383 E. <strong>Sp</strong>renger, Die Klosterkirche in Lausnitz. 384bei / in ^ Blatt 05. Der Anaatz der Ecksäule, wie überhauptdie ganze Pfeilerformatjon, welche mehr einen decorativenals organischen Charakter ausspricht, ist in derKirche zu Thalbürgel auf andere und viel reicher gegliederte,organischere Weise gebildet. Es dürfte im letztereneine erweiterte Fortbildung der ersteren zu finden sein;e Kämpfergesims der Arkadenstellung, ganz übereinstimmendmit den übrigen vorgefundenen Kämpfergesimsenunter den grofsen Bögen des Kreuzschiffes;/• Mittelsäulen-Capital ebendaselbst, über welchemsich das Kämpfergesims e verkröpft;g Fufs derselben Säule mit der charakteristischenEcfcverzierung und mit dem unteren Sockelvorsprung.Die straffe Einziehung des attischen Säulenfufses deutetjedenfalls auf die Mitte des 12, Jahrhunderts;h Grundrifs dieses Säulenfufses.Die übrigen Details von den anderen Theilen dieserICloBterkirche sind:kj l und trt drei jetzt eingemauerte Capitäle, welchesich, von etwas gröfserer Form als die übrigen, in derMauer bei d, d' in A Blatt 55 aufgefunden haben. DieseCapitäle rühren ebenfalls von den Ecksäulen der nichtmehr vorhandenen Arkadenpfeiler her. In der Klosterkirchezu Thalbürgel findet man das Muster des Capitälskj aber in noch etwas gröfserea Dimensionen an denPfeilern der Arkadenstellung, so wie die beiden anderenl und m in ähnlichen Musterzeichnungeu, nur in etwaserhabenerer Arbeit, wieder;« der Ruudbogenfries mit den darüber befindlichenTragsteinen, letzterer wahrscheinlich zur Unterstützungder darüber stehenden Giebelwand. Man glaubte in diesenTragsteinen den eigentlichen Dacheims der Kirchegefiinden zu haben, wovon die eigemauerten Ecksteinestehen geblieben seien, allein dieses wird dadurch zweifelhaft,dafs sämmtlichc noch vorhandenen Tragsteine vonganz verschiedener Form und Gröfse sind. Höchst wahrscheinlichrühren dieselben vom Reparaturbau nach demBrande von 1212 her, und es ist wohl anzunehmen, dafsder ganze Bau vor dem Brande aufser dem Rundbogenfrieseinen über den ganzen Bau hinlaufenden Bekrönungssims,wie an der Abteikirche zu Bürgel, hatte, welcherwegen seines gestörten Zustandes herabgenommen undnicht wieder erneuert worden ist;o Profil dieses Rundbogenfrieees mit einem anderenTragsteine von ganz abweichender Form;p,p-iP drei verschieden verzierte Kämpfergesimse unterden Ecken des Gewölbe-Anfängers am hohen Chore(siehe Blatt 5G bei i im Durchschnitte);q ein Wandpfeiler, der sich jetzt in der Küchenstubeder Oberforstmeister-Wohnung (noch jetzt Klostergebäudegenannt) aufrechtstehend befindet, während ein andererdesgleichen in schrägstehender Richtung, gegenüberin demselben Räume, blos bis zu seiner halben Höhe abervon ganz gleicher Form erhalten ist. Es ist sehr wahrscheinlich,dafs diese Wandpfeiler noch von dem altenKlostergange herrühren und an dieser Stelle beim Baudes jetzigen Jagdschlosses wieder mit aufgestellt wordensind. Der attische Fufs der Ecksäule q dieses Pfeilersist von sehr eigenthümlicher und interessanter Form.Hier hat die untere Wulst eine ungewöhnliche Höhe erhaltenund die darüber befindliche Einziehung und anderenGlieder erscheinen im Verhältnifs so sehr gedrückt,dafs hierdurch ein vom attischen Säulenfufs fast abweichendesProfil entsteht. Noch abweichender findet maüdiese Verhältnisse am Fufse der Fenstersäule der sehrkleinen Dorfkirche zu Rasephas bei Altenburg, wo dieWulst zur förmlichen Kugel wird.E. <strong>Sp</strong>renger.Aus Andreas Schlüter'» Leben,Der Baa und die Abtragung d«B MünztlinTiiies in Berlin. 1701 bis 1706.(Mit Zeichnungen *uf Blatt J4 und B im Text.)