<strong>2.</strong> <strong>„Ich</strong> <strong>höre</strong> <strong>was</strong>, <strong>was</strong> <strong>du</strong> <strong>nicht</strong> <strong>hörst</strong>!<strong>“</strong> Die Entwicklung einerEinstiegsmethode in die MusiktherapieIn diesem Kapitel wird die Einstiegsmethode entwickelt. Diese lehnt sich in vielenPunkten an die HMO an, stellt aber selbst kein Mo<strong>du</strong>l dar.<strong>2.</strong>1. AllgemeinesDie zu entwickelnde Methode bezieht sich auf die Anwen<strong>du</strong>ng in der Musiktherapieund soll im Arbeitsbereich der Psychotherapie in der Erwachsenenpsychiatrie eingesetztwerden. Die konkrete Idee zur Entwicklung einer Einstiegsmethode ist entstanden <strong>du</strong>rchhäufige Anwen<strong>du</strong>ng eines Arbeitsauftrages in der bisherigen therapeutischen Arbeit /Praxis. Dieser lautet:„Bringen Sie ein Musikstück ihrer Wahl,• In dem Sie sich wiederfinden (oder mit dem Sie sich identifizieren) könnenoder• Das Sie zur Zeit häufig <strong>höre</strong>n oder• Dessen Text oder Musik (oder gar beides) Sie besonders ansprichtmit zur Musiktherapie!<strong>“</strong>Die Methode stellt einen ersten Schritt in die Musiktherapie dar und ist folglich in dieklinische psychotherapeutische Arbeit eingebunden.Die Dauer der Einstiegsmethode richtet sich nach der Anzahl der teilnehmendenPatienten. Es sollen nach Möglichkeit zwei Patienten pro Sitzung zentral gestelltwerden, so dass sich bei einer Gruppegröße von 4-8 Patienten eine Dauer von 2-4Sitzungen ergibt. Eine Sitzung als Verlängerungsoption sollte einkalkuliert werden.Die Dauer einer Sitzung sollte mindestens 60 Minuten betragen. Vorteilhaft ist es, wennbei Bedarf die Sitzung um 5-10 Minuten verlängert werden kann. Je nach Einbettungder Musiktherapie in den klinischen Kontext sollte diese mindestens einmal, maximalzweimal wöchentlich stattfinden.PDF created with FinePrint pdfFactory trial version http://www.pdffactory.com26
Die Methode kann nur innerhalb einer geschlossenen Gruppe <strong>du</strong>rchgeführt werden, <strong>was</strong>bedeutet, dass, falls ein Patient während dieser Zeit aus der Gruppe ausfällt, kein„Neuer<strong>“</strong> bis zum Ende dieser Einheit hinzu kommen kann. Grund dafür ist, dass derGruppe während der Therapie eine große und tragende Rolle beigemessen wird (vgl.Kapitel 1.1.).Für die Anwen<strong>du</strong>ng dieser Methode ist es inhaltlich unerheblich, ob eine Therapeutinoder ein Therapeut diese <strong>du</strong>rchführt. Erfordert jedoch die Spezifität der Gruppe einebesondere Berücksichtigung, sollte die Entschei<strong>du</strong>ng über das Geschlecht desTherapeuten im Vorhinein bewusst gefällt werden. In dieser Arbeit wird davonausgegangen, dass (nur) ein Therapeut allein die Gruppe leitet.<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Die ZielgruppeDie Einstiegsmethode, die in diesem Rahmen erarbeitet wird, richtet sich an alle zubehandelnden Psychotherapiepatienten, die Interesse an der Musiktherapie haben undInteresse daran zeigen, et<strong>was</strong> über sich und andere aus der Gruppe zu erfahren, et<strong>was</strong> inGang zu bringen und zu verändern. Ein privates Interesse für Rock- und Popmusik istfür diese Methode von großem Vorteil. Für das Alter der Patienten ist keine Grenzegesetzt, so lange keine Einschränkungen <strong>du</strong>rch Krankheit oder Störung auf dasKommunikationsverhalten vorliegen. Patienten, die an der Musiktherapie in dieserForm teilnehmen, müssen keine Musiker sein, aber Interesse am Medium Musik habenund in der Freizeit gerne Musik <strong>höre</strong>n.Die zu behandelnden Probleme der teilnehmenden Patienten müssen <strong>nicht</strong> von gleicher,sondern können auch von unterschiedlicher Natur sein. Die Methode richtet sich <strong>nicht</strong>auf ein spezielles krankheitsspezifisches Problem. Im Rahmen der psychotherapeutischenBehandlung geht es insgesamt darum, das Problem, die Krankheit oder dieaktuelle Lebenskrise dahingehend zu verändern, dass ein „normales<strong>“</strong> Alltagslebenwieder funktionieren kann. Musiktherapie trägt in diesem Zusammenhang dazu bei,einen Teil des Behandlungserfolges mit zu gewährleisten. Die genauen Therapiezielewerden in Kapitel <strong>2.</strong>5. erläutert.Vielen psychischen Krankheiten liegen gemeinsame grundsätzliche Umgangsprobleme,wie die Unfähigkeit Grenzen setzen zu können, mangelnde Selbstreflexion, <strong>nicht</strong>PDF created with FinePrint pdfFactory trial version http://www.pdffactory.com27