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Empfehlungen zur kalkulierten parenteralen Initialtherapie ...

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Klaus-Friedrich Bodmann, Béatrice Grabein und die Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V.<br />

Bei der frühen Endokarditis nach Klappenersatz<br />

(< 1 Jahr nach OP) ist dagegen<br />

gehäuft an Methicillin-resistente S.-aureus-<br />

Stämme (MRSA), Koagulase-negative Staphylokokken<br />

aber auch gramnegative Bakterien<br />

zu denken (Tabelle 11.1.).<br />

Die empirisch begonnene Therapie<br />

sollte nach Vorliegen der Ergebnisse zum<br />

Erreger und seiner Antibiotika-Empfindlichkeit<br />

soweit notwendig modifiziert werden.<br />

Therapieschemata für die häufigsten<br />

Endokarditiserreger finden sich in der<br />

Tabelle 11.2.. Weitere detaillierte Therapieempfehlungen<br />

sowie <strong>Empfehlungen</strong><br />

zum Management von Komplikationen,<br />

<strong>zur</strong> chirurgischen Indikationsstellung und<br />

<strong>zur</strong> Fortführung der Antibiotika-Therapie<br />

nach chirurgischer Sanierung finden sich<br />

in den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft<br />

für Kardiologie [9].<br />

Bewertung der <strong>Empfehlungen</strong><br />

zu Antibiotika-Therapie der<br />

Endokarditis der Europäischen<br />

Gesellschaft für Kardiologie<br />

(ESC) von 2009<br />

Wesentliche Änderungen ergeben sich in<br />

der Neuauflage der Europäischen Leitlinien<br />

insbesondere bei der Therapie der Staphylokokken-Endokarditis.<br />

Hier ist zu berücksichtigen,<br />

dass bei der Endokarditis nativer<br />

Klappen die zusätzliche Therapie mit Gentamicin<br />

aufgrund verschiedener neuerer<br />

Daten [6, 7, 13] nur noch optional emp-<br />

72<br />

fohlen wird, da sie bei signifikant erhöhter<br />

Nephrotoxizität keinen Überlebensvorteil<br />

ergeben hat. Darüber hinaus sieht<br />

die Expertenkommission der PEG ebenfalls<br />

keine ausreichende Grundlage für die<br />

Empfehlung einer Kombinationstherapie<br />

mit Gentamicin bei der Behandlung der<br />

Endokarditis nativer Klappen durch Streptokokken<br />

mit einer MHK von < 0,125 mg/l<br />

für Penicillin.<br />

Gentamicin wird wegen der geringeren<br />

Nephrotoxizität und der Abhängigkeit<br />

der Wirksamkeit vom Spitzenspiegel üblicherweise<br />

einmal täglich verabreicht.<br />

Bei der Therapie der Enterokokken-<br />

En dokarditis wird aufgrund einer angenommenen<br />

Wirkungsverstärkung eine<br />

Mehrfachgabe in Kombination mit einem<br />

Aminopenicillin empfohlen. Die Wirkungsverstärkung<br />

wird auch angenommen bei<br />

einer fast immer vorhandenen Low-Level-<br />

Resistenz gegenüber Gentamicin, nicht<br />

jedoch bei einer High-Level-Resistenz [16].<br />

Bei der Therapie von Methicillin-sensiblen<br />

Staphylokokken-Stämmen muss in<br />

jedem Falle, wie in den ESC-Leitlinien empfohlen,<br />

von einer Therapie mit Vancomycin<br />

abgeraten werden. Mehrere Studien zeigen<br />

bei diesen Patienten übereinkommend<br />

einen schlechteren Therapieerfolg für Vancomycin<br />

im Vergleich mit einem Beta-Lactam-Antibiotikum<br />

[11, 15]. Bei den Beta-<br />

Lactamen werden nach wie vor primär<br />

Flucloxacillin, alternativ Cefazolin oder<br />

Cefuroxim empfohlen, Kombinationspräparate<br />

aus Aminopenicillin oder Acylami-<br />

Tab. 11.1. Empirische Therapie der kulturnegativen infektiösen Endokarditis bei vorheriger Antibiotika-Therapie bzw.<br />

bis zum Erhalt der Blutkulturergebnisse. Bei kulturnegativer Endokarditis ohne vorherige Antibiotika-Therapie sollte ein<br />

