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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

können bei einer akuten Prostatitis Cephalosporine<br />

der Gruppen 3 und 4 oder Acylaminopenicilline<br />

mit einem Beta-Lactamase-Inhibitor<br />

eingesetzt werden. Da die<br />

akute Prostatitis keine häufige Infektion<br />

ist, aber die Einleitung der Antibiotika-Therapie<br />

unverzüglich notwendig ist, liegen<br />

keine prospektiv, kontrollierten und randomisierten<br />

Studien vor, so dass sich die Therapieempfehlungen<br />

im Wesentlichen auf<br />

Expertenmeinungen stützen [12, 33, 45].<br />

Nach dem kulturellen Erregernachweis<br />

aus dem Harn (Prostatamassage ist bei der<br />

akuten bakteriellen Prostatitis kontraindiziert)<br />

und dem Ergebnis der Resistenzbestimmung<br />

soll auf eine gezielte Antibiotika-Therapie<br />

umgestellt werden, die je<br />

nach Besserung der klinischen Situation<br />

als orale Therapie für mindestens zwei (bis<br />

vier) Wochen fortgesetzt wird, um Komplikationen<br />

wie akuten Harnverhalt, Epididymitis,<br />

Prostataabszess oder chronische Prostatitis<br />

zu vermeiden [12, 33, 45].<br />

Akute Epididymitis,<br />

Epididymoorchitis ggf.<br />

mit Abszess<br />

Eine Epididymitis sexuell aktiver Männer<br />

unter 35 Jahren ist meist durch Chlamydia<br />

trachomatis oder Neisseria gonorrhoe ae<br />

und bei homosexuellen Männern auch<br />

durch Enterobacteriaceae verursacht. Eine<br />

(häufig asymptomatische) Urethritis liegt<br />

dann gewöhnlich vor [12, 31].<br />

Generell ist eine parenterale Therapie<br />

nur bei schweren Verlaufsformen, drohenden<br />

Komplikationen, z. B. Abszessbildung,<br />

oder Therapieversagern notwendig. Die<br />

parenterale Therapie sollte möglichst rasch<br />

auf eine orale Sequenztherapie umgestellt<br />

werden. Bei jüngeren Männern wird die<br />

Gabe von Ceftriaxon in Kombination mit<br />

Doxycyclin empfohlen. Bei älteren Männern<br />

oder bei Allergien gegen Beta-Lactam-Antibiotika<br />

kommen Fluorchinolone<br />

der Gruppe 2 oder 3 in Frage. Die zunehmende<br />

Fluorchinolon-Resistenz und das<br />

zunehmende Vorkommen ESBL-bildender<br />

Enterobacteriaceae muss bei älteren Männern<br />

mit Harnwegsinfektionen ebenfalls<br />

berücksichtigt werden [4, 46].<br />

Endometritis, Salpingitis,<br />

Tuboovarialabszess,<br />

Pelveoperitonitis<br />

Bei Infektionen des weiblichen Genitale<br />

sexuell aktiver prämenopausaler Frauen<br />

muss mit einem breiten Spektrum potenzieller<br />

Erreger gerechnet werden. Neben<br />

den sexuell übertragbaren Erregern<br />

N. gonorrhoeae und C. trachomatis kommen<br />

ätiologisch die Vaginalflora und die<br />

Erreger der bakteriellen Vaginose in Frage,<br />

56<br />

in seltenen Fällen auch Mykoplasmen und<br />

Ureaplasmen [13, 18, 37]. Hinsichtlich der<br />

Ätiologie aufgestiegener Infektionen sind,<br />

von Ausnahmen abgesehen, nur laparoskopisch<br />

gewonnene Proben diagnostisch<br />

relevant [14]. Da kein einzelnes Antibiotikum<br />

gegen das gesamte Spektrum der<br />

in Frage kommenden Erreger wirksam ist,<br />

konnte bislang kein Konsens <strong>zur</strong> Therapie<br />

der Wahl gefunden werden, zumal eine<br />

Vielzahl von Untersuchungen mit Kombinationen<br />

verschiedener Substanzgruppen<br />

positive Resultate gezeigt hat. Eine zweifelsfreie<br />

Wertung parenteraler und oraler<br />

Therapieregime sowie Gegenüberstellungen<br />

der ambulanten und stationären<br />

Behandlung stehen aus, so dass die Entscheidung<br />

für eines der Regime individuell<br />

je nach Schweregrad der Erkrankung, Patientenakzeptanz<br />

und regionaler Resistenzlage<br />

potenzieller Erreger getroffen werden<br />

muss. Eine parenterale <strong>Initialtherapie</strong> kann<br />

nach klinischer Besserung auf eine orale<br />

Sequenztherapie mit einem der Kombinationspartner,<br />

meist Doxycyclin, Clindamycin<br />

oder auch einem Fluorchinolon, umgestellt<br />

werden [31]. Cephalosporine sollten<br />

<strong>zur</strong> Erfassung von Anaerobiern primär mit<br />

Metronidazol kombiniert werden. Alternativ<br />

können auch Fluorchinolone oder Aminopenicilline/BLI<br />

verwendet werden, die<br />

sich durch ihr breites Spektrum auszeichnen.<br />

Zur Anwendung kommen Fluorchinolone<br />

der Gruppe 2 oder 3, jeweils in<br />

Kombination mit Metronidazol, Aminopenicilline/BLI<br />

plus Doxycyclin oder ein Carbapenem<br />

der Gruppe 2 (Ertapenem). Stets<br />

erforderlich ist eine Verlaufskontrolle binnen<br />

72 Stunden auch bei primär unkompliziert<br />

erscheinenden Infektionen [31]. Bei<br />

Therapieversagern sollte die antimikrobielle<br />

Behandlung rechtzeitig entsprechend<br />

den zwischenzeitlich <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

mikrobiologischen Befunden und<br />

falls notwendig eine chirurgische Intervention<br />

eingeleitet werden [13, 18]. In der<br />

Gravidität muss das embryotoxische und<br />

teratogene Potenzial verschiedener Antibiotika-Gruppen<br />

berücksichtigt werden.<br />

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