Ernährungserziehungim VorschulalterDie Einstellung zum Essen wird durch Erziehung und Vorbild der Eltern, aberauch durch Erziehung im <strong>Kinder</strong>garten geprägt. Das Kind gewöhnt sich an dieim Elternhaus verzehrten Lebensmittel und Speisen und bildet dementsprechendErnährungsgewohnheiten aus.Im Vorschulalter wird die Ernährung an die des Erwachsenen angepaßt. Dochsoll Rücksicht auf die Speisenbeliebtheit und auf den Geschmack des Kindes genommenwerden: Schwer kaubare, schwerverdauliche, fettreiche, stark gesalzenebzw. gewürzte Speisen sind nicht zweckmäßig und meist nicht beliebt.Mit dem Beginn der Schulzeit entwickelt sich allmählich ein Drang nach Unabhängigkeit;durch Einflüsse aus der neuen Umgebung außerhalb der Familie, inder Schule oder in der Gruppe, werden neue Ernährungsgewohnheiten und Vorliebenentdeckt sowie Genußmittel probiert. Dieser Hang kann besonders starksein, wenn die <strong>Kinder</strong> unter dem Essendiktat der Eltern zu leiden hatten.Wieviel soll unser Kind essen?<strong>Kinder</strong> gleichen Alters können sehr unterschiedlich groß und schwer sein_ <strong>Kinder</strong>von schlankwüchsigem Typ sind zumeist größer und dünner, <strong>Kinder</strong> von gedrungenemTyp sind meist kleiner, kräftiger entwickelt und untersetzt. Zwischen denbelden Körperbautypen gibt es Übergänge. Sowohl in der schlanken wie in dergedrungenen Gruppe gibt es Viel- und Wenigesser. Es gibt demnach keine <strong>für</strong>alle gleichaltrigen oder gleichgroßen <strong>Kinder</strong> einheitlichen verbindlichen Empfehlungen,wieviel sie essen müssen. Wenigesser sind oftmals keine schlechten Es-32
ser, sondern sie brauchen weniger Energie als andere <strong>Kinder</strong>. Das gesunde Kindkann essen, soll aber nicht zum Essen gezwungen werden. Es ist unsinnig, den<strong>Kinder</strong>n womöglich randvolle Teller vorzusetzen und das Aufessen durch Drohungenoder Versprechungen zu erzwingen. Manche <strong>Kinder</strong> sind im Essen nichtzu bremsen, wenn es ihnen besonders gut schmeckt. Das kann man regulieren,wenn das Kind zu mollig wird.Die Gründe <strong>für</strong> schlechte Esser können verschieden sein: Essen unter Zeitdruck,unter Zwang zum Aufessen und Hektik, Überfüttern mit Süßigkeiten und Kuchenzwischen den Mahlzeiten, unterschiedlicher, d. h. gelegentlich geringerHunger oder Appetit, Ablenkung durch Fernsehen, starke körperliche oder psychischeBelastung, einseitige, wenig appetitliche oder nicht zusagende Speisen,Nichteinhalten von gewohnten Mahlzeitenrhythmen, aber auch kranke Zähneoder Kaubeschwerden. Mäkelnde Einzelkinder greifen oft in Gesellschaft kräftigzu. Die Essenszeit sollte nicht zu lang sein und etwa Yi Stunde nicht überschreiten,um zügiges Essen zu fördern.Ernährungsempfehlungen sind Leitgedanken; der Spielraum gesunder Ernährungist groß, sofern das Kind gesund ist, sich wohl fühlt und nicht zu dick ist.Mahlzeiten nach der Uhr?Bei der Ernährung des Kindes ist Regelmäßigkeit nach Zeit, Art und Umfang derMahlzeiten angebracht. Gleichbleibende Eßzeiten sind in den meisten Familienüblich. Manche <strong>Kinder</strong> haben zum Frühstück großen, andere geringen Appetit.Darauf soll man in der Auswahl und Menge der Speisen Rücksicht nehmen. DasEssen muß schmecken.Wohlgeschmack und Nährwert bleiben erhalten, wenn das Essen schonend zubereitetund nicht zerkocht oder übermäßig lange warmgehalten wird. Nurschmackhafte Lebensmittel und Speisen werden auch gegessen. Vernünftige Ernährungist immer eine wohlschmeckende Kost. Die Freude am Essen und seineBekömmlichkeit können durch eine friedliche, behagliche Umgebung, durch geeignetesGeschirr und Besteck, durch appetitliches, dem Kind zusagendes Anrichtenund durch eine freundliche, ruhige Atmosphäre erhöht werden, in der aufProblemdiskussion, nörgeln oder meckern, rauchen und fernsehen verzichtetwird.Kann leckeres Essen die Liebe ersetzen?In der Erziehung ist die herzliche Zuwendung von Eltern und anderen Bezugspersonenvon besonderer Bedeutung <strong>für</strong> die Entwicklung der <strong>Kinder</strong>. Das Schmusen,Streicheln, In-den-Arm-Nehmen, Loben, Balgen und Herumtollen, der gemeinsameAusflug, das gemeinsame Spiel, das Zeithaben <strong>für</strong> das Kind, dasHören und Reagieren auf seine Probleme, die Vermittlung des Gefühls vonWärme und Geborgenheit, das läßt sich nicht durch materielle, besonders „süße"Zuwendung ersetzen. <strong>Kinder</strong> essen oftmals zuviel, wenn ihnen die Liebe fehlt.Sie werden überfüttert, wenn die Eltern etwas gutmachen wollen. Haben <strong>Kinder</strong>gelernt, bei Kummer zum Trost zu essen, kann falsches Eßverhalten entstehen,das das weitere Leben ungünstig beeinflußt.33