Infektionsexperte zu Rate gezogen werden.<br />

Antibiotikum Dosierung Kommentare EVG EG<br />

Nativklappenendokarditis Wenn kein Erregernachweis gelingt: Kalku lierte<br />

Therapie für 6 Wochen durchführen<br />

Ampicillin/Sulbactam<br />

ggf. kombiniert mit Gentamicin 1<br />

Vancomycin 2<br />

oder Daptomycin<br />

ggf. kombiniert mit Gentamicin 1<br />

Klappenprothesen (< 12 Monate postoperativ)<br />

Vancomycin 2<br />

oder Daptomycin<br />

kombiniert mit Gentamicin 1 oder<br />

kombiniert mit Rifampicin<br />

12 g/Tag i. v. in 4 Gaben<br />

3 mg/kg/Tag i. v.<br />

30 mg/kg/Tag i. v. in 2 Gaben<br />

mindestens 6 mg/kg einmal täglich<br />

3 mg/kg/Tag i. v.<br />

30 mg/kg/Tag IV in 2 Gaben<br />

mindestens 6 mg/kg einmal täglich<br />

3 mg/kg/Tag IV<br />

900 mg/Tag PO in 2 Gaben<br />

Patienten mit negativen Blutkulturen sollten<br />

in Absprache mit einem Infektionsspezialisten<br />

behandelt werden.<br />

IV B<br />

Bei Beta-Lactam-Unverträglichkeit IV B<br />

Bei fehlendem klinischem Ansprechen sollte<br />

eine chirurgische Sanierung sowie die Erweiterung<br />

der Antibiotika-Therapie um Substanzen<br />

mit Wirksamkeit gegen gramnegative Bakterien<br />

erwogen werden.<br />

IV B<br />

Klappenprothesen (> 12 Monate postoperativ)<br />

wie bei Nativklappen IV B<br />

EVG: Evidenzgrad; EG: Empfehlungsgrad;<br />

1. Wöchentliche Kontrolle der Serumspiegel und der Nierenfunktion empfohlen<br />

2. Kontrolle der Serumspiegel empfohlen: Talspiegel wenigstens 15 – 20 mg/l<br />

nopenicillin plus Beta-Lactamase-Inhibitor<br />

(z. B. Ampicillin/Sulbactam) sind für diese<br />

Indikation nicht Mittel der Wahl.<br />

Bei der Anwendung von potenziell<br />

toxischen Substanzen wie Vancomycin<br />

oder Gentamicin ist ein therapeutisches<br />

Drug-Monitoring und ein Monitoring der<br />

Nierenfunktionsparameter zu veranlassen.<br />

Hierbei gilt es zu beachten, dass in der jetzt<br />

vorgelegten Form der ESC Leitlinien insbesondere<br />

<strong>zur</strong> Behandlung einer S.-aureus-<br />

Endokarditis die empfohlenen therapeutischen<br />

Spiegel für Vancomycin wesentlich<br />

höher angesetzt werden als dies in den bisherigen<br />

Leitlinien der Fall war. Grundlage<br />

für diese <strong>Empfehlungen</strong> ist das offensichtlich<br />

gehäufte Vorkommen von S.-aureus-<br />

Subpopulationen mit reduzierter Vancomycin-Empfindlichkeit<br />

(sogenannten hVISA<br />

[heterogene Populationen Vancomycinintermediärer<br />

S.-aureus-Stämme]) [3, 4,<br />

12, 14]. Dennoch sollte unterstrichen werden,<br />

dass die empfohlenen hohen Talspiegel<br />

lediglich auf Expertenmeinung beruhen.<br />

Vancomycin-Talspiegel sollten nach<br />

Meinung der PEG-Expertenkommission bei<br />

der Therapie einer infektiösen Endokarditis<br />

zwischen 15 und 20 mg/l liegen.<br />

Bei der Staphylokokken-Endokarditis<br />

wird in den neuen Leitlinien auch Daptomycin<br />

[8] in einer Dosierung von 6 mg/kg/<br />

Tag i.v. als Alternative zu Vancomycin bei<br />

Methicillin-Resistenz empfohlen, höhere<br />

Dosierungen z. B. 9 mg/kg/Tag sind möglicherweise<br />

wirksamer, aber nicht zugelassen.

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