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Stenographischer Bericht 223. Sitzung - Deutscher Bundestag

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22126<br />

Bundesminister Dr. Werner Müller<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>223.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Mittwoch, den 13. März 2002<br />

untereinander vernetzen. Auch dafür haben wir Mittel in<br />

der Größenordnung von fast 1 Milliarde DM in diesem<br />

Jahr bereitgestellt.<br />

Die außenwirtschaftliche Betätigung des Mittelstandes<br />

muss vorangebracht werden. Auch der Mittelstand muss<br />

sich in die Globalisierung integrieren. Das Außenwirtschaftsinstrumentarium<br />

des Ministeriums muss noch mittelstandsfreundlicher<br />

werden.<br />

Das sind die wesentlichen Kapitel des Mittelstandsberichtes.<br />

Ich darf abschließend sagen: Bei Besprechungen mit<br />

den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern<br />

wird bekräftigt, dass die Stimmung im<br />

Mittelstand wieder besser wird. Bei Gesprächen vor Ort<br />

wird das bestätigt, was beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex<br />

zum vierten Mal hintereinander ergeben hat,<br />

nämlich dass die wirtschaftlichen Perspektiven in diesem<br />

Lande wieder gut sind.<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Ich danke<br />

Ihnen, Herr Bundesminister.<br />

Mir liegen eine Reihe von Fragen vor. Zunächst hat der<br />

Kollege Hansjürgen Doss, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.<br />

Dr. Hansjürgen Doss (CDU/CSU): Herr Bundesminister,<br />

der Sparkassen- und Giroverband beschreibt in seiner<br />

„Diagnose Mittelstand“ die Lage des Mittelstandes<br />

wie folgt: Die Ertragslage ist unzureichend. Die<br />

Eigenkapitalausstattung ist besorgniserregend. Unternehmerische<br />

Tätigkeit wird immer unrentabler. Die Lage ist<br />

düster. Der Investitionstrend zeigt nach unten. Die<br />

Perspektiven für 2002 lauten: weniger Unternehmen und<br />

noch weniger Arbeitsplätze.<br />

Die Frage ist: Was rechtfertigt Ihren Optimismus? Sie<br />

schreiben: Wir senken Steuern und Abgaben. Wir sichern<br />

die Finanzierung des Mittelstandes. Wir schaffen ein besseres<br />

Klima für mehr Selbstständigkeit. Wir bauen Bürokratie<br />

ab. – Hier gibt es offensichtlich einen Dissens. Wie<br />

erklären Sie ihn?<br />

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft<br />

und Technologie: Das müssen Sie den Sparkassen- und<br />

Giroverband fragen. Ich weiß nicht, ob er seine spezielle<br />

Kundschaft befragt hat oder wie die Bundesregierung<br />

einen breiten Querschnitt des Mittelstandes zugrunde gelegt<br />

hat.<br />

Dr. Hansjürgen Doss (CDU/CSU): Herr Präsident,<br />

Sie erlauben, dass ich noch einmal nachfrage.<br />

Ich denke, Sie machen sich das ziemlich einfach.<br />

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Kommentierung oder<br />

Frage?)<br />

– Sie schreien sehr schön. – Sie haben sich in Ihren Feststellungen<br />

auf die Aussagen der Industrie- und Handelskammern<br />

sowie der Handwerkskammern bezogen. Nehmen<br />

Sie selektiv nur das zur Kenntnis, was Ihnen passt?<br />

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft<br />

und Technologie: Herr Doss, ich will Ihnen gerne ein Gegenbeispiel<br />

nennen. Es ist üblich, dass Bankinstitute ihre<br />

Klientel befragen. Ich habe Ihnen nicht die Umfrage der<br />

KfW bei den von der KfW kreditierten Unternehmen zitiert.<br />

Diese Unternehmen haben im November des letzten<br />

Jahres angegeben, dass sie gute bis sehr gute Geschäftsaussichten<br />

haben. Im Mittel wollen alle von der KfW kreditierten<br />

Unternehmen im Jahre 2002 9 Prozent mehr Personal<br />

einstellen.<br />

Das ist, wie gesagt, eine ausschnittsweise Betrachtung,<br />

die bei der KfW-Klientel besonders gut ist. Das Ergebnis<br />

der Untersuchung des Sparkassen- und Giroverbandes bei<br />

seiner Klientel ist offensichtlich anders. Das kann aber<br />

durchaus so sein. Ich weiß aber nicht, ob der <strong>Bericht</strong> überhaupt<br />

richtig zitiert ist. Ich stehe mit dem Verband in ständigem<br />

Kontakt. Heute Abend werde ich dort eine Tagung<br />

eröffnen.<br />

(Dr. Hansjürgen Doss [CDU/CSU]: Sie stellen<br />

also mein Zitat infrage!)<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Der nächste<br />

Fragesteller ist der Kollege Rainer Wend, SPD-Fraktion.<br />

Dr. Rainer Wend (SPD): Herr Bundesminister<br />

Müller, mir wird immer wieder mitgeteilt, dass die Finanzierung<br />

von Existenzgründungen und des Mittelstandes<br />

zunehmend problematisch werde, insbesondere die<br />

großen Privatbanken sich aus diesem Finanzierungsgeschäft<br />

zurückzögen.<br />

Meine Frage an Sie ist: Teilt die Bundesregierung diese<br />

Bewertung? Wenn ja, welche Möglichkeiten sehen Sie Ihrerseits,<br />

die Finanzierung von Existenzgründungen und<br />

des Mittelstandes zu verbessern?<br />

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft<br />

und Technologie: Die Klage, die Sie aus dem Mittelstand<br />

schildern, bezieht sich auf einen Umstand, der der Bundesregierung<br />

seitens der mittelständischen Wirtschaft,<br />

insbesondere seitens potenzieller Existenzgründer, sehr<br />

wohl bekannt gemacht worden ist. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

hat sich mit allen am Kapitalmarkt<br />

tätigen Institutionen zusammengesetzt und mit ihnen eine<br />

gemeinsame Erklärung erarbeitet, die auch von dem Bundesverband<br />

der Privatbanken mit unterschrieben wurde.<br />

Danach ist die Finanzierung des Mittelstandes die vorrangige<br />

Aufgabe der am Kapitalmarkt Tätigen. Die Bundesregierung<br />

wird den Bankensektor an dieser Selbstverpflichtung<br />

messen.<br />

Ich verhehle nicht, dass die Selbstverpflichtung, die<br />

der Bankensektor eingegangen ist, aus unserer Sicht noch<br />

nicht zu befriedigenden Zuständen geführt hat. Wir erleben,<br />

dass insbesondere Gründerdarlehen nur unter erschwerten<br />

Bedingungen gegeben und Antragsteller einer<br />

relativ langen Risikoprüfung unterzogen werden. Wir<br />

überlegen zusammen mit DtA und KfW, wie wir die Mittlerfunktion<br />

des Bankensektors so verbessern können, dass<br />

die von der Bundesregierung den Banken des Bundes bereitgestellten<br />

Gelder wirklich zur Gründung von Existenzen<br />

verwendet werden.<br />

(C)<br />

(D)

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