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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

einzuleiten. Krankheitsbilder sind die Myonekrose<br />

(Gasbrand), die nekrotisierende<br />

Fasziitis, einschließlich der Fournier‘schen<br />

Gangrän, der sekundär infizierte Spritzenabszess<br />

und die Myositis. Aufgrund der<br />

Koinzidenz kann man auch das Streptococcal<br />

Toxic Shock Syndrome (STSS) diesen<br />

Erkrankungsformen zuordnen [6].<br />

Eintrittspforten der Erreger sind neben<br />

der hämatogenen Streuung meist Bagatelltraumen,<br />

infizierte Operationswunden<br />

und Injektionsstellen (Spritzenabszess),<br />

seltener entzündete periurethrale Drüsen<br />

oder perianale Infektionen (Fournier‘sche<br />

Gangrän). Meist handelt es sich um Mischinfektionen<br />

durch grampositive Erreger<br />

(beta-hämolysierende Streptokokken,<br />

S. aureus), Anaerobier (Bacteroides fragilis,<br />

Prevotella melaninogenica) und Enterobacteriaceae<br />

mit der Folge einer oft synergistischen<br />

Potenzierung ihrer Virulenz.<br />

Es wird eine Therapie mit einem Acylaminopenicillin/BLI<br />

oder einem Carbapenem<br />

Gruppe 1 oder Gruppe 2 empfohlen.<br />

Alternativ kann die Kombination eines<br />

Cephalosporins der Gruppe 3a mit Metronidazol<br />

oder Clindamycin gegeben werden.<br />

Aufgrund des breiten Spektrums stellt<br />

die Monotherapie mit Moxifloxacin eine<br />

Alternative dar. Die zusätzliche Applikation<br />

von Clindamycin oder Linezolid führt<br />

zu einer Inhibition der Proteinbiosynthese<br />

grampositiver Bakterien. So können septische<br />

Komplikationen durch Exotoxinproduktion<br />

(z. B. Superantigene) abgemildert<br />

werden. Beim Streptococcal Toxic Shock<br />

Syndrome gibt es Hinweise, dass die Kombination<br />

eines Penicillins mit Clindamycin<br />

den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst<br />

[4, 32].<br />

Bestimmte Haut-/Weichgewebeinfektionen<br />

erfordern ein gesondertes Vorgehen.<br />

Bissverletzungen<br />

Der Kiefer von Säugetieren kann eine<br />

Kraftentfaltung bis zu 1 t/cm 2 entwickeln.<br />

Dies führt bei entsprechenden Reißzähnen<br />

zu schweren Gewebsdestruktionen<br />

bei begleitender Kontamination. Neben<br />

der chirurgischen Versorgung ist bei tiefen<br />

Verletzungen primär die Gabe eines Antibiotikums<br />

indiziert. Empfohlen wird ein<br />

Aminopenicillin/BLI, alternativ bei Allergie<br />

ein Cephalosporin der Gruppe 1 oder 2<br />

oder ein Chinolon der Gruppe 4 [21, 34].<br />

Das nachgewiesene Erregerspektrum<br />

rekrutiert sich in der Regel aus der physiologischen<br />

oralen Standortflora des verursachenden<br />

Tieres bzw. des gebissenen<br />

Menschen. Bei Katzen- und Hundebissen<br />

handelt es sich meistens um aerob-anaerobe<br />

Mischinfektionen unter Beteiligung<br />

von verschiedenen Erregern, wobei neben<br />

Pasteurellen auch Staphylokokken und<br />

60<br />

Streptokokken regelmäßig isoliert werden.<br />

Insbesondere nach Bissen von Katzen erreichen<br />

die übertragenen Erreger aufgrund<br />

des punktionsartigen Charakters des Bisses<br />

relativ leicht tiefere Gewebeschichten.<br />

Sofern Knochen oder Sehnen betroffen<br />

sind, kann es dabei zu einer chronischen<br />

Osteomyelitis oder Tendo myositis bzw.<br />

Tendosynovitis kommen.<br />

Unter den am häufigsten isolierten<br />

Anaerobiern nach Hunde und Katzenbissen<br />

finden sich Bacteroides spp., Fusobacterium<br />

spp., Porphyromonas spp., Prevotella<br />

spp., Propionibacterium spp. und<br />

Peptostreptococcus spp.<br />

Bei Rattenbissen muss an Streptobacillus<br />

moniliformis, den Erreger des Rattenbissfiebers,<br />

gedacht werden.<br />

Bissverletzungen durch Menschen führen<br />

sowohl zu akuten wie schwelenden,<br />

