Der Musik kommt in diesem Behandlungsansatz eine essentielle und tragende Rolle zu.Themen, die für das Gruppengespräch von zentraler Bedeutung sind, entwickeln sichaus verschiedenen Ansätzen. Dabei stellt die Musik eine große unbekannte Variable,sowohl für die Gruppe als auch für den Therapeuten in diesem Konzept dar. In dieserEinstiegsmethode, aber auch in den bereits in Kapitel 1.<strong>2.</strong> genannten Methoden, treffendie unterschiedlichsten Hörgewohnheiten und Erwartungen aufeinander.Der Patient, der ein Musikstück auswählt und sich der Gruppe damit vorstellt, verbindetdies mit einer konkreten Vorstellung von sich selbst oder einem prägenden Ereignisoder Zeitraum, welches / welchen er damit assoziiert. Ein anderer Patient könnte diesesMusikstück auch kennen, aber et<strong>was</strong> völlig anderes damit verbinden. Ein dritter, der dasStück <strong>nicht</strong> kennt und sich beim Zu<strong>höre</strong>n auf einen Teilaspekt, wie zum Beispiel denText konzentriert hat, denkt dabei an noch et<strong>was</strong> anderes und kann die Meinung derersten beiden Patienten vielleicht überhaupt <strong>nicht</strong> nachvollziehen. Auf diesem Wegeentsteht zwangsläufig eine Diskussion in der Gruppe, in der jeder die Möglichkeit hat,verschiedene Eindrücke von ein und der selben Musik vor seinem eigenen Hintergrundeinzubringen, zu <strong>du</strong>rchleuchten und zu hinterfragen. Dabei ist die Frage nach demGeschmack, ob die Musik gefällt oder <strong>nicht</strong>, <strong>nicht</strong> zur Diskussion gestellt. DasBedürfnis, die gehörte Musik bewerten zu wollen, muss in diesem Zusammenhanghinten angestellt werden. Musik<strong>höre</strong>n soll in der Musiktherapie <strong>nicht</strong> so verstandenwerden wie Musik<strong>höre</strong>n „zu Hause<strong>“</strong>, sondern der Zu<strong>höre</strong>r, der die Musik <strong>nicht</strong> kennt,soll sich auf diese möglichst unvoreingenommen einlassen. Die Qualität der aus derRezeption entstehenden Diskussion wird sich dabei erfahrungsgemäß nach der Qualitätund der Verständlichkeit des Textes richten. Triviale Popmusik, wie sie im erstenKapitel bereits charakterisiert wurde, wird nirgendwo anecken und keine konkreteAussage nach sich ziehen. Sie wird auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen undsich auf die Aussagekraft der Musik re<strong>du</strong>zieren, zumal wenn der Text in einer fremdenSprache gesungen ist. Doch bei genauerem Hin<strong>höre</strong>n wird sich auch daraus et<strong>was</strong> fürdie Gruppe Relevantes herausarbeiten lassen.Ist jedoch mit dem Text eine klare Aussage verbunden, so wird dieses Stück die Gruppepolarisieren und wie bereits angedeutet in verschiedene Lager spalten. Ein thematischerHintergrund wird damit zwangsläufig zum konkreten Gesprächsgegenstand.PDF created with FinePrint pdfFactory trial version http://www.pdffactory.com32
Die inhaltliche Umsetzung dieses Behandlungskonzepts wird im dritten Kapitel anhandvon Beispielen folgen.<strong>2.</strong>5. BehandlungszieleDie mit der Behandlung angestrebten Ziele unterteilen sich zum einen in Ziele dieserMethode und grundsätzliche Ziele, die mit der Behandlung sekundär zu verfolgen sind.1. Ziele dieser MethodeHauptziel dieser Methode für den Therapeuten ist es, einen ersten Eindruck von derGruppe und dem einzelnen Patienten zu bekommen. Mit der Krankheit verbundeneDefizite werden <strong>du</strong>rch den Arbeitsauftrag und das damit verbundene Gespräch in derGruppensituation sichtbar und greifbar. Diese Erkenntnisse bieten die Grundlage für dieweitere Behandlung. Diese Form des Einstiegs, findet unter observatorischenGesichtpunkten statt. Der Therapeut muss bereits während des Einstiegs in dieMusiktherapie darauf achten, welches Fehlverhalten der Patient im Gruppengesprächaufzeigt und wie dies, im nächsten Schritt nach dem Einstieg, möglicherweise in einenArbeitsauftrag praktischer Art (aktive Musiktherapie) umzusetzen ist.Messbare Ziele für den Patienten in dieser kurzen Einheit können sein:- Gefühle, die beim Zu<strong>höre</strong>n aufkommen zu benennen.- Eine bestimmte Reaktion auf Musik zu verbalisieren.- Ursachen zu benennen, die eine bestimmte Reaktion auf Musik hervorrufen.- Sensibilisierung bezüglich bestehender Hörgewohnheiten; aktives Zu<strong>höre</strong>nerlernen;a) Akzeptieren, dass jemand anderes im Mittelpunkt steht,b) Toleranz gegenüber Emotionen und persönlichen Geschmäckern vonanderen,c) Musik zu <strong>höre</strong>n, die <strong>nicht</strong> dem eigenen Geschmack entspricht.- Mehr / aktiveres / selbstbewussteres Kommunikationsverhalten.- Verbesserung der Qualität und Aussagekraft des Therapiegesprächs:„man<strong>“</strong> Ł „ich<strong>“</strong>PDF created with FinePrint pdfFactory trial version http://www.pdffactory.com33