Thema 4Anpassungs- und Emissionsminderungsoptionen und -reaktionen sowie die Wechselwirkung mit nachhaltiger Entwicklung auf globaler und regionaler EbeneTabelle 4.1. Ausgewählte Beispiele geplanter Anpassung nach Sektoren.SektorAnpassungsmöglichkeit/-strategieZugrundeliegender politischer RahmenWasser{WGII, 5.5, 16.4;Tabellen 3.5, 11.6,17.1}Erweiterte Regenwassernutzung; Wasserspeicherungs-und –schutztechniken; Wasserwiedernutzung;Entsalzung; Effi zienz in Wassernutzungund BewässerungNationale Wasserpolitik und integriertesResserressourcenmanagement; wasserbezogenesGefahrenmanagementLandwirtschaft{WGII 10.5, 13.5;Tabelle 10.8}Anpassung von Pfl anzzeiten und Ertragspflanzensorten; Umsiedlung von Ertragspfl anzen;verbesserte Bodenbewirtschaftung, z.B.Erosionsbekämpfung und Bodenschutz durchBaumpfl anzungenF&E-Politik; institutionelle Reform; Grundbesitz-und Bodenreform; Schulung;Kapazitätsaufbau; Ertragsversicherung;fi nanzielle Anreize, z.B. Subventionen undSteuervergünstigungenInfrastruktur/Siedlung(einschl. Küstengebiete)WGII 3.6, 11.4; Tabellen6.11, 17.1}Umsiedlung; Deiche und Sturmfl utbarrieren;Dünenverstärkung; Landgewinnung und Schaffungvon Marschland/Feuchtgebieten als Puffergegen Meeresspiegelanstieg und Überfl utung;Schutz bestehender natürlicher BarrierenStandards und Regulierungen, die dieBerücksichtigung des Klimawandels indie zugehörigen Vorschriften integrieren;Landnutzungspolitik; Baugesetze; VersicherungMenschliche GesundheitWGII 14.5, Tabelle 10.8}Gesundheitsaktionspläne für Hitzewellen;medizinische Notfallversorgung; verbesserteKrankheitsüberwachung unter Berücksichtigungdes Klimawandels und bessere Vorsorge; sauberesWasser und verbesserte HygieneÖffentliche Gesundheitspolitik, die Klimarisikenberücksichtigt; Ausbau derGesundheitsdienste; regionale und internationaleZusammenarbeitTourismus{WGII 12.5, 15.5, 17.5;Tabelle 17.1}Erweiterung des Angebots an Tourismusattraktionenund Erweiterung der Einnahmemöglichkeitenauf dieser Basis; Verlagerung von Skipistenin höhere Lagen und auf Gletscher; KunstschneeherstellungIntegrierte Planung (z.B. Belastbarkeit;Verbindungen mit anderen Sektoren);fi nanzielle Anreize, z.B. Subventionen undSteuervergünstigungenVerkehr{WGII 7.6, 17.2}Neuordnung/Verlegung; Planungsstandards fürStraßen, Schienen und andere Infrastruktur, dieAspekte wie Erwärmung und Entwässerung technischmeisternEinbeziehung von Aspekten des Klimawandelsin die nationale Verkehrspolitik;F&E-Investitionen für besondere Situationen,z.B. PermafrostgebieteEnergie{WGII 7.4, 16.2}Ausbau des Freileitungsnetzes und der Verteilungsinfrastruktur;Erdkabel für Versorgungsbetriebe;Energieeffi zienz; Nutzung erneuerbarerQuellen; Verringerung der Abhängigkeit voneinzelnen EnergiequellenNationale Energiepolitik, Gesetze sowiesteuerliche und fi nanzielle Anreize zurFörderung der Nutzung alternativerQuellen; Einbeziehung des Klimawandelsin Vorgaben und PlanungenAnmerkung:Weitere Beispiele aus zahlreichen Sektoren würden Frühwarnsysteme mit einschließen.Wichtige Hemmnisse und Möglichkeiten im Rahmender Umsetzung (normaler Schriftsatz = Hemmnisse; kursiv= Möglichkeiten)Finanzielle, personelle und technische Hindernisse; integriertesWasserressourcenmanagement; Synergien mitanderen SektorenTechnologische & finanzielle Hemmnisse; Zugang zu neuenSorten; Märkte; längere Wachstumsperiode in höherenBreiten; Erträge durch „neue“ ProdukteFinanzielle & technologische Hemmnisse; Verfügbarkeitvon Raum für Umsiedlungsmaßnahmen; integrierte Politikund ganzheitliches Management; Synergien mit Zielen dernachhaltigen EntwicklungGrenzen menschlicher Widerstandsfähigkeit (besondersanfällige Bevölkerungsgruppen); Wissensbeschränkungen;finanzielle Kapazität; verbesserte Gesundheitsdienste;höhere LebensqualitätAnziehungskraft/Vermarktung neuer Attraktionen; finanzielleund logistische Herausforderungen; mögliche nachteiligeAuswirkungen auf andere Sektoren (z.B. könnte Kunstschneeherstellungden Energiebedarf erhöhen); Erlöse aus„neuen“ Attraktionen; Einbeziehung einer größeren Zahl vonInteressensvertreternFinanzielle & technologische Hemmnisse; Verfügbarkeitweniger anfälliger Routen; verbesserte Technologien undVerknüpfung mit wichtigen Sektoren (z.B. Energie)Zugang zu praktikablen Alternativen; finanzielle und technologischeHemmnisse; Akzeptanz neuer Technologien; Anreizefür neue Technologien; Nutzung lokaler Ressourcen63
Thema 4Anpassungs- und Emissionsminderungsoptionen und -reaktionen sowie die Wechselwirkung mit nachhaltiger Entwicklung auf globaler und regionaler Ebene4.3 Möglichkeiten zurEmissionsminderungSowohl aus Bottom-up- als auch aus Top-down-Untersuchungen22 geht hervor, dass hohe Übereinstimmung undeine starke Beweislage dafür existieren, dass ein signifikanteswirtschaftliches Potenzial 22 für die Minderung vonglobalen Treibhausgasemissionen über die nächsten Jahrzehntebesteht, welches den projizierten Zuwachs globalerEmissionen kompensieren oder die Emissionen unter dieaktuellen Werte senken könnte. {WGIII 11.3, SPM}Abbildung 4.1 vergleicht das weltweite wirtschaftlicheEmissionsminderungspotenzial im Jahr 2030 mit dem projiziertenEmissionszuwachs in der Zeit von 2000 bis 2030. Bottomup-Untersuchungenweisen darauf hin, dass Emissionsminderungsmöglichkeitenmit negativen Nettokosten 23 das Potenzialhaben, Emissionen im Jahr 2030 um etwa 6 Gt CO 2-Äq./Jahrzu senken. Dies zu realisieren erfordert, sich mit Hemmnissenbei der Umsetzung zu befassen. Das wirtschaftliche Emissionsminderungspotenzial,das im Allgemeinen größer als dasMarktpotenzial zur Emissionsminderung ist, kann nur ausgeschöpftwerden, wenn angemessene Maßnahmen vorhandenund Hemmnisse beseitigt sind 22 . {WGIII 11.3, SPM}Abbildung 4.2 zeigt Schätzungen des wirtschaftlichenEmissionsminderungspotenzials und der Grenzkosten aus Bottom-up-Studiennach Sektoren (korrigiert für Doppelzählungdes Emissionsminderungspotenzials). Während Top-down- undBottom-up-Untersuchungen auf globaler Ebene übereinstimmen,bestehen auf sektoraler Ebene erhebliche Unterschiede.