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04. Zeitschrift für Bauwesen XIII. 1863, H. VII-X= Sp. 321-552

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445 Boetticher, Die Untersuchungea auf der Akropolis von Athen. 44b"also das Auflager der Dekke vorn gekrüramt erwirkt worden,dann hätte die unausbleibliche Folge hiervon auch die ganaentsprechende Krümmung des hintern Auflagers sein müssen.Es würde dem scharfen technischen Verstände der alten Werkmeisterin Wahrheit eine Schmach anthun heifsen, wollte manihnen nicht zugestehen solche vor Augen liegende Nothwendigkeitsehr wohl vorhergesehen erwogen und ausgeführt ÄUhaben. Das hintere Auflager ist aber, wie ich weiter nachweisenwerde, absolut horizontal gewesen. Ist mithin die wagrechteLagerung aller Dekkentheile zwischen wagrechten Auflagernvorn und hinten eine unerläfsliche Bedingung, und mansieht wie das eine bestanden hat, wird die Krümmung desanderen nur ein Zeuguifs <strong>für</strong> die Thatsache geben wie einenicht gewollte und nicht berechnete Veränderung im längstvollendeten Baue, nach und nach die Erscheinungen hervorgerufenhabe welche jetzt vor Augen liegen.Wird ohnerachtet aller praktischen und thatsächlichenWidersprüche dennoch einmal der Fall angenommen man hätteStylobat und Gebälk der äufsern Säulenreihen in einer Curveanlegen wollen, dann würde die künstliche Bildung einer solchentechnisch iu ganz anderer Weise vorbereitet und erwirktworden sein. Dieselbe <strong>für</strong> den Marmorbau schon vom Felsenab, schon in allen Schichten des Stereobates vorbereiten wollen,hätte gerade der ungekünstelten und gesunden Praxis derAlten am fernsten gelegen; denn in diesem Falle konnte keineeinzige Stereobatschicht auf keiner Seite des Gebäudes wagrecht,sondern nur nach der Lehre der oberhalb zu ermelendenCurve gerichtet werden.Statt einer so künstlich raffinirten Structur bieten sich nurdrei praktisch anwendbare Möglichkeiten dar die Curve zu erzeugen,wenn überhaupt von der Absicht einer solchen dieRede sein könnte. Entweder man schichtete den Stereobatbis oben hin wagrecht und legte die Vorbereitung der Marmorcnrvenur in seine oberste Schicht; dann empfing blofsdie Oberkante derselben die Lehre der Curve, es wurde nachderen Schema die ganze obere Fläche zur Auflagerung desMarmorstufen und Pteronbodens hinter ihnen abgeflächt. Oderman hielt auch in dieser Oberfläche noch die Horizontalefest und verlegte die Lehre der Curve auf die Oberkante undOberfläche des Stylobates; dann lagen alle Stufen wagrecht,nur die obere Stufe empfing als Zusatz in Mitten die Höheder Curve und war nach dem Schema derselben abzuflachen;alle Säulen von gleicher AxenhÖhe dann auf solcher Curveerrichtet, hätten <strong>für</strong> das Gebälk von selbst die parallele Krümmungvorbereitet. Wer dann in letzterem Zusatz die scamilliimpares bei Vitruv sehen wollte, wurde hier die Bestätigungfinden wenn er beim Parthenon 80 vorhanden wäre Oderdrittens, wenn man von einer Krümmung des Stylobates absieht,würde eine Curve nur <strong>für</strong> das Gebälk, völlig einfachdurch eine verschiedene Höhe der Säulen hergestellt wordensein die von den Ekksäulen nach der Mitte allmählig wuchs.Eine solche wachsende Differenz war mit Leichtigkeit undohne jede Muhe in die untersten Cylinder der Säulen zu legen.Steht es ja in den Maafsen des Penrose vor Augen wie sicham ganzen Parthenon vielleicht nur vier Säulen finden inwelchen die untersten Cylinder ein und dieselbe Hohe zeigen,während alle übrigen, zum Theil bedeutend, darin verschiedensind.Findet sich nun beim Parthenon und Theseion nichts vonalle diesem, dann könnte nur aus einer völligen Unkenntnifader antiken Kunst die Behauptung fliefsen dafs den gewiegtenAlten diese einfachsten Mittel des Handwerklichen unbekanntgeblieben wären