06.12.2012 Aufrufe

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

Antibiotika-Therapie, sind vor allem folgende<br />

Punkte zu beachten:<br />

n Frische Punktion einer peripheren Vene,<br />

Entnahme aus liegenden Kathetern nur<br />

zusätzlich<br />

n Hygienische Händedesinfektion<br />

n Wisch- oder Sprühdesinfektion der Haut<br />

auf einem mindestens 5 x 5 cm großen<br />

Areal mit alkoholischem Desinfektionsmittel,<br />

Einwirkzeit 1 min.<br />

n Zweite Hautdesinfektion von innen nach<br />

außen mit sterilem Tupfer<br />

n Anlegen von Einmalhandschuhen<br />

n Keine erneute Palpation der Punktionsstelle<br />

n Venenpunktion und Entnahme von (5-)<br />

8 bis 10 ml Blut pro Blutkulturflasche,<br />

das heißt 16 – 20 ml pro Blutkulturset<br />

n Entnahme von mindestens zwei, besser<br />

drei Blutkultursets<br />

n Alkoholische Wischdesinfektion des<br />

Durch stichstopfens der Blutkulturflaschen<br />

n Trocknung des Desinfektionsmittels ab -<br />

warten<br />

n Blutkulturflaschen mit jeweils frischer<br />

Kanüle beimpfen (nicht belegt!) oder<br />

geschlossenes Entnahmesystem verwenden<br />

(TRBA!)<br />

n Keine Belüftung der aeroben Flasche<br />

vornehmen<br />

n Blutkulturflaschen sofort ins Labor transportieren<br />

Das Spektrum der Sepsis-Erreger ist<br />

breit. In Deutschland waren in der SEP-<br />

NET-Studie insgesamt 55 % der Fälle durch<br />

grampositive Bakterien verursacht, 54 %<br />

durch gramnegative Mikroorganismen<br />

und knapp 18 % durch Candida-Spezies,<br />

die Summe von über 100 % wird durch<br />

polymikrobielle Infektionen erklärt. [11]<br />

In der 4. Blutkulturstudie der PEG, an<br />

der 14 Laboratorien in ganz Deutschland<br />

sowie ein Zentrum in Österreich teilnahmen<br />

und die vom 1. Juli 2006 bis zum 30.<br />

Juni 2007 alle klinisch relevanten Blutkulturisolate<br />

erfasste, war die Verteilung der<br />

insgesamt 7 652 nachgewiesenen Erreger<br />

wie folgt: grampositive Erreger 46,1 %,<br />

gramnegative 46,7 %, Anaerobier 1,6 %<br />

und Pilze 5,6 %. Häufigster nachgewiesener<br />

Erreger war Escherichia coli, gefolgt<br />

von S. aureus. Den größten Anstieg gab es<br />

bei den Enterokokken und hier insbesondere<br />

bei Enterococcus faecium sowie bei<br />

den Pilzen.<br />

Zur aktuellen Resistenzsituation bei<br />

Blutkulturisolaten in Deutschland liegen<br />

ebenfalls die Daten der 4. Blutkulturstudie<br />

der PEG vor.<br />

Der Anteil an Methicillin-resistenten<br />

Stämmen von S. aureus ist im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Periode 2000/2001 deutlich angestiegen<br />

