Umsetzung eins Konzepts - IntensivCareUnit
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Basale Stimulation – <strong>Umsetzung</strong> eines <strong>Konzepts</strong> Solingen 1999<br />
Ein weiteres Gebiet mit einer großen Zahl von Rezeptoren ist der Mund.<br />
Der Mund mit Zunge, Lippen und Wangen bildet eine stark berührungs-<br />
empfindliche Fläche. Babys saugen mit dem Mund nicht nur Milch,<br />
sondern auch körperliche Empfindungen auf. Erste Vokale werden mit ihm<br />
geformt und ein großer Teil unserer Kommunikation erfolgt über die<br />
Hände und den Mund. Zusammen stellen sie eine funktionelle Einheit dar<br />
und vollführen bestimmte Handlungsmuster, die im Gehirn gespeichert<br />
sind und ständig durch neue Erfahrungen erweitert werden. Es ist möglich,<br />
diese unbewußten Erinnerungen bei Bewußtlosen, Komatösen, usw., im<br />
Rahmen der Basalen Stimulation wieder hervorzurufen.<br />
Im Gebiet der somatischen Stimulation wird der Vibrationssinn mitein-<br />
bezogen. Für die Registrierung von Vibration über die Haut sind die<br />
Paccini-Rezeptoren zuständig. Sie haben die Fähigkeit, sich schnell<br />
adaptieren zu können und reagieren im Gegensatz zu den Meissner´sche<br />
Rezeptoren (Dauerdruck) auf Druckbeschleunigung, d.h. sie sind in der<br />
Lage schnell aufeinanderfolgende Einzelreize als Vibration zu registrieren.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, das Feten Vibrationen im Mutterleib<br />
wahrnehmen können. Durch lokale Reizungen werden die Paccini-<br />
Körperchen auch nach der Geburt immer wieder gereizt und erweitern die<br />
zentralen Verschaltungen im Gehirn. Deshalb versucht die Basale<br />
Stimulation hier anzusetzen und Wahrnehmungsbereiche wieder zu<br />
aktivieren.<br />
Das Schmerzempfinden geht über die Haut und wird über sogenannte<br />
Nozirezeptoren registriert, dies sind freie Nervenendigungen. Sie sind<br />
inaktiviert und werden erst bei Krankheit lebendig oder wenn sie<br />
mechanisch oder thermisch gereizt werden. Der Schmerz geht über in das<br />
Zentralnervensystem und kann je nach Lokalisation in allen Ebenen des<br />
Körpers eine Reaktion hervorrufen.<br />
Pickenhain behauptet, Schmerzreize seien nicht angeboren, sondern<br />
würden im frühkindlichen Alter erlernt (1998). In dieser Zeit kommt es im<br />
Rahmen der Schmerzempfindung zu einer fortschreitenden Entwicklung<br />
beginnend von Allgemeinreaktionen (schreien, weinen) bis hin zu<br />
lokalisierten Empfindungen (der Schmerz sitzt an dieser Stelle, hier tut<br />
David 34 Schott, Dirk Voigt, Maria Friederich, Marion Küpper