“ auf diese „Argile curative“.Ein österreichischer Kurort, inwelchem bentonitische Tone appliziertwerden, ist Loipersdorf (Burgenland);<strong>der</strong> Bentonit kommt aus <strong>der</strong>Lagerstätte von Gossendorf.Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit istebenfalls aus Österreich zu vermelden,nämlich die Anwendung desbeim Sieden des Salzes aus dem sog.Haselgebirge zurückbleibenden Rückstandesaus Begleitgesteinen. DieserSoleschlamm wird in Bad Aussee undBad Ischl therapeutisch verwendet.Die zweite Klasse, die <strong>der</strong> Kalksteine,erscheint aufgrund <strong>der</strong> Meinungvieler Dermatologen, <strong>der</strong> so genannteSäuremantel <strong>der</strong> Haut dürfe beiAnwendungen nicht gestört werden,auf den ersten Blick als nicht sehrprospektiv. Umso verwun<strong>der</strong>licher istes, dass feingemahlene Schreibkreide<strong>der</strong> Oberkreideschichten, wie das auf<strong>der</strong> Insel Rügen geübt wird, mit Erfolgin Bä<strong>der</strong>n, Packungen und Aufträgen,auch Gesichtsmasken, appliziertwerden kann. Die Berichte <strong>der</strong>zuständigen Ärzte (u. a. von WÜNN,1956) sprechen nicht von Schädigungen<strong>der</strong> Haut, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> – ähnlichwie bei den Heiltorfbehandlungen– adstringierenden und glättendenWirkung und von dem Entstehen <strong>der</strong>v. a. von unserem alten MitstreiterHANS BAATZ (z. B. 1979) apostrophierten„Kin<strong>der</strong>popo-Haut“.Nach mündlicher Mitteilung vonProf. Dr. C. GOECKE, Aachen, wurde,ebenfalls mit Kreidegesteinen <strong>der</strong>Maastricht-Stufe, bei Valkenburg(Prov. Limburg), Heilkreide in denNie<strong>der</strong>landen therapeutisch eingesetzt.Das Projekt ist noch nicht zurReife gelangt.Die Gruppe <strong>der</strong> vulkanogenenParapeloide ist die interessanteste, undzwar wegen <strong>der</strong> bereits erörtertenFango-Frage. In Deutschland werdenzwei Fango-Produkte hergestellt, undzwar <strong>der</strong> Eifel-Fango und <strong>der</strong> FreiburgerFango.Der Eifel-Fango wird von <strong>der</strong> inBad Neuenahr ansässigen, gleichnamigenFirma des Grafen METTER-NICH aus dem sog. Traß gewonnen.Der schon von den Römern als Werksteinabgebaute Traß ist eine junge,quartäre Bildung aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong>Tuffite (fluviatil umgelagerte Tuffe)vom petrographischen Typ Trachyt. Erist eingeschaltet in die quartärenBimssteine und Aschen i. W. desBrohltales bei Nie<strong>der</strong>mending (J.FRECHEN, 1953) und enthält nebendem vulkanischen Material auch Anteile<strong>der</strong> liegenden paläozoischenSchiefer. Das Material wird gebrochen,gemahlen und mit Wasser versetzt,so entsteht ein peloidischesPulver ähnlich einem lockeren Tuffit.Früher wurde zeitweilig noch Kieselgurzugesetzt, offenkundig um denMaterialanteil mit freien Kornoberflächenzu erhöhen. Der Traß stehtpetrographisch wegen seiner trachytischenHerkunft als feldspatreichesVulkanitgestein nahe dem alkalischenEnde <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Eruptivgesteine.Wegen seiner guten hydraulischenEigenschaften und seiner Ionenaustauschfähigkeitist er in <strong>der</strong> Zementindustrieals Zusatz für Unterwasserzement,aber auch als Naturzementsehr begehrt. Das war den Römernschon bekannt.Hingegen ist <strong>der</strong> Freiburger Fango,<strong>der</strong> in Bötzingen/Kaiserstuhl von<strong>der</strong> Fa. H. G. Hauri abgebaut wird, eintertiärer Phonolith (WIMMENAUER,1966, 1972). Er wird gebrochen undfein gemahlen und