Klimawandel - Referat für Arbeit und Wirtschaft
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Hr. Dr. Wieczorek<br />
Aber ginge das unter der aktuellen Fassung des Kyoto-Protokolls überhaupt, Auktion<br />
statt Zuteilung?<br />
Hr. Grimm<br />
Ja, die Variante der Auktion ist vorgesehen. Wir haben uns eben <strong>für</strong> Zuteilung entschieden.<br />
Hr. Dr. Wieczorek<br />
Joachim, die Städte haben ja relativ wenig Einfluss auf internationale Vereinbarungen,<br />
aber vor Ort schlägt es sich nieder, sei es jetzt im Bereich der Stadtwerke<br />
oder auch in der Umweltpolitik.<br />
Hr. Lorenz<br />
Ja, das ist richtig. Die Städte haben gerade, was z. B. die Zuteilung von Zertifikaten<br />
zum Emissionshandel betrifft, oder auch auf den Emissionshandel selbst natürlich<br />
keinen Einfluss. Wenn man sich überlegt, dass die r<strong>und</strong> 1.000 Anlagen, die am<br />
Emissionshandel teilnehmen, r<strong>und</strong> 50 % der gesamten CO2-Emissionen ausmachen,<br />
dann zeigt das schon, dass die CO2-Emissionen sehr stark auf die ganz großen<br />
Energieerzeuger konzentriert sind. Und wenn man das in München sieht - bei<br />
uns im <strong>Referat</strong> laufen ja die entsprechenden Daten zum Emissionshandel auch<br />
zusammen -, da sind die Stadtwerke schon nicht nur ein mittlerer Player, sondern<br />
der absolute Großplayer; über 95 %, ich glaube sogar, über 97 % der Zertifikate,<br />
die an Münchner Anlagen verteilt worden sind, entfallen nämlich auf die Stadtwerke.<br />
Ich sage nichts gegen MTU oder Paulaner <strong>und</strong> noch ein halbes Dutzend andere<br />
Betriebe, aber Sie spielen eigentlich so gut wie keine Rolle. Hier in München spielen<br />
nahezu ausschließlich die Stadtwerke eine Rolle beim Emissionshandel.<br />
Auf die Zertifikate haben wir keinen Einfluss, die werden entsprechend verteilt. Es<br />
gibt b<strong>und</strong>esweite Schätzungen, die sagen, dass in der ersten Periode über 20 Millionen<br />
Tonnen Zertifikate zuviel verteilt worden sind. Das hängt sicherlich auch damit<br />
zusammen, wie der Preis sich gestaltet hat.<br />
Ich wollte ganz kurz noch darauf eingehen, dass die Städte sich sehr viel bemühen<br />
können, aber auf bestimmte Dinge gar keinen Einfluss haben. Natürlich sind, wenn<br />
man die großen Terminkontrakte an der Leipziger Strombörse sieht, die Zertifikate<br />
eingepreist worden <strong>und</strong> zwar in einem ganz großen Umfang; <strong>und</strong> zwar nicht nur in<br />
dem Maße, wie sich im Augenblick der Preis darstellt, sondern zu viel höheren<br />
Preisen. Man spricht pro Jahr von 10 Milliarden Euro, die entsprechend eingepreist<br />
worden sind. Das schlägt sich natürlich auch auf den Strompreis <strong>für</strong> die Verbraucher<br />
nieder. Ich spreche nicht von den Stadtwerken, sondern insgesamt von den<br />
großen Energieversorgern.<br />
Man hätte, wenn man es ganz ernst nimmt <strong>und</strong> verstärkt das Erneuerbare-<br />
Energien-Gesetz zur CO2-Reduzierung eingesetzt hätte, hier sicherlich kostengünstiger<br />
CO2-Tonnen einsparen können als es sich im Augenblick über das Emissionshandelsgesetz<br />
darstellt. Das ist ein Problem. Ich denke, wir müssen in<br />
Deutschland wegkommen von der kostenlosen Zuteilung der CO2-Zertifikate.<br />
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