chronischen Infektionen. Meist handelt es<br />

Tab. 9.3. Einteilung postoperativer<br />

Wundinfektionen<br />

Oberflächliche Wundinfektion<br />

n Infektion an der Inzisionsstelle innerhalb<br />

von 30 Tagen nach OP<br />

und<br />

n Haut, Unterhaut oberhalb der Faszienschichten<br />

werden erfasst<br />

und<br />

n eitrige Sekretion an der Inzisionsstelle<br />

oder der subkutanen Drainage<br />

oder<br />

n Erregerisolierung aus dem Sekret einer<br />

primär verschlossenen Wunde<br />

oder<br />

n Öffnung der Wunde durch den Chirurgen<br />

(außer negativer Wundabstrich)<br />

Tiefe Wundinfektion<br />

n Infektion an der Inzisionsstelle innerhalb<br />

von 30 Tagen nach OP (bei Implantaten<br />

innerhalb von einem Jahr)<br />

und<br />

n Gewebe oder Räume an oder unterhalb<br />

der Faszienschicht werden erfasst<br />

und<br />

n eitrige Sekretion aus der Drainage unterhalb<br />

der Faszienschicht<br />

oder<br />

n Abszess oder andere Infektionszeichen bei<br />

der klinischen Untersuchung, während<br />

der OP oder bei der histopathologischen<br />

Untersuchungen<br />

oder<br />

n spontane Wunddehiszenz<br />

oder<br />

n Eröffnung durch den Chirurgen, wenn<br />

der Patient Fieber hat (> 38 °C) und/oder<br />

lokalisiertem Schmerz<br />

oder<br />

n Druckempfindlichkeit (außer negativer<br />

Wund abstrich)<br />

oder<br />

n Diagnose des Chirurgen<br />

sich um grampositive (meist Streptococcus<br />

spp.) und gramnegative Erreger (z. B.<br />

Haemophilus spp., Eikenella corrodens)<br />

sowie Anaerobier, darunter Fusobakterien,<br />

Prevo tella- und Porphyromonas-Spezies.<br />

Bei allen Bissverletzungen muss der<br />

Impfstatus für Tetanus überprüft werden.<br />

Diabetisches Fußsyndrom<br />

Fußläsionen beim Diabetiker entstehen<br />

als Folge komplexer neuropathischer und<br />

angiopathischer Spätschäden. Die verminderte<br />

Immunreaktion führt nach Bagatelltraumen<br />

und permanentem mechanischem<br />

Stress zu häufig schmerzlosen<br />

Weichgewebeinfektionen, die auf angrenzende<br />

Sehnen, Gelenkkapseln und Knochen<br />

oder den gesamten Fuß übergreifen<br />

können. Es sollen nur Therapeutika eingesetzt<br />

werden, die ausreichend hohe Wirkspiegel<br />

in Weichgewebe und angrenzenden<br />

Knochenregionen erreichen.<br />

Meist liegen Mischinfektionen durch<br />

Staphylokokken, Streptokokken, Enterobacteriaceae,<br />

Pseudomonaden und Anaerobier<br />

vor.<br />

Bei leichten Infektionen werden oral<br />

Aminopenicilline/BLI oder Fluorchinolone<br />

der Gruppen 2 und 3 empfohlen. Moderat<br />

bis schwer verlaufende Erkrankungen<br />

müssen chirurgisch saniert und initial<br />

parenteral antimikrobiell behandelt werden.<br />

Hierzu können Acylaminopenicilline/<br />

BLI, ein Carbapenem der Gruppe 1 oder<br />

2 oder eine Kombination von Clindamycin<br />

mit einem Cephalosporin der Gruppe<br />

2, 3a oder 4 bzw. einem Fluorchinolon der<br />

Gruppe 4 (Moxifloxacin) empfohlen werden.<br />

Oft ist eine Langzeittherapie über<br />

mehrere Wochen notwendig [3, 20, 24,<br />

35].<br />

Dekubitus<br />

Auch bei ausreichenden prophylaktischen<br />

Maßnahmen kann es zum Auftreten von<br />

Dekubital-Ulzera kommen [8].<br />

Die chirurgische Therapie erfolgt stadienabhängig,<br />

entsprechend der von Campbell<br />

vorgeschlagenen Einteilung. Bei entsprechender<br />

Gewebsinfektion ist meist<br />

eine Antibiotika-Behandlung indiziert.<br />

Auslösende Erreger sind grampositive und<br />

gramnegative aerobe Bakterien und Anaerobier.<br />

Empfohlen wird ein Acylaminopenicillin/BLI,<br />

ein Fluorchinolon der Gruppe 2, 3<br />

oder 4 oder ein Cephalosporin der Gruppe<br />

3 oder 4. Clindamycin oder Metronidazol<br />

können additiv gegeben werden.

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