(Sohluf«,)Bericht der Herren v. Eosander und Grüneberg:„Ällerdurohlauchtigster etc. . . .Ew. KöDJgl. Mayst. haben allergnädigste order ergchen lassen,A&U wtt uns mit dem H. Schlüter zuaammenthun solten, umb dieUrsachen wohl zu überlegen, warumb der neue Miintz Thurm »ichUQ stark geseU«t und den Umbfall drohet, alrs haben wir nebstH. Schlütern nebst den übrigen Conducteurs, Maurer und Zimmerleutenden Thurm von unten bifs oben, sowohl aurs als inwendigbeflichtigt, und befunden, dafs selbiger sich nach der Seyte der Gassenund des Gartens setzet und hie überhänget, auch unterschiedlicheBorste auf allen Seiten habe, von unten an birs fast oben hinauff.Der alle Thurm, welcher durch .den neuen gar zu viel überladenworden, ist nicht allein durchgehends geborsten, sondern hat auchinwendig hemm unterschiedliche Buchten, deren einige bereits übereinen Fufs von der neuen Mauren hcraufsgewichen seyn. Die neueMauer hingegen so aufserbalb umbher aufsgeführet worden, hat sichauCserhalb abgegeben, dal's also zwischen beyde Mauren an unterßchiedlicheOrte boU seyn mufs, und ist zu schliefsen, dafs das fundamentunter dem alten Thurm wohl und gulit gemacht gewesen,Weilen die alte Mauer, indem sie nicht hat sinken können, sich biegenmüfsen, dann da sich die neue umbhergeführte Mauer int fundvmente gesetzet, hat sich die neue von der alten Mauer abgelciset nndist also die grofsc Gewalt aulT den alten Thurm gedrungen, daheroselbiger auch so stark gebogen worden, dafs bereits in einer Eckeinwendig ein Stück aufsgefallen, auch ein starker eiserner Aticker,welcher lengs hinter dem mittelsten Pfeiler nach der Gafse hingeleget,durch die 2 Fenster mit anderen Auckers wieder in der neuen äufserstenMauer verbunden, hat so viel nachgeben müf$en, dafa selbigerkrumm wie ein Bogen und an beyden Ecken hineinwerts in die Mauergctzogen worden. Ein ander Ancker, so aufawendig nach der Seytedes Gartens Heget, beyuahe auff die Helffte von der Höhe hat sichso beirtig gezogen, dafa sich die <strong>Sp</strong>linte, womit dieser Ancker in derMitte zusammengesetzt, ganz scbtöge gegeben und fast wenig mehrhält, auff eben derselben Sejte aber etwafs höher, ist noch einAncker in der Mauer vermauert, dessen Kopf bifs an die Ecke nach
385 F. Adler, Aus Andreas Schlüter's Leben. 386der Gaisea zu reichet, uoii in dem Kopf einen dicken und langenBoltzcn gfhabt. umb Hie Ecke und die Wauer nach der Gaf'^en audem hintersten Pfeiler anKiihalten, welcher Boltzcn zweifclfs ohae gebrochen,in dem der unterste Theil ganz schröge aufs der Mauerheraufsgewichen, der doch perpendiculair vermauert gewesen. Fernerhat mau an dem grofeen, von Quadersteinen raeisfentbeils vermauertenUesimfs wahrgenommen, dafs die an den 4 Ecken anffgefübrteMauer sich abgegeben, auch dafs gedachte Gesimfs. an welchem dieMauer verankert Und verbunden worden, gebrochen.Nach geschehener Besichtigung haben wir uns mit dem H. Schlüterbereden wollen, wegen der Ursache dieser vorhandenen Gefahr,allein es hat der H. Schlüter die gantze Commission suspiciret undßonsten eich solcher Gestalt angelassen, dafs man mit ihm zu keinerRichtigkeit gekommen.Damit aber Ew. Königl. Mayst. Ordre allcruntertbSnigst gehorsamstgeloislct würde in Ueberlegung der Ührsache, so diesen Schav^enZHWcge gebracht, so haben wir die bey der Ärl)eit stehendeConduclÖrs, Zimmer- und Mauermeister aufl' Ihr Eid und Gewisseaabgehöret und latit deren Aussage gefunden, dafs bej diesem Baudrey unterschiedene fundamcnta und vier unterschiedeneMauern, so nicht zugleich, sondern eins nach dem anderngemacht worden, alfs I. hat