und beträgt nun 22,8 %. Allerdings gab es<br />

66<br />

eine große Variationsbreite zwischen den<br />

Zentren, die von 8,7 bis 41 % reichte.<br />

Der Anteil Glykopeptid-resistenter<br />

E. faecium-Stämme lag bei 5,4 % und<br />

damit in einem ähnlichen Bereich wie die in<br />

der Europäischen Resistenzüberwachungsstudie<br />

(EARSS) für Deutschland ermittelte<br />

Rate von 6,3 % für das Jahr 2008.<br />

Bei E. coli ist der Anteil der Fluorchinolon-resistenten<br />

Stämme auf 31,2 % gestiegen.<br />

Der Anteil der Cefotaxim-resistenten<br />

Isolate als Ausdruck für das Vorhandensein<br />

einer ESBL beträgt in der aktuellen Studie<br />

7 %. Bei Klebsiella pneumoniae und<br />

bei Klebsiella oxytoca sind die Fluorchinolon-Resistenzraten<br />

ebenfalls angestiegen<br />

und liegen nun bei 17 bzw. 15 %. Auch<br />

die Rate der ESBL-Bildner bei K. pneumoniae<br />

hat weiter zugenommen und liegt bei<br />

etwa 14 %, wiederum gemessen an der<br />

Cefotaxim-Resistenz.<br />

Bei P. aeruginosa sind die Resistenzraten<br />

gegenüber Ceftazidim und Meropenem<br />

stabil geblieben und betragen<br />

14,4 bzw. 11,8 %. Bei Ciprofloxacin kam<br />

es sogar zu einem leichten Rückgang der<br />

Resistenz auf nun 23,9 %.<br />

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik<br />

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik<br />

von Antibiotika sind bei Patienten mit Sepsis<br />

bislang nur in Ansätzen untersucht. Die<br />

Pharmakokinetik wird durch komplexe,<br />

teils gegenläufige Prozesse beeinflusst, so<br />

dass die Antibiotika-Spiegel schwer vorherzusagen<br />

sind. In der Frühphase der<br />

Sepsis dominiert bei vielen Patienten die<br />

hyperdyname Kreislaufsituation, bei der<br />

es <strong>zur</strong> gegenüber Gesunden gesteigerten<br />

Clearance von renal eliminierten Antiinfektiva<br />

kommen kann. Durch das kapilläre<br />

Leck kommt es zusätzlich <strong>zur</strong> Expansion<br />

des Extrazellulärraums. Diese beiden Faktoren<br />

führen zu unerwartet niedrigen Plasmaspiegeln<br />

bei hydrophilen und renal eliminierten<br />

Antibiotika, was für die meisten<br />

Beta-Lactame, aber auch Aminoglykoside<br />

zutrifft. Diese Veränderungen sind<br />

für Antibiotika mit großem Verteilungsvolumen,<br />

also vorwiegend intrazellulärer<br />

Anreicherung weniger ausgeprägt. Wenn<br />

im weiteren Verlauf der Sepsis zunehmend<br />

Organfunktionsstörungen – vor allem Niereninsuffizienz<br />

– auftreten, kommt es<br />

durch verringerte Elimination zu steigenden<br />

Plasmaspiegeln und möglicherweise<br />

<strong>zur</strong> Kumulation von meist unwirksamen,<br />

aber potenziell toxischen Metaboliten der<br />

Arzneistoffe [21]. Hinzu kommen bei Antibiotika<br />

mit hoher Eiweißbindung Verdrängung<br />

aus der Bindung durch andere Arzneistoffe<br />

oder pH-Verschiebungen. Aus<br />

diesen Überlegungen sollte daher bei vor-<br />

handenen Alternativen eher auf Antibiotika<br />

mit niedrigerer Eiweißbindung und<br />

niedrigem Toxizitätspotenzial ausgewichen<br />

werden (z. B. bei MSSA-Sepsis Gabe von<br />

Cephalosporin statt Flucloxacillin, welches<br />

zu über 90 % an Eiweiß gebunden ist und<br />

ein hohes hepatotoxisches Risiko hat).<br />

Die Pharmakodynamik beschreibt die<br />

optimale antimikrobielle Wirksamkeit von<br />

Antibiotika in Abhängigkeit des Verlaufs<br />

der Plasmaspiegel. So werden Beta-Lactame<br />

(Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme)<br />

als zeitabhängige Antibiotika<br />

eingestuft, was bedeutet, dass die<br />

Plasmaspiegel möglichst lange oberhalb<br />

der MHK der Infektionserreger sein sollten,<br />

während hohe Spitzenspiegel keinen<br />

Vorteil <strong>zur</strong> Abtötung von Mikroorganismen<br />

erzielen. Kontinuierliche Infusionen<br />

können vor allem für mäßig empfindliche<br />

Erreger bei schwer kranken Patienten das<br />

Behandlungsergebnis verbessern [18, 22].<br />

Für Carbapeneme der Gruppe 1, die auch<br />

postantibiotische Effekte gegen gramnegative<br />

Erreger haben und andererseits<br />

bei Raumtemperatur nur begrenzt haltbar<br />

sind, sind prolongierte Infusionen (3 – 4<br />

Stunden) ebenfalls geeignet, das pharmakokinetisch-pharmakodynamische<br />

Profil<br />

optimal zu nutzen. Dem gegenüber sollten<br />

Spitzenspiegel-abhängige Antibiotika<br />

wie Aminoglykoside als Bolus max. einmal<br />

täglich verabreicht werden. Ähnlich gilt<br />

dies für Fluorchinolone, deren PK/PD-Profil<br />

in der Literatur meist über eine Optimierung<br />

der Fläche oberhalb der MHK (AUC<br />

> MHK) beschrieben wird. Um die Gabe<br />

von Antibiotika bei septischen Patienten<br />

besser zu steuern können, wäre eine zeitnahe<br />

Spiegelmessung im Sinne eines therapeutischen<br />

Drug-Monitorings dringend<br />

zu empfehlen, ist aber nur in Ausnahmefällen<br />

verfügbar.<br />

Therapieempfehlungen<br />

Bei fast allen Patienten erfolgt die initiale<br />

antimikrobielle Therapie kalkuliert im Sinne<br />

der von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft empfohlenen<br />

Interventionstherapie. Bei einem<br />

Teil der Patienten besteht durch einen Erregernachweis<br />

mit Antibiogramm die Möglichkeit,<br />

die initial begonnene Interventionstherapie<br />

zu modifizieren.<br />

Die initiale Antiinfektiva-Auswahl wird<br />

durch die vermutete Infektionsquelle, die<br />

Grunderkrankungen und Risikofaktoren,<br />

wie die Tatsache, ob eine Infektion ambulant<br />

oder nosokomial erworben wurde,<br />

den Zeitpunkt des Auftretens der Infektion<br />

und eine vorbestehende antimikrobielle<br />

Therapie, beeinflusst.<br />

Tabelle 10.1. zeigt Therapieempfehlungen<br />

bei unbekanntem Erreger bezogen<br />

auf die Art und Lokalisation der Infektion,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!