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Stenographischer Bericht 223. Sitzung - Deutscher Bundestag

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22160<br />

Dr. Martin Pfaff<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 14. Wahlperiode – <strong>223.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Mittwoch, den 13. März 2002<br />

Institutionen der Selbstverwaltung zur Qualitätsverbesserung,<br />

Weiterbildung im Bereich der Allgemeinmedizin,<br />

Methadonbetreuung.<br />

(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/<br />

CSU]: Die haben alle die gleichen Sprechzettel<br />

bekommen!)<br />

Es gibt auch solche Maßnahmen, die die Verteilungsgerechtigkeit<br />

erhöht haben: Senkung der Zuzahlung,<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aber sie bekommen<br />

die Leistungen nicht!)<br />

Härtefallregelungen für chronisch Kranke, Neuregelungen<br />

bei der Krankenversicherung der Rentner, Abschaffung<br />

des Krankenhausnotopfers. Das sind doch qualitative<br />

Verbesserungen im System.<br />

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN)<br />

Deshalb sage ich: Defizite haben eine unterschiedliche<br />

Qualität.<br />

Was man zu Ihrer Klage gegen den Risikostrukturausgleich<br />

auch immer sagen mag: Tatsache ist, dass ohne diesen<br />

die Beitragssätze in Mecklenburg-Vorpommern um<br />

1,5 Prozent höher wären; Tatsache ist auch – das muss<br />

man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen –, dass die<br />

Beitragssätze der AOKen in den neuen Ländern um rund<br />

6 bis 7 Beitragssatzpunkte höher lägen. Selbst in<br />

Baden-Württemberg – –<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Außer Sachsen!)<br />

– Ja, wohlgemerkt außer Sachsen. Das ist völlig richtig.<br />

Selbst in Bayern – auch darauf muss ich hinweisen –<br />

wären die Beitragssätze 1,7 Prozentpunkte höher.<br />

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Können Sie mir<br />

einen Politiker nennen, der den Ausgleich abschaffen<br />

will?)<br />

– Ich sagte ja nicht, dass Sie es abschaffen wollen, ich<br />

sagte nur, dass jeder, der das relativiert, also auch Sie, sich<br />

das vergegenwärtigen muss.<br />

Dann wurde noch der Überschuss des Jahres 1998 angesprochen.<br />

Wer nicht darauf hinweist, dass dieser Überschuss<br />

nur durch erhebliche Leistungskürzungen und eine<br />

enorme Ausweitung der Selbstbeteiligung erzielt werden<br />

konnte, ist unredlich.<br />

(Zurufe von der CDU/CSU)<br />

Die Kürzung von Leistungen, die Erhöhung der Zuzahlung<br />

– all das ist Kunst der Primitiven; das kann jeder machen.<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Innovationen haben<br />

Sie heute nicht mehr!)<br />

Ausgaben einfach auf die Haushalte der Kranken und Alten<br />

zu übertragen, das ist in meinen Augen auch kein Ausdruck<br />

von Staatskunst. Das ist der Weg der Privatisierung<br />

und Entsolidarisierung, für genau den Sie im Jahr 1998<br />

die politische Quittung bekommen haben.<br />

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Der technische<br />

Fortschritt kommt!)<br />

Dazu, dass die Instrumente der Entsolidarisierung<br />

– Selbstbeteiligungen, Kostenerstattung, Beitragsrückgewähr<br />

usw. – in einem früheren CSU-Papier sogar als Ausdruck<br />

von Eigenverantwortung bezeichnet wurden, kann<br />

ich nur sagen: Wer Jahr für Jahr Beiträge zur gesetzlichen<br />

Krankenversicherung gezahlt hat, um im Alter im Krankheitsfalle<br />

Leistungen in Anspruch nehmen zu können, der<br />

hat wahrlich genügend Selbstverantwortung gezeigt. Deshalb<br />

sind Ihre Vorschläge insbesondere angesichts der Zuzahlungen,<br />

die von Ihnen verantwortet werden müssen,<br />

und der Tatsache nicht überzeugend, dass in den Jahren,<br />

in denen Sie Regierungsverantwortung getragen haben,<br />

trotz dieser Privatisierungsmaßnahmen die Beitragssätze<br />

um über 2 Prozentpunkte gestiegen sind. Da muss man etwas<br />

sorgfältiger herangehen.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang<br />

Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Seit<br />

1993 doch nicht mehr! Das ist doch eine Lüge!)<br />

Wenn Sie wirklich ernst genommen werden wollen,<br />

dann sollten Sie den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes,<br />

während Sie ihnen in die Augen schauen, gleichzeitig<br />

sagen: Mit uns gäbe es kein Defizit, aber wir hätten<br />

eure Selbstbeteiligungen erhöht, eure Leistungen gekürzt<br />

und trotzdem noch die Beiträge erhöhen müssen. Wenn<br />

Sie in der jetzigen Situation so handeln würden, zeigten<br />

Sie Courage.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des<br />

BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang<br />

Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Das ist<br />

nicht die Wahrheit!)<br />

Ansonsten wird Ihre Aufregung schnell als Bestandteil<br />

von Wahlkampfgeplänkel enttarnt werden.<br />

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/<br />

DIE GRÜNEN)<br />

Vizepräsidentin Petra Bläss: Der nächste Redner ist<br />

der Kollege Aribert Wolf für die Fraktion der CDU/CSU.<br />

Aribert Wolf (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine<br />

sehr verehrten Damen und Herren! Die rot-grüne Koalition<br />

kann sich bemühen, ihre Gesundheitspolitik schönzureden,<br />

wie sie will; aber die Fakten sprechen eine andere<br />

Sprache.<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: So ist das!)<br />

Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland<br />

sind zur gleichen Zeit im Gesundheitswesen so viele<br />

negative Faktoren<br />

(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Und so viele<br />

gute Gesetze!)<br />

zusammengekommen wie unter dieser rot-grünen Bundesregierung.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Erstens. Die finanzielle Lage der Krankenkassen ist<br />

desolat: ein Defizit von 2,8 Milliarden Euro! Frau<br />

Schmidt, sagen Sie wenigstens wie der Kollege Pfaff die<br />

Wahrheit, nämlich dass die Krankenkassen beim Regie-<br />

(C)<br />

(D)

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