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04. Zeitschrift für Bauwesen XIII. 1863, H. VII-X= Sp. 321-552

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423 Boetticher, Die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen. 424gesetzt habe in welchen die Burg benutzt gewesen ist. Ausderselben Zeit rührt die Zuleitungsrinne her welche, von Südostherunter nach dieser Cisterne laufend, in den Felsbodengeschnitten ist und ihr das Regenwasser zuführt; sie mufs frühernoch mit Marmor- oder Ziegelplatten bedekkt gewesensein, denn der Falz hier<strong>für</strong> ist in beiden Rändern des Rinnsteinesnoch übrig.Nach Angabe des Herrn Pittakis ist neben dem erstemFafse nicht blofs das Stükk einer Marmorbasis mit dem Fragmenteines Oelbaumes und der Füfse des Poseidon, sondernauch der dazu gehörende Torso des Gottes gefunden. Darausschliefst er dafs die Gruppe der Athena und des Poseidon,den Oelbaum und das Kyma hervorbringend (Paus. 1, 24, 3), hiergestanden habe; er will also das Kyma in Beziehung zu demWasserbehälter setzen. Man wird aber schwerlich zugestehendafs die riiugtration dieser Gruppe durch einen Behälter mitRegenwasser hätte geschehen können, zumal das y^Jtvfia ctvaqimveov'^in der Gruppe schon dargestellt war; die Nachbarschaftbeider Dinge war rein zufällig. Aber so viel ist gewifs dafsdie Anlage beider Behälter einen sehr frühen antiken Ursprungbekundet; die der Tholos gewifs, denn diese scheint bereitsvor Gründung des Parthenon bestanden zu haben. Es istThatsache wie solche Felätholen zu den ältesten Anlagen gehören,schon mit der Autochthonen-Zeit beginnen und diesereigentbümlich sind; sie kehren in ganz gleicher Form undArbeit, tief in den Felsboden' von oben her eingesenkt, nurin weit mächtigern Dimensionen durch ganz Attika wieder. Inder hochalten Siedlung an den südlichen Abhängen des Museionund der Pnyx, jener Felsenstadt aus der Kranaer Zeit,sind dieselben so zahlreich dafs man ohne grofse Vorsicht dieseStätte nicht durchwandern darf, da man sonst Gefahr läuftdurch die jetzt nicht mehr bedekkteo Mündungen hinabzustürzen.Sie liegen hier zuweilen paarweise und innerhalb untersich verbunden neben einander; alle jedoch sind nur vonoben herab zu besteigen, so dafs man blofs mit langenschmalen Leitern, wohl Strifckleitern, auf den Boden binabgelangenkonnte. Darin erinnern sie sehr an die Anlage derjenigenunterirdischen Thesauren welche nur von oben zugänglichwaren (m. Abhandl. im Philolog. XIX. 1. 5, § 2.). Auchzu Eleusis kehren dieselben wieder, und bereits am Hieronder Aphrodite, hinter Daphni, liegt eine solche Tholos im Felsboden.Vortrefflich erhalten, aufser der Oeffnung im Zenithauch von unten zugänglich, ist schon jene mächtige Tholos imNordabhange des Felsens zwischen Museion und der pelasgischenHalbkreismauer; sie gehört zu den Felsengemächernwelche im Volksmunde Gefängnifs des Sokrates heifsen. Dafsdiese auf keinen Fall zum Wasserbehälter gedient habe istklar; denn der antike Putz des Innern zeigt an vielen Stellendeutlich die ursprüngliche Malerei, auch spricht der Zugangvom Nebengemache anf dem Boden, durchaus dagegen. IhreZenithmündung (Opaion) zeigt eben so noch den Falz zumEinsetzen des verschliefsenden Dekkels wie es bei den andernsäramtlich der Fall ist; allein hier dient das Opaion sichernur zur Beleuchtung. Das Nebengemach ist in seiner Dekkedachförmig gearbeitet. Ob man hier Gräber oder Wohnungenzu sehen habe ist erst noch zu ermitteln; ich kann mich in diesembesonderen Falle nur <strong>für</strong> Grabgemächer entscheiden undhabe da<strong>für</strong> Belege die jedoch nur andern Ortes geltend gemachtwerden können. Denn wer da meint dafs ein Grabgemachkeine Zenitblicht-Oeffnung haben dürfe, damit gleichsamdie Wohnung des Todten vom Lichte und von der Verbindungder Oberwelt abgeschnitten werde, dem