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Johann Friedrich Leopold Woeste - Christine Koch Mundartarchiv

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5. WOESTES BRIEF AN SEINE NICHTE<br />

JULIE KRUSE VOM 25.2.1877<br />

Liebe Julie,<br />

für deinen glückwunsch zu meinem geburtstage habe herzlichen<br />

Dank. Ich habe denn jetzt 70 lebensjahr hinter mir und alle ursache,<br />

dem lieben Gott zu danken, daß er mich so viele Jahre hindurch so<br />

sanft und gnädig geleitet hat. Wenige in meinem alter können sich<br />

rühmen, soviel leibliche und geistige frische zu besitzen, wie es bei<br />

mir der Fall. Welche wohltat ist schon das allein, daß ich keiner<br />

glasaugen (schwed. Glasögon) bedarf! Es ist mir, als ob ich noch zehn<br />

jahre leben könnte, aber bauen will ich darauf nicht.<br />

Hoffentlich werde ich in diesem jahre noch tüchtig für deutsche<br />

sprachwissenschaft arbeiten können. In dem nächsten fertigen 7.<br />

bande der Zeitschrift für deutsche mundarten sind wenigstens 40<br />

seiten aus meiner feder. Außer wissenschaftlichen aufsätzen habe ich<br />

zwei gedichte „bu Raineke sin wif up de prouve stellt“ und „bu<br />

Raineke sik unner de sinen giet“ hinein geliefert. Der nächste band<br />

wird vielleicht: „lof Goades, na Ps. 8“, und „de Douen“ aufnehmen.<br />

Lebhafter noch ist meine beteiligung am correspondenzblatte des<br />

Vereins für nd. Sprachforschung, wovon durchschnittlich jeden monat<br />

ein halber bogen versandt wird. Es enthält meist lexicalische und<br />

grammatische fragen und aufsätze. Auch die Zeitschrift für deutsche<br />

philologie hat in jedem ihrer 8 bände auffsätze von mir gebracht.<br />

Außer diesen drei Zeitschriften haben Birlingers Alemania, Pick´s<br />

monatsschrift und die Zeitschrift des berg. Geschichtsvereins beiträge<br />

von mir erhalten. Einen vortrag für den kaufmännischen verein<br />

auszuarbeiten bin ich nicht aufgelegt gewesen. In einem aufsatze über<br />

den aberglauben bin ich stecken geblieben; habe aber vor, den größten<br />

teil meiner Sonntage künftig religionsphilosophischen ausarbeitungen<br />

zu widmen, namentlich den atheismus der neueren naturforscher zu<br />

berücksichtigen d.h. zu widerlegen. Öfter bin ich in den letzten<br />

monaten veranlaßt gewesen, andere wissenschaftlich zu unterstützen.<br />

Ein[en] Bonner, der eine lautlehre über die mundart der gegend von

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