ergibt, mit (0,4l/kg) Wasser versetzt, den Parapeloid-Fango. Er hat einen hohen Anteil anZeolith-Mineralen, v. a. von Klinoptilolith.Diese Minerale (Abb. 4) bestehenaus tetrae<strong>der</strong>förmigen Grundbausteinenmit einem feinporigen,spongösen Kanälchensystem, das demGestein zusätzlich zur hohen Kationen-AustauschkapazitätMolekularsieb-Eigenschaftenvermittelt. Dasmacht seinen Einsatz in <strong>der</strong> Tierhaltung,<strong>der</strong> Farben-, Bau- und pharmazeutischenIndustrie interessant.1/4 SeiteHypoAÄrztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)217
OriginalarbeitenIm Gegensatz zum Eifel-Fangogeht <strong>der</strong> Freiburger Fango mithin aufein echtes Ergussgestein, nicht auf einUmlagerungsprodukt zurück. Es führt– ebenfalls im Gegensatz – Feldspatvertreterund nicht Feldspäte.Die möglicherweise auch fürLaien erkennbaren petrographischenUnterschiede <strong>der</strong> beiden deutschenFangoarten sind aber in balneotechnischerHinsicht zweitrangig.Beiden Typen sind die folgendenCharakteristika gemein:– Gute Aufbereitbarkeit.– Vorteilhafte Korngrößenverteilung.– Gute Mischbarkeit mit Wasser.– Günstige rheologische Eigenschaften.– Vorteilhafte hydraulische Parameter.– Große Oberfläche.– Vorhandensein von Molekularsieb-Eigenschaften.– Ionenaustauschvermögen.– Gute Wärmedämmung, daher langeAbkühlungsdauer.Aus allen diesen Eigenschaftenergibt sich eine hervorragende thermophysikalischeWirksamkeit, die fürdie Behandlung v. a. von Indispositionendes Stütz- und Bewegungsapparates,aber auch solche aus demgynäkologischen Kreis wünschenswertist. Der Verfasser wie<strong>der</strong>holt aberan dieser Stelle den Hinweis, dass angesichtseiniger Charakteristika damitzu rechnen ist, dass <strong>der</strong> Fango auchbiochemische Wirkungen verursacht.An dieser Stelle besteht nochForschungsbedarf.Das wichtigste Faktum aber ist:Beide Peloidarten berechtigen –und zwar viel stärker als bei allenan<strong>der</strong>en ähnlichen Heilschlämmen– zur Benutzung des BegriffesFANGO sowohl für den Eifel- alsauch für den Freiburger Fango;beide sind echte Fango-Arten.Die restlichen Parapeloid-Klassensind in praxi nicht von ernsthafter Bedeutung.Man kann zwar praktischvon allen Festgesteinen Mineralpulverherstellen (TRÖGER, 1994), mankann sie auch mit Wasser zu Parapeloiden„dressen“, man wird auchHeilsuchende finden, die sie interno<strong>der</strong> extern verwenden, man wirdauch die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e physiologischeWirkung finden – z. B. als Bodenverbesserungs-o<strong>der</strong> gärtnerischesHilfsmittel –, und einige Pulver wurdensogar an orientalische Bedürftigeverkauft, die an eine aphrodisiakischeWirkung <strong>der</strong>selben glaubten; eineüberzeugende medizinische Rollespielen diese Gesteinsmehle nicht.Die in <strong>der</strong> Tabelle I außerdemverzeichneten Peloid-Apogonen (Abkömmlingein Form von Dressings mitTrägersubstanzen) und Peloidwässerdürfen im Zusammenhang mit <strong>der</strong>Themenstellung des Aufsatzes, von einerAusnahme abgesehen, außerhalb<strong>der</strong> Betrachtung bleiben.Die Vorstellung dieses im deutschsprachigenRaum eingeführten, bewährtenund Vorbildfunktion besitzendenbegrifflichen Gebäudes erschienin einer gewissen Ausführlichkeit vonnöten;die folgende Betrachtung kannerst auf diesem Fundament richtigverstanden werden.Prof. em. Dr. G. LüttigPast-Chairman Comm. VI(Balneologie, Medizin undTherapie) <strong>der</strong> InternationalPeat SocietyWittinger Str. 12629223 Celle218Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)