widersprechengrofsartige und ganz bekannte Grabgemächer. Wozu aberdiese merkwürdigen Tholosanlagen im Allgemeinen dienten.mag man sie cisternae, tnundi, siri oder favissae nennen, istbis heute noch unerklärt; aufser der Tholos am Parthenonhabe ich keine einzige weiter als Wasserfafs constatiren können.Die Rolle jedoch zu ermitteln welche sie einst spielten,in Verbindung mit ihrer grofsen Zahl auf einer geringen Ausdehnung,verdient im hohen Grade die Aufmerksamkeit derAlterthumsforschung.3. Erdplahum vor Obgleich mit dem bisher Gesagten aufdem Stereobate. ein Erdplanum als Vordekke des Stereobatefl,eben so auf die Weise der Abwässerung desselben deutlichangespielt ist, will ich auf diesen Gegenstand doch nocheinmal zurükksehen um ihn nach einer Seite hin besondersauszuführen und zu ergänzen.Im Vorhergebenden ist der Zustand der äufsern lothrechtenSeite des Stereobates als technisches Zeugnifs <strong>für</strong> die ursprünglichverdekkte Lage in Anspruch genommen. Nirgendszeigte sich diese Seite weder gleich im Höheomaafse der Schiebten,noch wagrecht durchgeschichtet; die einzelnen Schichtenhatten völlig ungleichen Vorsprung unter einander, ganzeSchichten trugen noch den rohen Werkzoll in den verschiedenstenFormen und Profilen; die Maafse der einzelnen Plinthenselbst waren wechselvoll, die Versetzung der Stofsfugenzufällig, der Vorsprung vor dem Marmor völlig verschieden.Endlich war der Stereobat an keiner Seite des Gebäudes vongleicher Höhe, es schwankte diese zwischen NuU und 20 F.Alles dies steht nun gerade im strikten Gegensätze zuder Art und Weise der antiken Construction <strong>für</strong> Wände undMauern des Baues, wenn diese dem Anblikke dargeboten werdensollen. Es ist ein bekanntes Wahrzeichen der antikenStructur an solchen MonumenteUt dafs auf die Eurythmie undSymmetrie, auf Gleicbmaafs der einzelnen Plinthen und derganzen Schichten, auf Strenge im Versetzen ihrer Stofsfugenwie zuletzt auf die Abglättung des Werkzolles, die gröfste Aufmerksamkeitgerichtet war. Ueberall wo ein Stereobat unterdem Marmor frei vor Augen liegen sollte, ist diesem Braucheentsprochen; überall dagegen wo er verdekkt ward, trägt erauch den Werkzoll noch. Man kann das am Stereobate unterder nördlichen Prostasis des Poliastempels wahrnehmen wenndie Erdfüllung vor ihm aufgegraben wird. Aus dem Zustandevom Stereobate des Parthenon welcher also diesem in allenBezügen widerspricht, kann man deshalb wohl die Ueberzeugunggewinnen dafs er an keinem Punkte frei dem Anblikkedargestellt, sondern an drei Seiten durch vorgeschütteteErde bedekkt gewesen sein muFste. Wie dieses auch wirklichder Fall gewesen, bezeugen die bedeutenden Ueberreste derErdfüllung welche noch, ganz in ihrer ursprunglichen Mischung,vor der Südseite der Gebäude liegen. Hier fiillte wie gesagtdie VorschOttung die Länge der ganzen Seite und bis hinüberzur Burgmauer aus> ihre obere Fläche reichte bis zum Marmorbelagedes Stereobates.Die Vorschüttung dieser Südseite, welche durchschnittlichbis zur Höhe der fünften Stereobatschicht von oben erhaltenist, wird in ihren Bestandtheilen noch genauer von L. Rofs(a. a. O. S. 89) als von Penrose vermerkt. Sie bestand aus<strong>Sp</strong>littern des piräischen Streobatea und des Marmors, aus Gerolleund Abraum des gewachsenen Felsens dicht mit Erde gemischt,wie aus Brandresteu des ersten Baues und Thonscherbendie mit interessanten kleinen Bildwerken sehr alterthümlicherForm vereinigt lagen; sogar einzelne Schichten in derselbenwie sie bei der Verarbeitung des Banmateriales sich bildeten,kann man noch unterscheiden. Mit Vollendung des Parthenonward also diese Aufschüttung erwirkt, seit der Zeit hat siebis auf Rofs im Wesentlichen unberührt gelegen. Nur weaigeJahre vor Rofs, zur Zeit des letzten Krieges ist sie angegriffen

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