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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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Originalarbeitenmatisch von einem Prohormon abgespaltenwerden und nur in geringenMengen vorkommen. Hierzu gehörenz. B. die Releasinghormone des Hypothalamus,Insulin, die Schilddrüsenhormoneund die meisten in den 70erJahren gefundenen gastrointestinalenHormone wie z. B. Gastrin u. a. Zuden Peptidhormonen gehören aberauch die ebenfalls in den 70er Jahrenentdeckten Neurotransmitter o<strong>der</strong>Neuropeptide des Nervensystems.Interessanterweise fand man inden folgenden Jahren, dass die meistenPeptidhormone Mehrfachfunktionenhaben. So haben z. B. die gastrointestinalenHormone Cholecystokininund Vasoaktives Intestinales PolypeptidVIP ebenso wie die KatecholamineAdrenalin und Noradrenalinneben <strong>der</strong> Hormonfunktion auch Neurotransmitterfunktionen.Gleiches giltfür die zur gleichen Zeit entdecktenEncephaline und Endorphine.Bis heute sind gut 100 Neuropeptideisoliert und beschrieben worden.Man hält nach <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong>mRNA in den Nervenzellen mehrereTausend für möglich. Die Variationsmöglichkeitenvergrößern sich dadurch,dass die Endungen <strong>der</strong> meistenNervenzellen zwei o<strong>der</strong> drei verschiedeneTransmitter bilden können,die je<strong>der</strong> für sich an unterschiedlichenSynapsen unterschiedliche Auswirkungenhaben können, je nach Typvon Ionenkanal, den sie öffnen o<strong>der</strong>schließen. Die Steuerungsmöglichkeitenerstrecken sich außer auf die Art<strong>der</strong> Neuropeptide auch noch auf dieEnzyme, die das Peptid von dem Prohormonabspalten und auf die variableRezeptordichte auf <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong>Zielzellen.Es zeigte sich nun zusätzlich, dassetliche Vertreter dieser riesigen Zahlvon Neuropeptiden nicht nur vonZellen des ZNS, son<strong>der</strong>n auch vonImmunzellen gebildet und sezerniertwerden, die in diesem Fall Immunopeptidegenannt werden. So wird z. B.das o. g. VIP auch von polymorphkernigenLeukozyten und Mastzellengebildet und Betaendorphin, das beipositiven Gemütszuständen gebildetwird, wird sowohl im ZNS als auch inLymphozyten gefunden.Eine auffallende Dichte von Neuro-und Immunopeptidrezeptoren fandman im Gehirn – fast erwartungsgemäß– in den Gebieten des limbischenSystems, das schon länger als„Sitz <strong>der</strong> Gefühle“ galt.Für die klinische Diagnostik mussbetont werden, dass die Neuropeptidtransmitter,an<strong>der</strong>s als die Steroidhormone,im Blut kaum nachweisbarsind. Sie wirken in den LymphorganenThymus, Milz und Lymphknoten, wosich über 85 % <strong>der</strong> Lymphozyten desKörpers aufhalten, maximal 15 % sindin <strong>der</strong> Peripherie und können dortkaum von Neurotransmittern moduliertwerden.Nachdem nun diese Vielzahl vonhormonellen Botschaften mit ihrergroßen Vielzahl von Kommunikationsmöglichkeitenzwischen ZNS und Immunsystem(IS) bekannt sind, ergebensich gemäß Abbildung 2 zusammenfassendfolgende mögliche Kommunikationswege,auf denen negative o<strong>der</strong>positive Emotionen o<strong>der</strong> Geisteshaltungendas IS beeinflussen können.1. kann das ZNS direkt mit dem ISkommunizieren über die Hun<strong>der</strong>tevon Peptidhormonen mit extremfein abgestuften Regelmöglichkeitenüber die Art <strong>der</strong> Transmitter,ihre über Synthese- und Abbauenzymegesteuerte Menge undüber die Rezeptordichte.2a. ZNS-vegetatives-NS-IS: Es sindinzwischen cholinerge und adrenergeNervenfasern in allen lymphatischenOrganen nachgewiesenworden. Cholinerge Reize des Parasympathikus(Entspannung) undalphaadrenerge Reize <strong>der</strong> aktivenStressachse Sympathikus-NNMstimulieren, betaadrenerge Stressreizedes Sympathikus hemmendie Immunzellen direkt.2b. ZNS-sensibles-NS-IS: Aktivierungdes Immunsystems durchSchmerzneuropeptid Substanz P,umgekehrt melden z. B. Endorphinedem Gehirn Schmerzlin<strong>der</strong>ung.3. ZNS-endokrines-System-IS: ZumBeispiel wird das IS durch NNR-Hormone <strong>der</strong> passiven Stressachse(siehe Abb. 1) gehemmt, umgekehrtkönnen Immunopeptide hypothalamischeZentren aktivieren.4. Die Zellen des IS kommunizierenuntereinan<strong>der</strong> durch die parakrinenGewebspeptidhormone Interleukine,Interferone und Cytokine,mit denen sich die Immunzellengegenseitig regulieren.Zusammenfassend hießen also diedrei Wurzeln <strong>der</strong> PNI in den 70erJahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts:1. Paradigmenwechsel zu komplexemNetzwerkdenken und interdisziplinärerZusammenarbeit vonPsychologie, Neurologie, Endokrinologieund Immunologie.2. Stresskonzepterweiterung <strong>der</strong> psychosomatischenMedizin vom Individuumzur systemischen Gruppeim sozialen Kontext und Beschreibungvon zwei verschiedenenStressachsen mit verschiedenengesundheitlichen Auswirkungen.3. Molekular-biochemisch-nanotechnologischeErforschung von Eicosanoidenund Peptidhormonen alsNeuro- und gleichzeitig Immunotransmittersubstanzen.Den Begriff PNI geprägt hat eineForschergruppe <strong>der</strong> psychiatrischenUniversitätsklinik Rochester/NewYork: ROBERT ADER machte dort 1974folgendes Konditionierungsexperimentzur Immunsuppression bei Ratten:Kurz nach <strong>der</strong> Gabe von Zuckerlösung(konditionierter Reiz) wurdeden Tieren die immunsuppressiv wirkendeSubstanz Cyclophosphamidinjiziert (unkonditionierter Reiz). DreiTage nach Abschluss <strong>der</strong> Konditionierungsphase,d. h. <strong>der</strong> Kopplung bei<strong>der</strong>Stimuli, wurden den Tieren als AntigenSchafserythrozyten injiziert. DieVersuchsgruppe bekam dann weiterdie Zuckerlösung, jetzt ohne Cyclophosphamidinjektion.Es zeigte sich,dass diese Tiere im Vergleich zurKontrollgruppe signifikant geringere226Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 47, 4 (2006)

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