Stenographischer Bericht 223. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Parl. Staatssekretär Gerd Andres<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>223.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Mittwoch, den 13. März 2002<br />
sungsrechtlichen und organisatorischen Problemen zu<br />
lösen. Ich gehe davon aus, dass durch Synergieeffekte<br />
Einsparungen erzielt werden. Die Neuordnung muss sich<br />
gesamtwirtschaftlich rechnen. Zugleich müssen die daraus<br />
resultierenden Finanzverteilungseffekte ausgewogen<br />
sein. Die genauen Finanzierungseffekte sind vom Inhalt<br />
der Neustrukturierung abhängig und können zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt noch nicht quantifiziert werden.<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Zusatzfrage?<br />
Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Herr Staatssekretär,<br />
geben Sie mir Recht, dass, wenn der Bundesfinanzminister<br />
im Zusammenhang mit dem Sparkonzept<br />
zur Einhaltung der Maastricht-Kriterien diese Maßnahme<br />
an erster Stelle nennt, der Verdacht auf der Hand liegt, im<br />
Bundeshaushalt solle an dieser Stelle kräftig gespart<br />
werden?<br />
Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Arbeit und Sozialordnung: Herr Abgeordneter<br />
Fromme, einen Verdacht kann ich weder bestätigen noch<br />
ausräumen. Es ist Ihre Angelegenheit, wie Sie etwas bewerten.<br />
Der Bundesfinanzminister ist zurzeit dabei, eine<br />
Kommission zu installieren, die sich insbesondere mit der<br />
kommunalen Finanzsituation auseinander setzt. Dass dabei<br />
beispielsweise Fragen der Ausgaben für die Sozialhilfe<br />
eine Rolle spielen, ist klar. Aber mit der Frage, ob<br />
man Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe entweder anders<br />
miteinander verzahnt oder auch verschmilzt und mit welchen<br />
finanziellen Entwicklungen dabei gerechnet werden<br />
kann, hat das nichts zu tun. Es hängt sehr von der Gestaltung<br />
ab und davon, welche Maßnahmen durchgeführt<br />
werden, um entsprechende Effekte ausweisen zu können.<br />
Danach haben Sie schließlich gefragt.<br />
Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Wie ich Sie<br />
jetzt verstehen muss, sind durch die organisatorische Zusammenlegung<br />
allein keine Einsparungen zu erzielen,<br />
sondern es müssen andere Maßnahmen damit verbunden<br />
werden. Können Sie wenigstens das bestätigen?<br />
Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Arbeit und Sozialordnung: Nein, Herr Abgeordneter<br />
Fromme. Man muss das Problem sehen, das sich<br />
dahinter verbirgt. Auf der einen Seite gibt es die Arbeitslosenhilfe,<br />
die durch das SGB III garantiert ist und durch<br />
den Bund finanziert wird. Auf der anderen Seite gibt es<br />
die Sozialhilfe, die über die Sozialhilfeträger – sprich:<br />
überwiegend durch die Länder – finanziert wird. Dabei<br />
handelt es sich um zwei unterschiedliche Systeme. Die<br />
Arbeitslosenhilfe ist in ihrer Ableitung sozusagen eine<br />
Lohnersatzleistung, während die Sozialhilfe das sozioökonomische<br />
Lebenshaltungsminimum finanzieren soll.<br />
Schon aus den unterschiedlichen Finanzierungsquellen<br />
und Ableitungen ist erkennbar, welche Probleme sich in<br />
diesem Zusammenhang ergeben.<br />
Was die Schnittmenge angeht, beschränkt sich die Auseinandersetzung<br />
auf diejenigen, die Sozialhilfe beziehen,<br />
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im erwerbsfähigen Alter sind und bei denen Anstrengungen<br />
unternommen werden müssten, sie in eine Arbeitsstelle<br />
zu vermitteln bzw. in Arbeit zu bringen, damit der<br />
Bezug von Sozialhilfe wie auch von Arbeitslosenhilfe<br />
entfällt. Es handelt sich also um relativ schwierige Materien,<br />
die man angehen muss und die wir – die Bundesregierung<br />
hat bereits angekündigt, dass dies in der nächsten<br />
Legislaturperiode angepackt wird – auch angehen wollen.<br />
Aber solange die Entscheidung, ob beides zusammengelegt<br />
werden oder ob eine Zusammenführung im Sinne<br />
einer engen Kooperation erfolgen soll, nicht gefällt ist,<br />
sind über die finanziellen Auswirkungen keine Aussagen<br />
möglich.<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Eine Zusatzfrage<br />
des Kollegen Dr. Klaus Grehn.<br />
Dr. Klaus Grehn (PDS): Herr Staatssekretär, denkt<br />
die Bundesregierung bei der Zusammenlegung auch an<br />
Alternativen und wäre es für die Bundesregierung eine<br />
Alternative, wenn alles, was den Bereich Arbeitslosigkeit<br />
betrifft und alles, was sich um diesen Bereich rankt,<br />
einschließlich privater Vermittlung, in die Arbeitsverwaltung<br />
eingeordnet und die Sozialhilfe auf das zurückgeführt<br />
würde, wofür sie ursprünglich gedacht war, nämlich<br />
als Hilfe in besonderen Lebenslagen?<br />
Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Arbeit und Sozialordnung: Herr Abgeordneter<br />
Grehn, wenn Sie eben der Zielsetzung zugestimmt haben,<br />
zuallererst Langzeitarbeitslose aus der Arbeitslosigkeit<br />
herauszuführen, dann müssen Sie sehen, dass eines der<br />
Modelle unter anderem darin besteht, beispielsweise Arbeitslosenhilfeempfänger,<br />
die ergänzende Sozialhilfe bekommen,<br />
zu betreuen und mit ihnen entsprechend umzugehen.<br />
Aus der Arbeit des Ausschusses für Arbeit und<br />
Sozialordnung ist Ihnen bekannt, dass die Bundesregierung<br />
gegenwärtig einen Modellversuch mit dem Titel<br />
„MoZArT“ durchführt, in dem die Zusammenarbeit zwischen<br />
Arbeitsverwaltung und Sozialhilfeträgern in<br />
30 Modellprojekten in der Bundesrepublik erprobt wird.<br />
Wir haben dafür die rechtlichen Grundlagen geändert,<br />
damit es möglich ist, dass Leistungen aus einer Hand gewährt<br />
werden, also Arbeitsämter auch die Sozialhilfeleistungen<br />
auszahlen können oder Sozialämter die der Arbeitslosenhilfe.<br />
Wenn dies systematisch durchdacht wird, erscheint es<br />
in der Tat sinnvoll, darüber nachzudenken, wie man in<br />
einer organisatorischen Einheit für diese Zielgruppe – es<br />
geht nur um Sozialhilfeempfänger, die im arbeitsfähigen<br />
Alter sind, einer Arbeit nachgehen könnten und gleichzeitig<br />
Bezieher von Arbeitslosenhilfe sind – ein Modell<br />
finden könnte, das ermöglicht, dass die Betreuung aus<br />
einer Hand erfolgt, dass alle Maßnahmen der aktiven<br />
Arbeitsförderung stattfinden und Drehtüreffekte – erst<br />
ist jemand in dem einen Leistungssystem und wird dann<br />
an das nächste weitergegeben – unterbleiben und Ähnliches<br />
mehr. Darüber wird gegenwärtig diskutiert. Wir<br />
haben zwar angekündigt, dass wir die Systeme stärker<br />
miteinander verzahnen wollen. Aber welche Lösung<br />
(C)<br />
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