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Stenographischer Bericht 223. Sitzung - Deutscher Bundestag

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22156<br />

Dr. Dieter Thomae<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>223.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Mittwoch, den 13. März 2002<br />

1998, als Sie die Regierung übernommen haben, konnten<br />

die Krankenkassen ein nennenswertes Plus vorweisen.<br />

Heute haben sie – das steht definitiv fest – ein nennenswertes<br />

Minus.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Die medizinische Versorgung ist nicht besser geworden.<br />

Aufgrund Ihrer Budgetierungspolitik sind viele Leistungen<br />

nicht mehr erbracht worden. Die Mediziner können<br />

nicht mehr alle Arzneimittel, krankengymnastischen<br />

und logopädischen Maßnahmen verschreiben, weil ihr<br />

Budget erschöpft ist. Daran ändert auch nichts, dass Sie<br />

glauben, mit der Beseitigung des Arzneimittelbudgets sei<br />

das Problem gelöst.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Aufgrund Ihrer Budgetierungspolitik<br />

sinkt der Punktwert. Hier gibt es große<br />

Probleme; denn gerade in den neuen Bundesländern werden<br />

viele Praxen nicht mehr besetzt. Darunter leidet die<br />

medizinische Versorgung in den neuen Bundesländern<br />

massiv. Dies haben Sie zu verantworten.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Sie machen nun bestimmte Gruppen für das Defizit der<br />

Krankenkassen verantwortlich. Sie beschimpfen die<br />

Ärzte, weil sie zu viele Arzneimittel verschrieben. Man<br />

muss aber feststellen, dass aufgrund Ihrer strengen<br />

Budgetierung hochinnovative Arzneimittel für chronisch<br />

Kranke über viele Wochen und Monate hinweg nicht verschrieben<br />

wurden. Diese leiden am meisten unter Ihrer<br />

Politik. Das, was Sie betreiben, ist schlimmer als eine<br />

Zweiklassenmedizin.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Sie beschimpfen auch die Krankenkassen, weil diesen<br />

die Verwaltungsausgaben davonliefen. Die steigen in der<br />

Tat. Wenn man aber sieht, welche Einzelgesetze Sie auf<br />

den Weg gebracht haben und welche Auswirkungen diese<br />

auf die Verwaltung der Krankenkassen haben, dann darf<br />

man sich nicht wundern, dass zusätzliche Ausgaben im<br />

Verwaltungbereich getätigt werden.<br />

Sie alle wissen: Wir wollen Disease-Management-Programme,<br />

aber nicht im Zusammenhang mit dem Risikostrukturausgleich.<br />

Ihre Konzeption der Disease-Management-Programme<br />

bedeutet eine nennenswerte Ausweitung<br />

der Verwaltungstätigkeiten der Krankenkassen. Dies hat<br />

mir das Bundesversicherungsamt bestätigt. Ich könnte Ihnen<br />

noch andere Bereiche nennen, in denen Sie die Verwaltungsausgaben<br />

der Krankenkassen durch planwirtschaftliche<br />

Instrumente nach oben treiben. Dafür sind Sie<br />

mit Ihrer Konzeption verantwortlich.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Man ist angesichts der unterschiedlichen Vorschläge<br />

aus Ihren Reihen, was in Zukunft im Rahmen der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung gemacht werden soll, fassungslos.<br />

Herr Gerster hat Vorschläge gemacht, die in Ihrer Fraktion<br />

nicht mehrheitsfähig sind. Auch das Bundeskanzleramt<br />

scheint seine eigenen Vorstellungen zu haben. Nur von<br />

der SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion höre ich überhaupt nichts.<br />

(Detlef Parr [FDP]: Beton!)<br />

Die Gesundheitsministerin sagt jeden Tages etwas anderes.<br />

Einmal möchte sie diesen Weg und ein anderes Mal<br />

jenen Weg gehen.<br />

Sie sind stolz auf das Ausgabenbegrenzungsgesetz. Ich<br />

sage Ihnen: Sie werden in zwei Punkten Schiffbruch erleiden.<br />

Sie werden mit der Aut-idem-Regelung Schiffbruch<br />

erleiden.<br />

(Dr. Sabine Bergmann-Pohl [CDU/CSU]: Das<br />

funktioniert jetzt schon nicht!)<br />

Ich sage Ihnen auch voraus: Sie werden das Thema der<br />

Reimporte und der Parallelimporte wieder von der Tagesordnung<br />

streichen müssen; denn das, was Sie planen, wird<br />

nicht funktionieren. Dann werden die Einsparungen, von<br />

denen Sie träumen, völlig dahin sein.<br />

Die Gesundheitspolitik wird im Kanzleramt und im Ministerium,<br />

aber nicht mehr in der Fraktion gemacht. Es ist<br />

eigentlich sehr bedauerlich, dass sich die Fraktion mit<br />

ihren Konzepten und Vorstellungen nicht durchsetzen<br />

kann. Wir erwarten auch von der SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion<br />

eindeutige Konzepte, aus denen hervorgeht, wie sie nach<br />

der <strong>Bundestag</strong>swahl die Gesundheitspolitik organisieren<br />

will. Dazu hören wir, wie gesagt, nichts. Das ist traurig.<br />

Die Ministerin hat versagt. Wir stehen vor einem<br />

Scherbenhaufen. Es wird Zeit, dass wir Rot-Grün ablösen.<br />

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />

Vizepräsidentin Petra Bläss: Für die Fraktion<br />

Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt die Kollegin Katrin<br />

Göring-Eckardt.<br />

Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN): Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen! Die Finanzentwicklung<br />

der GKV – wir haben es bereits gehört –<br />

zeigt natürlich deutlich, dass wir Handlungsbedarf haben.<br />

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die Ministerin<br />

hat gemeint: nicht!)<br />

Es besteht auch Bedarf für Konzepte über diese Legislaturperiode<br />

hinaus, die wir als Bundesregierung vorgelegt<br />

haben. Sie, Herr Thomae, haben keinen einzigen Vorschlag<br />

geliefert. Das ist keine Politik.<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Unsere Konzepte<br />

sind seit einem Jahr bekannt! – Wolfgang Zöller<br />

[CDU/CSU]: Wer regiert denn?)<br />

Wir erwarten von Ihnen keine Konzepte, aber den einen<br />

oder anderen Vorschlag könnten Sie hier schon liefern,<br />

wenn Sie es ernst meinen.<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Denken Sie an<br />

Thüringen!)<br />

Es ist hier bereits gesagt worden: Die GKV hat in der<br />

Tat mit einem Defizit von 2,8 Milliarden Euro abgeschlossen.<br />

In Westdeutschland lag das Defizit bei über<br />

2,9 Milliarden Euro, im Osten, Herr Thomae, wurde erfreulicherweise<br />

ein Überschuss von 0,12 Milliarden Euro<br />

erzielt.<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aber nicht in<br />

Thüringen!)<br />

(C)<br />

(D)

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