Thema 6Gesicherte Erkenntnisse, HauptunsicherheitenOzeane, wodurch der Anteil der in der Atmosphäre verbleibendenanthropogenen Emissionen erhöht wird. {WGI 7.3, 10.4, 10.5,SPM}Die anthropogene Erwärmung und der Meeresspiegelanstiegwürden aufgrund der Zeitskalen, die mit Klimaprozessen undRückkopplungen verbunden sind, über Jahrhunderte andauern,selbst wenn die Treibhausgasemissionen so reduziert würden,so dass sich die THG-Konzentrationen stabilisieren könnten.{WGI 10.7, SPM}Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Gleichgewichtsklimasensitivitätunter 1,5 °C liegt. {WGI 8.6, 9.6, Kasten 10.2, SPM}Einige Systeme, Sektoren und Regionen werden wahrscheinlichbesonders durch den Klimawandel betroffen sein.Die Systeme und Sektoren sind einige Ökosysteme (Tundra,boreale Wälder, Gebirge, mediterrane Ökosysteme, Mangroven,Salzmarschen, Korallenriffe und Meereisbiome), niedriggelegeneKüsten, Wasserressourcen in einigen trockenen Gebietenmittlerer Breite und in den trockenen Tropen, und – inGebieten, die von der Schnee- und Eisschmelze abhängen –Landwirtschaft in den niedrigen Breiten sowie die menschlicheGesundheit in Gegenden mit geringer Anpassungskapazität.Die Regionen sind die Arktis, Sub-Sahara-Afrika, kleine Inselnund asiatische Megadeltas. In anderen Regionen, selbst solchenmit hohen Einkommen, können einige Menschen, Gebiete undTätigkeiten besonders gefährdet sein. {WGII TS.4.5}Die Auswirkungen werden sehr wahrscheinlich aufgrunderhöhter Häufigkeit und Intensität einiger Extremwetterereignissezunehmen. Jüngste Ereignisse haben die Verwundbarkeiteiniger Sektoren und Regionen, auch in entwickelten Ländern,gegenüber Hitzewellen und tropischen Wirbelstürmen, Überschwemmungenund Dürre aufgezeigt, was im Vergleich zu denErgebnissen des TAR stärkere Gründe zur Besorgnis liefert.{WGII Tabelle SPM.2, 19.3}HauptunsicherheitenUnsicherheit in Bezug auf die Gleichgewichtsklimasensitivitätschafft Unsicherheit bezüglich der erwarteten Erwärmungfür ein bestimmtes CO 2-Äq.-Stabilisierungsszenario. Unsicherheitbezüglich der Kohlenstoffkreislauf-Rückkopplung schafftUnsicherheit in Bezug auf die Emissionstrajektorie, die für dieErreichung eines bestimmten Stabilisierungsniveaus benötigtwird. {WGI 7.3, 10.4, 10.5, SPM}Die Modelle unterscheiden sich erheblich in ihrer Abschätzungder Stärke verschiedener Rückkopplungen im Klimasystem,insbesondere Wolkenrückkopplungen, Wärmeaufnahmeim Ozean und Kohlenstoffkreislauf-Rückkopplungen, obwohles auf diesen Gebieten Fortschritte gegeben hat. Darüberhinausist das Vertrauen in die Projektionen einiger Variablen (z.B.Temperatur) höher als in die anderer (z.B. Niederschlag) und isthöher für größere räumliche Maßstäbe und längere Mittelungszeiträume.{WGI 7.3, 8.1-8.7, 9.6, 10.2, 10.7, SPM; WGII 4.4}Auswirkungen von Aerosolen auf das Ausmaß der Temperaturreaktion,von Wolken und Niederschlägen bleiben unsicher.{WGI 2.9, 7.5, 9.2, 9.4, 9.5}Zukünftige Veränderungen in den Massen der grönländischenund antarktischen Eisschilde, insbesondere aufgrund vonVeränderungen des Eisflusses, stellen eine Hauptunsicherheitsquelledar, die die Projektionen des Meeresspiegelanstiegs erhöhenkönnte. Die Unsicherheit bezüglich des Eindringens vonWärme in die Ozeane trägt auch zur Unsicherheit in Bezug aufden zukünftigen Meeresspiegelanstieg bei. {WGI 4.6, 6.4, 10.3,10.7, SPM}Großskalige Veränderungen von Meeresströmungen jenseitsdes 21. Jahrhunderts können aufgrund der Unsicherheitenbezüglich der Schmelzwasserzufuhr vom Grönlandeisschildund der Modellreaktion auf die Erwärmung nicht zuverlässigabgeschätzt werden {WGI 6.4, 8.7, 10.3}Projektionen des Klimawandels und seiner Auswirkungenjenseits etwa des Jahres 2050 sind stark szenarien- und modellabhängig,und verbesserte Projektionen benötigten ein besseresVerständnis der Unsicherheitsquellen und Verbesserungenin den Netzwerken für systematische Beobachtungen. {WGIITS.6}Wirkungsforschung wird durch Unsicherheiten rund um regionaleProjektionen von Klimawandel, insbesondere von Niederschlägen,erschwert. {WGII TS.6}Das Verständnis über Ereignisse geringer Wahrscheinlichkeitmit großer Wirkung und über die kumulativen Auswirkungenvon Serien kleiner Ereignisse, das für risikobasierte Ansätzeder Entscheidungsfindung nötig ist, ist allgemein begrenzt.