und sie genöthigt habe anstatt dessenzur Ausklügelung gerade der unzuverlässigsten Manipulationenzu greifen. Fafst man aber die Thafsachen zusammen wie sievorliegen, dann wird sich Niemand der Erkenntnifs verschliefsenkönnen wie nur die gekrümmte Senkung des Stereobatesallein die entsprechende Curve im Marmorbane nach sich gezogenhabe. Da nun weder angenommen noch jemals wirdbewiesen werden können dafs der Felsboden unter dem Stereobategewichen oder von der Lastung zusammeugedrükkt sei,ist das Zusammenpressen und Setzen des piräischen Stereobatesin sich und nach den 4 Ekken hin, die einzige Ursacheseiner Krümmung geworden. Ja selbst wenn raan die Unmöglichkeitwollte gelten lafsen dafs nicht der Stereobat sondernder Felaboden gewichen sei, würde die Senkung dochimmer eine Thatsache bleiben. Dafs dieselbe jedoch ganz undgar nur in der Natur des piräischen Steines begründet undleicht aus derselben zu erklären sei, ist schon Eingangs dargelegtworden. Es ist ganz unvermeidlich dafs sich durchenormeji Drukh die so groben Poren und Höhlungen des Stei--nes zusammenpressen und dichten; tornehmlick stark ist diesder Fall wenn ihm beständige Feuchtigkeit zugeführt wirddie seine Textur zerstört und ihn mürbe macht. Denn wennsich Stellen des Stereobates finden auf welchen er so mürbeerscheint, dafs ohne sonderliche Kraftanwendung das Sondireisenzwei ganze Schichten durcbstöfst (vgl. oben III.), oderwenn jener Marmorboden in der Cella (a. a. O.) auf der geringenAusdehnung von 10 F Länge und Breite, schon durcheinen einzigen mächtigen Aufschlag einer Lastung so veräüdertwerden konnte, dafs sich auf einem Punkte die . 0 starkenMarmorplatten um . 25 in den piräischen Stereobat unterihnen eindrukkten, mithin so tief unter die Wage sanken, dannist wohl abzunehmen welche Veränderung eine so immensetodte Belastung als gerade auf den Ekken unausgesetzt wirkt,nach und nach in demselben Materiaie hervorbringen mufste.Zur Berechnung des fortwährenden Drukkes einer todten Lastunghat aber bekanntlich noch kein Calcül unserer angewandtenMathematik eine Formel zu bilden vermocht, weil bigheute der Versuchscoefficient da<strong>für</strong> nicht gefunden ist. Dafsjedoch gerade unter den Ekken dieses Baues der schwächsteFunkt des Stereobates sich befinde, dagegen wird schwerlichJemand streiten können; denn hier hört die Continuität desWiderstandes von unten aaf> während die Continnität desDrukkes von oben nicht allein fortgeht, sondern durch diegröfsere Belastung der ganzen Fronten im Verhältnifs zu denSeiten, noch bedeutend erhöht wird und so namentlich auf dieEkksäulen einwirkt. Das einzige Mittel hier eine Compensationzu bewirken, wären stark vorspringende Flügel gewesendie über die Ekken des Stereobates weit hinaus traten; alleindiese sind nicht vorhanden.Ich will hierbei noch ein merkenswertbes Beispiel davonanführen vrie bedeutend eine solche Comprimirung des piräischenSteines zur Senkung des Marmorbaues beitragen kann.An der Südseite des thurmarligen Stereobates unter dem Niketempel,fanden Schaubert und Hansen (Rofs a, a. 0. S. 100)eine solche Senkung vor, dafs sie anfängUch Zweifel hegtenob man auf dem hier gesunkenen Marmoretylobat diese Seitedes Niketempels wieder wurde aufrichten können. Wie ichgesehen habe ist das auch nur durch Aufheben und Untermauerndes Marmors möglich geworden.Betraf dies die Entstehung eines gekrümmten Abfalles vomStereobate durch nicht berechnetes und nicht gedachtes Sinkendesselben nach den Ekken £u, so kann ich nicht umhin auchein Beispiel als Curiosum anzuführen in welchem ein solcherAbfall der Libelle von der Mitte nach den Enden hin ursprünglichund mit entschiedener Absicht und Berechnung der Arbeiterwirkt ist. Deshalb ursprünglich und mit Absicht erwirkt.

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