{WGIII 11.3, SPM}Keine einzelne Technologie kann das gesamte Emissionsminderungspotenzialeines Sektors liefern. Tabelle 4.2 zähltausgewählte Beispiele von Schlüsseltechnologien, -politiken,-hemmnissen und –gelegenheiten nach Sektoren auf. {WGIIISPM}Vergleich weltweiter wirtschaftlicher Emissionsminderungspotenzialemit projizierten Emissionszuwächsen im Jahr 2030Abbildung 4.1. Aus Bottom-up- (Tafel a) und Top-down-Untersuchungen (Tafel b) abgeschätztes weltweites wirtschaftliches Emissionsminderungspotenzialim Jahr 2030 im Vergleich mit den projizierten Emissionszuwächsen aus SRES-Szenarien relativ zu den THG-Emissionen im Jahr2000 von 40,8 Gt CO 2-Äq. (Tafel c). Anmerkung: THG-Emissionen im Jahr 2000 schließen weder Emissionen aus der Zersetzung oberirdischerBiomasse, die nach Abholzung oder Entwaldung verbleibt, noch aus Torffeuern und trockengelegten Torfböden mit ein, um die Konsistenz mit denSRES-Emissionszahlen sicherzustellen. {WGIII Abbildungen SPM.4, SPM.5A, SPM.5B}22Das Konzept des „Emissionsminderungspotenzials“ wurde entwickelt, um das Ausmaß der THG-Emissionsminderung einzuschätzen, das im Verhältnis zu denReferenzemissionen zu einem festgelegten Kohlendioxidpreis (ausgedrückt in Kosten pro Einheit an vermiedenen oder verringerten CO 2-Äq.-Emissionen) erreicht werdenkönnte. Das Emissionsminderungspotenzial wird weiter in „Marktpotenzial“ und „wirtschaftliches Potenzial“ unterschieden.Marktpotenzial zur Emissionsminderung ist das auf der Anlastung privater Kosten und Diskontraten basierende Emissionsminderungspotenzial, das unter prognostiziertenMarktbedingungen, einschließlich der zurzeit vorhandenen Politiken und Maßnahmen, erwartet werden kann (und die Sichtweise von privaten Verbrauchernund Firmen wiederspiegelt). Dabei wird berücksichtigt, dass Hemmnisse die tatsächliche Umsetzung begrenzen.Wirtschaftliches Emissionsminderungspotenzial ist das Emissionsminderungspotenzial, das eine Anlastung sozialer Kosten, Gewinne und Diskontraten miteinbezieht (und dabei die Sichtweise der Gesellschaft wiederspiegelt; soziale Diskontraten sind niedriger als die von privaten Investoren angesetzten), unter derAnnahme, dass die Effi zienz des Marktes durch Politiken und Maßnahmen verbessert wird und dass Hemmnisse abgebaut werden.Das Emissionsminderungspotenzial wird über unterschiedliche Vorgehensweisen abgeschätzt. Bottom-up-Untersuchungen basieren auf der Bewertung von Optionenzur Emissionsminderung, wobei der Schwerpunkt auf bestimmten Technologien und Regulierungen liegt. Es handelt sich typischerweise um sektorale Untersuchungenunter der Annahme einer unveränderten Makroökonomie.Top-down-Untersuchungen bewerten das gesamtwirtschaftliche Potenzial an Emissionsminderungsmöglichkeiten. Sie nutzen weltweit konsistente Rahmenbedingungenund aggregierte Informationen über Emissionsminderungsoptionen und schließen makroökonomische und Markt-Rückkopplungen mit ein.23Optionen mit negativen Nettokosten (no regret bzw. nachteilfreie Optionen) sind als diejenigen Optionen definiert, deren Vorteile wie geringere Energiekosten undverringerte Emissionen lokaler/regionaler Schadstoffe ihre Kosten für die Gesellschaft aufwiegen oder übersteigen, wobei die Vorteile einer vermiedenen Klimaänderungausgeklammert werden.64