{WGII 19.4, 20.2, 20.4, 20.9, TS.6}6.3 Reaktionen auf KlimawandelGesicherte ErkenntnisseEine gewisse geplante Anpassung (menschlicher Aktivitäten)findet bereits statt; es ist umfassendere Anpassung nötig,um die Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel zu mindern.{WGII 17.ES, 20.5, Tabelle 20.6, SPM}Ungebremster Klimawandel würde langfristig die Anpassungskapazitätvon natürlichen, bewirtschafteten und menschlichenSystemen wahrscheinlich überschreiten. {WGII 20.7, SPM}Zurzeit steht in allen Sektoren eine große Bandbreite anEmissionsminderungsmöglichkeiten zur Verfügung oder wirdbis spätestens 2030 als verfügbar projiziert. Das wirtschaftlicheEmissionsminderungspotenzial zu Nettokosten, die von negativbis zu 100 US-$/t CO 2-Äq. reichen, reicht aus, um den projiziertenZuwachs an weltweiten Emissionen auszugleichen oder dieEmissionen im Jahr 2030 unter die aktuellen Werte zu senken.{WGIII 11.3, SPM}Viele Auswirkungen können durch Emissionsminderungverringert, verzögert oder vermieden werden. Bemühungen zurEmissionsminderung und Investitionen über die nächsten 2-3Jahrzehnte werden eine große Wirkung auf die Möglichkeitenzur Erreichung niedrigerer Stabilisierungsniveaus haben. VerzögerteEmissionsminderungen schränken die Möglichkeiten83
Thema 6Gesicherte Erkenntnisse, Hauptunsicherheitenzur Erreichung niedrigerer Stabilisierungsniveaus signifikantein und erhöhen das Risiko schwerwiegenderer Klimawirkungen.{WGII SPM, WGIII SPM}Die Bandbreite der bewerteten Stabilisierungsniveaus fürTHG-Konzentrationen kann durch die Anwendung eines Portfoliosan heute verfügbaren Technologien und solchen, diewahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten auf den Marktkommen, erreicht werden. Dies setzt voraus, dass angemesseneund wirkungsvolle Anreize bestehen und Hemmnisse abgebautwerden. Darüberhinaus wäre weitere FE&D nötig, um dietechnische Leistung von neuen Technologien zu verbessern,ihre Kosten zu senken und ihre gesellschaftliche Akzeptanz zuerreichen. Je niedriger die Stabilisierungsniveaus, desto größerder Bedarf an Investitionen in neue Technologien in den kommendenJahrzehnten. {WGIII 3.3, 3.4}Die Entwicklung durch einen Wechsel des Entwicklungspfadsnachhaltiger zu gestalten kann einen wichtigen Beitragzur Minderung des Klimawandels, zur Anpassung daran undzur Verringerung von Verwundbarkeiten leisten. {WGII 18.7,20.3, SPM; WGIII 13.2, SPM}Entscheidungen über gesamtwirtschaftliche und andere Politiken,die nicht mit dem Klimawandel zusammenzuhängenscheinen, können Emissionen signifikant beeinflussen. {WGIII12.2}HauptunsicherheitenDas Verständnis darüber, wie Entwicklungsplaner Informationenüber Klimavariabilität und –veränderung in ihre Entscheidungeneinfließen lassen, ist begrenzt. Dies schränkt dieintegrierte Abschätzung von Verwundbarkeiten ein. {WGII 18.8,20.9}Die Entwicklung und Nutzung der Kapazität zur Anpassungund zur Emissionsminderung hängen von zugrundeliegendensozioökonomischen Entwicklungspfaden ab. {WGII 17.3, 17.4,18.6, 19.4, 20.9}Hemmnisse, Einschränkungen und Kosten der Anpassungsind nicht vollständig verstanden, teilweise, weil effektive Anpassungsmaßnahmenstark von geographischen und klimatischenRisikofaktoren sowie von institutionellen, politischenund finanziellen Einschränkungen abhängen. {WGII SPM}Schätzungen von Emissionsminderungskosten und –potenzialenhängen von Annahmen über zukünftiges sozioökonomischesWachstum, Technologiewandel und Konsummusterab. Unsicherheiten entstehen insbesondere aus Annahmen überdie Treiber von Technologieverbreitung und das Potenzial langfristigerTechnologieleistung und Kostenverbesserungen. Auchweiß man wenig über die Auswirkungen von Änderungen imVerhalten und in Lebensstilen. {WGIII 3.3, 3.4, 11.3}Die Auswirkungen von Nicht-Klima-Politiken [d.h. nichtdirekt klimaschutzbezogenen Politiken, Anm. d. Übers.] aufEmissionen sind schlecht quantifiziert. {WGIII 12.2.}84