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Johann Friedrich Leopold Woeste - Christine Koch Mundartarchiv

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Dortmund herausgeben wollte, hat um auskunft über die lautverhältnisse<br />

des mittelwestfälischen, sofern die selben für die heutigen<br />

mundarten wichtig sind; ein Mindener, der über nd. Volksrätsel<br />

schreiben wollte, wünschte die literatur derselben von mir zu erfahren;<br />

ein Kölner bat um die etymologie eines dunkelen wortes; der<br />

herausgeber des mnd. Wb. schickte mir nicht weniger als 90 zettel mit<br />

dunkelen wörtern aus dem buchstaben s, dieselben waren fast alle nur<br />

in einer einzigen stelle aufgefunden.<br />

Bis anfang dieses jahres erhielt ich regelmäßig die schwed.<br />

Nyillustrerad tiduing, die mir mehrere jahre hindurch sehr vielen<br />

genuß gebracht hat. Leider hat der Bohne dieselbe nicht wieder<br />

bestellt, wol weil er selbst sie nicht liest. Da mir die lectüre dieser<br />

zeitung manche stunde der woche ausfüllte, so habe ich spanische<br />

studien an die stelle gesetzt und werde mich zunächst tüchtig dem<br />

Don Quijote widmen, namentlich auch mit rücksicht auf das deutsche<br />

element im spanischen. Dazu wird dann ein studium der Gerusalemme<br />

liberata von Torquato Tasso für Linas unterricht kommen. Vorläufig<br />

werden wir noch ein paar dramen von Silvio Pellico lesen. Mit dem<br />

besten dieses schriftstellers, der Fracesso da Riminè wird sie in 14<br />

tagen fertig.<br />

So weit wäre denn immer vom lieben ich gesprochen.<br />

Am vorigen freitage hielt Dr. Brehm, nach wunsch des kaufmännischen<br />

vereins hier einen vortrag über eine reise in Sibirien. Der<br />

vortrag des Prof. v. Schulte, der denselben hier gehalten ist in<br />

Bädeker´s zeitung beinah mitgeteilt.<br />

Überzeugt, daß Deine Mutter oder Deine geschwister Dich reichlich<br />

mit anderen neuigkeiten versorgen werden, und da gleich glocke 9<br />

mich zu bett ruft, so mache ich hier ein ende, liebe Julie, mit einem<br />

herzlichen Gottbefohlen.<br />

Dein treu ergebener Oheim<br />

F. <strong>Woeste</strong><br />

Iserlohn, 25. Februar 1877.<br />

Text nach: Hans Kruse, Aus <strong>Friedrich</strong> <strong>Woeste</strong>s Nachlaß. In: Volkstum und Heimat. Festgabe<br />

für Karl Wagenfeld. Münster 1929, S. 185-187.

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