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Stenographischer Bericht 223. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>223.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Mittwoch, den 13. März 2002 22149<br />

Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Herr Staatsminister,<br />

Sie sagen, dass nach Meinung der Bundesregierung die<br />

für den 20. Mai in Polen anberaumte Volkszählung mit<br />

europäischen Normen nicht in Widerspruch stehe. Ich<br />

habe eine amtliche Übersetzung des Fragebogens in deutscher<br />

Sprache vorliegen. Demnach sollen die Angaben<br />

nicht anonym, sondern unter Nennung des vollen Namens<br />

gemacht werden.<br />

Ist der Bundesregierung bekannt, dass die Beantwortung<br />

der Frage 16, nämlich welche Nationalität jemand<br />

besitzt und ob er eine andere Staatsangehörigkeit neben<br />

der polnischen besitzt, von den Angehörigen der deutschen<br />

Minderheit mit gewisser Sorge gesehen wird, weil<br />

sie nicht anonym erfolgen kann?<br />

Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister im Auswärtigen<br />

Amt: Dass die deutsche Minderheit mit diesem Gesetzentwurf<br />

– –<br />

Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Nicht Gesetzentwurf,<br />

sondern Fragebogen.<br />

Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister im Auswärtigen<br />

Amt: Damit kein Missverständnis entsteht: Der Bundesregierung<br />

ist bekannt, dass die deutsche Minderheit mit<br />

dieser Volksbefragung einige kritische Fragen verbindet.<br />

Nach unseren Informationen führt aber die polnische Regierung<br />

mit der deutschen Minderheit derzeit Gespräche<br />

über diese Thematik. Es ist richtig, dass zunächst einmal<br />

eine innerstaatliche Diskussion erfolgt. Nach unserer<br />

Kenntnis werden diese Gespräche von der deutschen<br />

Minderheit als konstruktiv gewürdigt.<br />

Sie verübeln mir sicher nicht, dass ich jetzt nicht alle<br />

Einzelheiten kenne. Aber ich werde mich persönlich vergewissern,<br />

ob von der polnischen Regierung und von den Repräsentanten<br />

der deutschen Minderheit die Gespräche so<br />

geführt werden, dass es von deutscher Seite keinen Grund<br />

gibt, in eine im Prinzip innerstaatliche Angelegenheit<br />

Polens – wenn auch nur ganz behutsam – einzugreifen.<br />

Im Übrigen kann ich feststellen, dass solche Fragen unserer<br />

Botschaft im Umgang mit der polnischen Regierung<br />

mittlerweile selbstverständlich sind.<br />

Ich danke Ihnen für die Hinweise.<br />

Vizepräsidentin Petra Bläss: Ich danke Herrn<br />

Staatsminister Zöpel.<br />

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums<br />

des Inneren. Zur Beantwortung steht der Herr Parlamentarische<br />

Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur Verfügung.<br />

Ich rufe die Frage 23 des Abgeordneten Klaus<br />

Hofbauer auf:<br />

Welche Initiativen unternimmt die Bundesregierung, um die<br />

Stellung der Kommunen auf europäischer Ebene zu stärken, insbesondere<br />

eine Garantie des kommunalen Selbstverwaltungsrechts<br />

im zu erarbeitenden europäischen Verfassungsvertrag zu erreichen?<br />

Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />

des Innern: Herr Kollege Hofbauer, ich darf<br />

Ihre Frage wie folgt beantworten: Die Bundesregierung<br />

hat sich bereits mehrfach in der Vergangenheit für eine<br />

Stärkung der Kommunen auf europäischer Ebene und zur<br />

Aufnahme des kommunalen Selbstverwaltungsrechts in<br />

die europäischen Verträge, die der Konvent und die Regierungskonferenz<br />

2004 möglicherweise zu einem europäischen<br />

Verfassungsvertrag weiterentwickeln werden,<br />

eingesetzt.<br />

Die Bundesregierung ist insbesondere bei folgenden<br />

Gelegenheiten dafür eingetreten: im Rahmen der Regierungskonferenz<br />

1996 mit dem Versuch, das Recht der<br />

kommunalen Selbstverwaltung in den Europäischen Verträgen<br />

zu verankern, bei der Konkretisierung des Subsidiaritätsprinzips<br />

zugunsten der Kommunen und Regionen,<br />

bei der Ratifizierung der Europäischen Charta der<br />

kommunalen Selbstverwaltung des Europäischen Rates<br />

vom 15. Oktober 1985 und bei der Sicherung einer angemessenen<br />

Vertretung der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften<br />

auf europäischer Ebene.<br />

Die Länder und Kommunen haben die Möglichkeit, im<br />

Ausschuss der Regionen ihre Auffassungen auf EU-<br />

Ebene geltend zu machen. Der Vertrag von Nizza hat die<br />

Stellung des Ausschusses der Regionen gestärkt, indem<br />

für seine Mitglieder ein politisches Mandat auf regionaler<br />

oder lokaler Ebene vorgeschrieben wird.<br />

Die Bundesregierung steht einem engen Meinungsaustausch<br />

mit den Deutschen, die auch die Kommunen im<br />

Konvent zur Zukunft der EU vertreten, offen gegenüber.<br />

Dies sind namentlich der Ministerpräsident des Landes<br />

Baden-Württemberg, Herr Teufel, der vom Bundesrat entsandt<br />

wurde, und als Beobachter für den Ausschuss der Regionen<br />

Herr Professor Dammeyer aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Letzterer ist einer von sechs Beobachtern, die aus<br />

Regional- und Kommunalvertretungen in den Ausschuss<br />

der Regionen gewählt wurden. Die Bundesregierung achtet<br />

dabei stets auf die Tatsache, dass die Kommunen staatsrechtlich<br />

den Ländern zugeordnet sind. – Diese Bemerkung<br />

wollte ich noch pflichtgemäß hinzugefügt haben.<br />

Vizepräsidentin Petra Bläss: Nun kommen wir zu<br />

den Nachfragen des Kollegen Hofbauer.<br />

Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Herr Staatssekretär,<br />

können Sie mir konkret sagen, welche Schwerpunkte hier<br />

von der Bundesregierung angestrebt werden? Wir müssen<br />

ja feststellen, dass das Europarecht immer mehr in die<br />

Rechte und Aufgaben der Kommunen eingreift, insbesondere<br />

in die Finanzhoheit, die Planungshoheit, die Organisationshoheit<br />

und die großen Bereiche der Daseinsvorsorge.<br />

Bei den Gemeinden, Städten und Landkreisen hat<br />

man den Eindruck, dass die Übermacht Europas immer<br />

größer wird. Welche konkreten Ziele streben Sie an, um<br />

die Selbstverwaltung der Kommunen zu stärken und deren<br />

Gängelung durch Europa zurückzuschrauben?<br />

Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />

des Innern: Herr Kollege Hofbauer, wenn<br />

(C)<br />

(D)

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