man auf dem aufserstcn Absatz des altenTburmea über 40 Fufs buch auffgemauert, und inwendig auff einegantz unerhörte Art die alte Mauer ver^tercket, indem man inwendiggleich dem gedachten äiiFsersten Absatz einen spitzigen Keyl anmaucrulafsen, dadurch die Maner oben 2^ Fufs dicker als unten bey demAbsatz geworden und daher oben über dem Fundament überhanget.Da nun dieses geschehen, hat man erstlich dafs fundament viaitiret,und befunden, dafs unter dem alten Thurm eichene Pfahle gerammtund mit einem Roet verbunden gewesen, sonsten hat man noch sowohlin- als auswendig den Grund mit einer Bohrer von 9 Fufalang Bondiret und oben moddericht, noten aber Lehm mit Sand meiirtcErde gefunden. Da man nun den alten Thurm hat versterckenwollen, hat man 1. auff der Seyte nach der Gafsc hin ein Rost gelegetgleicher Tieff mit dem unter dem alten Thurm und selbigen mitPfählen aufaschlageu lafsen; '2. auff der Seyte nach dem Canal oderder Einfahrt hat man lafsen Ffahl bei Pfahl ßcblagen aber keinenRost darauf gelegcl; 3. auf der Seyte nach der alten Müntze hinuegst an der Ecke hat mau nur ein blofs Rost legen lassen ohnePfähle zu rammen; dafs übrige Theil hat man wie schon gedacht,mit Pföblen gerammt aber kein Rost darauff gelegt und sind alsodiese drei unterschiedene fundamente weder unter sich, noch mitdem alten verbunden worden, da doch bei einem solchen fuudamentaller Welt Wifsenschaft und V'orsiebtigkeit mufs employiretwerden, nmb selbiges zugleich tragend zu machen und dafs eins <strong>für</strong>allem und alles <strong>für</strong> eins stehen müfse Nun hat man auff jet^rt gedachtefundament rund urab den Thurm eine Mauer im fundamentsieben Fufs breit, oben über dem hori^ont aber 4^ bils 5 Fufs dickin die Höhe geführet, selbige unterwerts in die alte Mauer, oberwerisaber in dem neuen mit eisern Anckern verbunden. Da nun dieseVcrsterckung in die Hohe geführet gewesen, hat mau dafs fundamentzum aadern mahl verstercket und Pfahl bei Pfahl rammen lassen,aber kein Rost darauf gelegt, welches doch eins vou den allernothweudigstenist, unib die Ptahlc zusammen Zu verbindeu. Aufscrbalhdieser Pfiihle ist eine Reihe <strong>Sp</strong>und Pfahle gerammt, und nur an etlicheOrte alfs längst der Gafsen, und auff die Seyte bev der alteMüntze, welche aber nicht an den Pfählen sind verbunden worden.Auf jetzt gedachtes fundament ist die ander Versterckunge Mauerauffgefiihret, auf der Seyte nach dem Ballliause oder Müntze hin istein starker Pfeiler angelpgct, der oben wohl nur auf die blofsePfähle Hiebet; dieser Pfeiler ist in der Intention auffgcfdhret, nmbden Thurm daran zu befestigen, mit starke eiserne Aucker,umb dadurch die Vorder Mauer zu verwöhren, dafs selbige sich nichtabgebe oder setze oder nach der Gafse hinweichea könne, allein manhat nicht betrachtet, dafs dieser Pfeiler gar zu kindisch und schwachwäre, eine Last au sich zu halten, die hundert mahl stercker alfs derPfeiler, und dafs das ächwache dem starken allzeit weichen müfse,dahero denn auch geschehen, wie man es sieht, dafs der Thurmdiesen Pfeiler mit sich nimbt und nach derfjafse hinüberzieht. Endlich da man mercket, dafs dieses noch nicht genugsamwäre, hat man die 3 sogenanndte Berge inventiret alfa einen inZeitactr. f, <strong>Bauwesen</strong>. Jahrg. Xllf,der mitte, alwo die Cascade seyn sollte, und einen an jede Ecke nachder Gafse hin, unter welche man noch dieses Jahr die Grund Mauerwieder auffreifsen, und die Pfähle nachschlagen und auffs neue wiederauffmauern lassen, um den Thurm zu unterstützen, weilen manbereits <strong>für</strong> mehr alfs ein Jahr