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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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<strong>Empfehlungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>kalkulierten</strong> <strong>parenteralen</strong> <strong>Initialtherapie</strong> bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2010<br />

MRSA bei Haut-/<br />

Weichgewebeinfektionen<br />

Haut-/Weichgewebeinfektionen (vornehmlich<br />

in Krankenhäusern und Altersheimen)<br />

können durch Methicillin-resistente<br />

S.-aureus-Stämme (MRSA) hervorgerufen<br />

werden. Häufigster Manifestationsort sind<br />

postoperative oder chronische Wunden.<br />

Die Wundbehandlung erfolgt lokal ebenso<br />

wie bei anderen Haut-/Weichgewebewunden.<br />

Bezüglich der Dekolonisation wird auf<br />

entsprechende Hygienerichtlinien auf lokaler<br />

Ebene verwiesen [17].<br />

Die Indikation zum systemischen Einsatz<br />

eines Antibiotikums ist streng zu<br />

stellen (z. B. bei Infektion mit Allgemeinreaktionen<br />

wie Fieber [über 38,5°C], Leu-<br />

kozytose [über 10 000/µl] und deutlichem<br />

CRP-Anstieg). Oft liegt nur eine Besiedlung<br />

und keine Infektion der Wunde vor.<br />

Bei Vorliegen einer MRSA-Monoinfektion<br />

zeigt Linezolid nach den bisher vorliegenden<br />

Daten eine signifikant höhere<br />

Eradikationsrate als Vancomycin [36]. Bei<br />

Vorliegen einer systemischen Infektion<br />

oder einer MRSA-Bakteriämie kann auch<br />

Daptomycin eingesetzt werden [1, 28]. Bei<br />

polymikrobiellen Infektionen mit MRSA-<br />

Beteiligung stellt Tigecyclin eine therapeutische<br />

Alternative dar. Bei Gabe eines Glykopeptids<br />

(Vancomycin oder Teicoplanin)<br />

wird die Kombination mit Rifampicin oder<br />

Fosfomycin empfohlen.<br />

In den letzten Jahren ist es vor allem in<br />

den USA zum Auftreten von MRSA-Stäm-<br />

men gekommen, die gegenüber Clindamycin,<br />

Cotrimoxazol und zum Teil gegenüber<br />

Fluorchinolonen sensibel sind. Diese community<br />

associated MRSA ( caMRSA) treten in<br />

Kollektiven gesunder Patienten auf (Militär,<br />

Sportvereinen). Durch eine stärkere Virulenz<br />

aufgrund ihrer Toxinproduktion (insbesondere<br />

Panton-Valentine- Leukocidin)<br />

kann es u. a. zu Haut- und Weichgewebeinfektionen<br />

aller Schweregrade kommen.<br />

Die frühzeitige Diagnose und konsequente<br />

Therapie erscheint derzeit als die wichtigste<br />

Option <strong>zur</strong> Prävention.<br />

Die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen<br />

ist notwendig, um eine Ausbreitung<br />

innerhalb des Krankenhauses zu<br />

vermeiden. Ein Wundverschluss ist anzustreben.<br />

Tab. 9.4. <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>kalkulierten</strong> Antibiotika-Therapie von Haut- und Weichgewebeinfektionen<br />

Diagnose Bakterielle Erreger <strong>Initialtherapie</strong> Therapiedauer EVG EG<br />

Erysipel Streptokokken Gr. A Benzylpenicillin<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

Clindamycin (bei Allergie gegen ß-Laktame)<br />

Mittelschwere<br />

Infektionen<br />

Schwere<br />

Infektionen<br />

Nekrotisierende<br />

Infektionen<br />

Staphylococcus aureus<br />

Streptokokken<br />

Gruppe A, B, C, F, G<br />

Mischinfektionen<br />

Streptokokken<br />

Staphylokokken<br />

Anaerobier<br />

Enterobacteriaceae<br />

Bissverletzungen Pasteurella multocida<br />

Capnocytophaga spp.<br />

Andere<br />

Diabetischer Fuß (moderate<br />

bis) schwere<br />

Verlaufsform<br />

MRSA bei Haut-/<br />

Weichgewebe-<br />

Infektionen<br />

Staphylokokken<br />

Streptokokken<br />

Enterobacteriaceae<br />

Anaerobier<br />

Mediastinitis Grampositive Kokken<br />

Anaerobier<br />

Enterobacteriaceae<br />

EVG: Evidenzgrad; EG: Empfehlungsgrad; BLI: Beta-Lactamase-Inhibitor<br />

Aminopenicillin/BLI<br />

Acylaminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

Moxifloxacin<br />

Clindamycin<br />

Tigecyclin<br />

Acylaminopenicillin/BLI<br />

Carbapenem Gruppe 1/2<br />

Cephalosporin Gruppe 3 a<br />

± Metronidazol<br />

Moxifloxacin<br />

Tigecyclin<br />

jeweils + Clindamycin<br />

oder Linezolid<br />

Aminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 1/2<br />

Carbapenem<br />

Moxifloxacin<br />

Acylaminopenicillin/BLI<br />

Fluorchinolon Gruppe 3<br />

+ Clindamycin<br />

Moxifloxacin<br />

Cephalosporin Gruppe 3a + Clindamycin<br />

Carbapenem Gruppe 1/2<br />

Ggf. Fosfomycin (als Kombinationspartner)<br />

Daptomycin<br />

Linezolid<br />

Tigecyclin<br />

Glykopeptid<br />

Ggf. zusätzlich Fosfomycin oder Rifampicin<br />

Cotrimoxazol<br />

Jeweils in hoher Dosierung<br />

Carbapenem Gruppe 1<br />

Carbapenem Gruppe 2<br />

Acylminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 3a/4<br />

jeweils + Metronidazol<br />

Moxifloxacin<br />

2 Wochen<br />

6 Wochen beim Rezidiv<br />

Nach erfolgreicher chirurgischer<br />

Sanierung < 7 Tage<br />

I<br />

II<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

7 Tage III<br />

III<br />

II<br />

II<br />

II<br />

II<br />

II<br />

1 – 10 Tage I<br />

II<br />

II<br />

II<br />

1 – 2 Wochen i. v. jeweils<br />

gefolgt von 2 – 3 Wochen oral<br />

I<br />

I<br />

I<br />

II<br />

I<br />

II<br />

II<br />

I<br />

II<br />

I<br />

III<br />

III<br />

III<br />

III<br />

III<br />

III<br />

III<br />

A<br />

B<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

B<br />

C<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

A/B<br />

A<br />

A<br />

C<br />

A<br />

B<br />

A<br />

A<br />

A<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

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