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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

Mediastinitis<br />

Häufigste Ursachen einer Mediastinitis<br />

sind Ösophagus-/Trachealperforationen,<br />

die deszendierende Mediastinitis aus<br />

dem Mund-/Rachenraum und postoperative<br />

Sternuminfektionen. Die Ursache der<br />

Infektion muss chirurgisch beherrscht werden.<br />

Zusätzlich ist der Einsatz eines Antibiotikums<br />

in hoher Dosierung indiziert.<br />

Das Erregerspektrum der hämatogenen<br />

Mediastinitis zeigt überwiegend grampositive<br />

Kokken. Nach Ösophagus-Perforation<br />

oder bei postoperativen Komplikationen<br />

nach Ösophagus-Chirurgie ist im Wesentlichen<br />

mit grampositiven Kokken, Anaerobiern<br />

und Candida spp. zu rechnen. Empfohlen<br />

wird ein Carbapenem der Gruppe<br />

1 oder 2, ein Acylaminopenicillin/BLI oder<br />

ein Cephalosporin Gruppe 3 oder 4, ggf.<br />

in Kombination mit Metronidazol. Moxifloxacin<br />

kann als Monotherapie eingesetzt<br />

werden. Risikoadaptiert ist initial die Kombination<br />

mit Fluconazol zu erwägen. Auch<br />

der Einsatz von Daptomycin, Linezolid und<br />

Tigecyclin ist möglich.<br />

Postoperative Wundinfektionen<br />

Die Inzidenz ist in den letzten beiden Jahrzehnten<br />

nach Einführung der perioperativen<br />

Antibiotika-Prophylaxe deutlich<br />

62<br />

rückläufig. Das Auftreten postoperativer<br />

Wundinfektionen ist abhängig vom Stadium<br />

analog der Wundklassifikation nach<br />

Cruse und zusätzlichen Risikofaktoren<br />

(siehe Kapitel 16) [9].<br />

Die Einteilung der postoperativen<br />

Wundinfektionen erfolgt in oberflächliche<br />

und tiefe Wundinfektionen, die durch die<br />

Centers for Disease Control Atlanta USA<br />

(CDC) definiert wurden [2].<br />

Bei allen postoperativen Wundinfektionen<br />

sollte ein mikrobiologischer Erregernachweis<br />

geführt werden. Therapie<br />

der Wahl ist die Eröffnung der infizierten<br />

Wunde und eine weitere Wundbehandlung.<br />

Eine antibiotische Therapie ist nur<br />

in Ausnahmefällen (Immunsuppression,<br />

Sepsis) und bei Häufung von Risikofaktoren<br />

indiziert. Die kalkulierte <strong>Initialtherapie</strong><br />

sollte sich kompetitiv zum perioperativ eingesetzten<br />

Antibiotikum verhalten. Empfohlen<br />

wird entweder ein Acylaminopenicillin/BLI,<br />

ein Cephalosporin der Gruppe<br />

3 oder ein Fluorchinolon der Gruppe 2, 3<br />

oder 4. Bei jeder postoperativen Wundinfektion<br />

muss differenzialdiagnostisch an<br />

eine operative Komplikation (Nahtinsuffizienz,<br />

infizierte Prothese, belassene Fremdkörper)<br />

gedacht und diese ausgeschlossen<br />

werden. Bei schweren Verläufen und Risikofaktoren<br />

für MRSA kann die zusätzliche<br />

Gabe von Daptomycin oder Linezolid initial<br />

erwogen werden. Sollten keine resistenten<br />

Erreger nachgewiesen werden, kann rasch<br />

deeskaliert werden.<br />

Eine Übersicht über die Antibiotika-<br />

Therapie bei den hier erwähnten Haut-<br />

und Weichgewebeinfektion gibt Tabelle<br />

9.4..<br />

Knochen- und Gelenkinfektionen<br />

Entscheidend für den Verlauf und die Prognose<br />

von Knochen- und Gelenkinfektionen<br />

ist eine frühe Diagnose und eine<br />

adäquate Therapie. Diese besteht in einem<br />

ausgiebigen chirurgischen Débridement<br />

bzw. der Synovektomie bei Gelenken, der<br />

Stabilisierung einer Fraktur und der Versorgung<br />

der Haut-Weichgewebe-Defekte.<br />

Eine Antibiotika-Behandlung ist indiziert<br />

(Tabelle 9.5.). Sie sollte initial hochdosiert<br />

parenteral erfolgen. Eine Sequenztherapie<br />

ist möglich, wenn mit der oralen Medikation<br />

adäquate Wirkspiegel sichergestellt<br />

werden können.<br />

Osteomyelitis<br />

Tab. 9.5. <strong>Empfehlungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>kalkulierten</strong> Antibiotika-Therapie von Knochen- und Gelenkinfektionen<br />

Bei der Osteomyelitis besteht eine Infektion<br />

des Markraums, die meist durch endogenhämatogene<br />

Erregeraussaat verursacht<br />

wird. Das Erregerspektrum ist altersabhängig<br />

unterschiedlich. Im Erwachsenen-<br />

Diagnose Bakterielle Erreger <strong>Initialtherapie</strong> Therapiedauer EVG EG<br />

Hämatogene Osteomyelitis<br />

Posttraumatische/<br />

postoperative Ostitis<br />

Staphylococcus aureus<br />

beta-hämolysierende Streptokokken<br />

Gruppe A, B, C, G<br />

Selten Salmonellen<br />

Andere Enterbacteriaceae<br />

Mischinfektionen<br />

Staphylokokken<br />

Streptokokken<br />

Enterokokken<br />

Enterobacteriaceae<br />

Anaerobier<br />

Sternumostitis Staphylococcus aureus<br />

Koagulase-negative<br />

Staphylokokken<br />

Bakterielle Arthritis Staphylococcus aureus<br />

beta-hämolysierende Streptokokken<br />

Gruppe A, B, C, G<br />

Enterokokken<br />

Anaerobier<br />

Selten Enterobacteriaceae<br />

Salmonellen<br />

Gonokokken<br />

EVG: Evidenzgrad; EG: Empfehlungsgrad; BLI: Beta-Lactamase-Inhibitor<br />

Flucloxacillin<br />

Aminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 2 + Clindamycin<br />

Moxifloxacin<br />

Fosfomycin (als Kombinationspartner)<br />

Aminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 2<br />

Clindamycin<br />

Fosfomycin (als Kombinationspartner)<br />

Linezolid (MRSA)<br />

Teicoplanin (MRSA<br />

Daptomycin (MRSA)<br />

Isoxazolylpenicillin<br />

Cephalosporin Gruppe 1 oder Gruppe 2 +<br />

Clindamycin oder Fosfomycin<br />

Bei MRSA:<br />

Linezolid oder<br />

Daptomycin<br />

Aminopenicillin/BLI<br />

Cephalosporin Gruppe 2<br />

Clindamycin<br />

Bei MRSA/MRSE:<br />

Linezolid oder<br />

Daptomycin<br />

Moxifloxacin<br />

1 – 4 Wochen i. v.<br />

gefolgt von<br />

2 – 6 Wochen oral<br />

Insgesamt mindestens<br />

8 Wochen<br />

1 – 4 Wochen i. v.<br />

gefolgt von<br />

2 – 6 Wochen oral<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

II<br />

II<br />

II<br />

III<br />

III<br />

III<br />

II<br />

III<br />

III<br />

III<br />

I<br />

II<br />

I<br />

II<br />

III<br />

II<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

C<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B<br />

A<br />

A<br />

B<br />

B<br />

B<br />

B

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