gespüret, dafs der Thurm angefangen,zu bersten, allein gedachte Berge sind aber so wenig dazu tüchtiggewesen, alfs der hinterste Pfeiler. Aufs obgedachte UmbstSnde kannleicht geurtheilt werden, dafs nachdem dafs fnndament nicht zugleichgemacht, nicht ineinander, auch nicht mit dem altenverbunden worden, es auch nicht zugleich trage, und also der grofsenLast und des Drückens nicht wiederstehen kann, weilen einesdem andern nicht zu Hülffe kompt. Zudem sind die Mauern nichtzugleich, sondern eine nach und nach dem andern angemauert worden,und ob man gleich selbige mit starcke eiserne Aucker zusammengefflfst,80 können doch keine eiserne Ancter in der Welt gemachtwerden, die eine solche Last dergestalt anzuhalten vermögen, dafsselbige nicht solle sinken können, wann dafs fundament nachgiebt.Und weilen die Mauern nicht zugleich aufgeftihret worden, ist daheroentstanden, dafs die ander Mauer, indem selbige sich bat gesetzet,von der ersten, die dritte von der andern und die vierte von derdritten separiret, und also keine andere ZusammenhältnuFs habe, alswafs die etserneu Anckers noch thun; sobald diese nun durch dieLast der Mauer verursachet, zum Nachgeben forciret worden odergar springen müfsen, wird eine jede Mauer vor sich und eine nachder andern herunterfallen.Wafs Ihro Königl. Mayst. allergdgst. befohlen haben, wegenÜberlegung des neuen Desaeius, so der H. Schlüter über dengedachten Thurm projectiren wird, ob selbiger sicher und beständigsein ködte, haben wir nicht nach Nothdurfft erwegen köaneu, weilEr noch kein Dessein vorgezeiget, noch mündtlich und formlich sichdarüber heraufs gelafsen, ohne dafs Er sich nur gegen ein oder andernohngefähr verlauten lafsen, dafs Er deu Thurm bifs auff dieHelffie abzunehmen, und etwafs leichters darauff zu setzen gedencke,damit die WaCserkunst darin bleiben könne. Dafs Geläute undKloeken <strong>Sp</strong>iel aber wolle Er über der alten Kapellt bringen, alleinaufs vorerwehnter Ursache können wir nichts anders schliefsen, alfsdafs es unsicher sey zu versichern, dafs der übrige Rest von demThurme bestehen noch viel weniger etwafs tragen könne. Wafs übrigensdafs Geläute betrifft, so Er über der alten Kapelle bringen will,möchte wohl eine weitlauffige Untersuchung erfordern, dannes gefährlich, ein solch grofses Geläute über ein altes Gebäude zubringen. Wir verharren in tiefster Dchmuht und unanffhörlicher TreueGrofsmächtigster etc.atleruntcrthänigste und dehmütigste Dienerd''Eo8ander, genandGöthe.Berlin d. -23. July 1706.A. Grüne berg."Aus dem Berieht des Prof. Sturnij der in Ton undHaltung die pedantische Weitschweifigkeit der litterarischenMachwerke jener Zeit völlig wiederspiegelt,leuchtet die Eitelkeit des Verfassers sowie das Streben,sich der Allerhöchsten Gnade angelegeutlichst zu empfehlen,vielleicht gar eine seitieu Fähigkeiten angemesseneStellung bei Hofe zu erhalten, ziemlich deutlichhervor. Indessen mufs, — von beiden Schwächen abgesehen,doch zugestanden werden, dafs der Bericht imAnschlüsse an des Königs Ordre verfafst, übersichtlichgeordnet und dafs das an den Befund der Thatsachen geknüpfteKäsonnement ein richtiges ist. Sein fiür Schlüterallerdings höchst ungünstig lautendes LTrtheil läistsich dahin zusammenfassen, dafs 1) vor dem Beginne derBauausführung eine genauere Erforschung des Baugrundesmittelst hinreichender Tiefbohrnngen ganz unterbliebenist, 2) der alte Thurm schon vor der ersten Empormauerunghinreichend belastet war und keine stärkereBelastung ertragen konnte, 3) die <strong>für</strong> die ümmantelung25
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