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medium gas | 2010.2 - VNG Verbundnetz Gas AG

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<strong>medium</strong> <strong>gas</strong> | <strong>2010.2</strong><br />

Assurbanipal, 1965, Blatt b Prometheus, 1968, Blatt a<br />

Prometheus, 1968, Blatt c<br />

Eine weitere große Mappe von acht Aquatinta-<br />

Radierungen aus dem Jahre 1968 beschäftigt sich<br />

mit dem Thema „Prometheus“. Hier ist besonders<br />

die Verschmelzung von Körpern und die innigliche<br />

Vereinigung der Akteure als Figurenarrangement<br />

hervorgehoben. Die Auseinandersetzung des Pro-<br />

metheus mit den anderen Göttern, die Einbringung<br />

des Feuers, das Angekettetsein an den Felsen des<br />

Kaukasus, das Groteske der Situation hat Knoke in<br />

expressiver Weise dargestellt. Wiederum gibt es<br />

eine klare Linienführung, kräftiges Entgegenset-<br />

zen von Schwarz und Weiß, aber in diesem Zyklus<br />

sind durch die Verwendung von Zwischentönen<br />

die Schattierungen nicht so hart getroffen. Das<br />

Zerschlagen und Trennen einer vormals bestehen-<br />

den Ganzheit bestimmt diese Abfolge. Das Leiden<br />

auf der einen und das Glück auf der anderen Seite<br />

wird in schaurig-schönen Bildern präsentiert.<br />

Knoke brachte den Fluss der Handlung in visionär<br />

geschaute Szenerien. Die graphische Technik der<br />

durch Aquatinta erreichbaren Nuancierungen<br />

suggeriert das Fortschreiten des organischen<br />

Prozesses in einer Welt des Halbdunkels. Allein<br />

aus dem Gefüge und der Verflechtung der Linien<br />

erschließen sich die Bilder auf die vielschichtige<br />

Art des zu Sehenden dem Betrachter.<br />

Eine ganz andere Struktur der Linienführung zeigt<br />

ein Zyklus von Arbeiten, bei denen Knoke Kör-<br />

perfragmente isoliert und, ins Überdimensionale<br />

vergrößert, ins Zentrum des Blickes setzt. Auf der<br />

zweifarbigen Radierung „Siesta“ von 1971 beleben<br />

die Körper der sich Umarmenden die Bildfläche wie<br />

eine Landschaft. Das vordergründige Beinfrag-<br />

ment beherrscht das Bild und die Hautstruktur<br />

der beiden Figuren wird durch fein abgestimmte<br />

Schattierungen herausgearbeitet. Die passiv<br />

schlummernde Energie der figuralen Komposition<br />

wird sichtbar und diese Arbeit formuliert sich in<br />

Anlehnung an einen phantastischen Realismus.<br />

Es war der Auftakt Knokes zu motivistischen Ele-<br />

menten, die seine Kunst in den darauffolgenden<br />

Jahrzehnten bestimmen sollten.<br />

Heinz Knoke starb 1991. Seine Kunst hat sich nicht<br />

allen erschlossen und von der Kunstgeschichte<br />

des zwanzigsten Jahrhunderts wird er noch etwas<br />

verhalten beurteilt. Das widerspiegelt den Stellen-<br />

wert seines künstlerischen Schaffens nicht und<br />

kann auch nicht die allgemeingültige Ansicht sein.<br />

Francis Bacon (1561–1626) sagte einmal, dass wir<br />

50 bis 80 Jahre brauchen, um ein Kunstwerk richtig<br />

einschätzen zu können. In der kurzen Zeitspanne<br />

von Knokes Tod bis heute ist die Reflexion zu seinem<br />

Werk durch die Künstlergemeinschaft noch nicht<br />

erfolgt und die Freunde und Sammler seiner Kunst<br />

sind eine kleine eingeschworene Gemeinde. Knoke<br />

verdient als Maler und Graphiker aber mehr als nur<br />

lokale Aufmerksamkeit. Dazu sollen dieser Artikel<br />

und die Ausstellung beitragen. Sonst müsste der<br />

Geist aussterben.<br />

Gleichzeitig mit dem Erscheinen dieses Artikels in<br />

der Zeitschrift „<strong>medium</strong> <strong>gas</strong>“ findet im Gebäude der<br />

Hauptverwaltung der <strong>VNG</strong> – <strong>Verbundnetz</strong> <strong>Gas</strong> <strong>AG</strong><br />

Leipzig eine Ausstellung mit Originalradierungen<br />

von Heinz Knoke statt. Anschließend geht die<br />

Ausstellung in das Pelikanhaus in Hannover – das<br />

Stammhaus der <strong>Gas</strong>unie Deutschland.<br />

unser Autor<br />

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Bodo Pientka ist Mitar-<br />

beiter der <strong>VNG</strong>-Tochter<br />

ONTR AS – <strong>VNG</strong> <strong>Gas</strong>-<br />

transport GmbH. Er ist<br />

ein bekannter Leipziger<br />

Kunstsammler und be-<br />

sitzt unter anderem auch<br />

eine große Anzahl an Bil-<br />

dern von Heinz Knoke.

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