BMG Modellprojekte Band 8 - Kuratorium Deutsche Altershilfe
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Einleitung<br />
zigen Zeitpunkt schätzungsweise mindestens<br />
100.000 als dringend sanierungsbedürftig gelten<br />
können. Auch die Endprodukte der Modernisierungsmaßnahmen<br />
von bestehenden Pflegeheimplätzen<br />
können und sollen künftig Hausgemeinschaften<br />
sein.<br />
Überblick<br />
„Wenn man es recht betrachtet,<br />
ist es eigentlich nicht grandios.<br />
Wir haben kein Paradies,<br />
wir sind keine Engel,<br />
und wir versuchen auch nicht,<br />
alle superglücklich zu machen.<br />
Bei uns herrscht nicht mehr<br />
und nicht weniger als<br />
das ganz normale Leben.“<br />
Diese lapidar klingende Einschätzung von Niekde<br />
Boer, dem Mitinitiator des bedeutendsten niederländischen<br />
Wohnprojektes für pflegebedürftige<br />
und altersverwirrte Menschen, stellt die Hausgemeinschaften<br />
gleichsam auf ihre Füße. Sie wendet<br />
sich unter anderem gegen rein idealistische<br />
oder sozialromantische Vorstellungen, die den<br />
Hausgemeinschafts-Befürwortern häufig noch<br />
unterstellt werden. Der Anton-Pieck-Hofje arbeitet<br />
in den Niederlanden als Alternative zum gerontopsychiatrischen<br />
Pflegeheim seit über einem<br />
Jahrzehnt erfolgreich. Er stößt weltweit auf<br />
großes fachliches Interesse und hat auch der<br />
Hausgemeinschafts-Entwicklung in Deutschland<br />
ganz wesentliche Impulse gegeben. Seitdem<br />
haben Hausgemeinschaften in der Bundesrepublik<br />
allerdings erheblich an eigenem Profil hinzugewonnen.<br />
Wenn man Altenpflegeheime unter Humanisierungsgesichtspunkten<br />
künftig neu zu konzipieren<br />
oder aber bestehende durchgreifend zu<br />
sanieren beabsichtigt, können Lebensqualität<br />
und Pflegequalität nur dann gesichert werden,<br />
wenn neben einer konkreten Utopie auch ein realistisches<br />
methodisches Konzept vorhanden ist,<br />
das die entwickelten Betreuungs-, Pflege- und<br />
Qualitätsziele mit einer geeigneten Personal-<br />
struktur, einer entsprechenden Architektur und<br />
den dazugehörenden Raumangeboten verbindet.<br />
Welche verschiedenen Komponenten in<br />
einer vollstationären Hausgemeinschaft konkret<br />
zusammenspielen und wie die einzelnen Faktoren<br />
zu einem menschenfreundlichen voll funktionsfähigen,<br />
auch fachlich zufriedenstellenden<br />
und wirtschaftlich tragfähigen Gebilde namens<br />
Hausgemeinschaft im Pflegeheimbereich ineinander<br />
greifen, wird in den folgenden Kapiteln<br />
dargelegt. Dies soll all denen konkrete Planungshinweise<br />
geben, die beabsichtigen, Hausgemeinschaften<br />
auf den Weg zu bringen. Zugleich soll<br />
dadurch Überzeugungsarbeit bei denjenigen<br />
geleistet werden, die den Hausgemeinschaften<br />
bislang noch mit Skepsis begegnen.<br />
Hausgemeinschaften nutzen heute vermehrt<br />
gerade diejenige Infrastruktur, die bislang eher<br />
herkömmliche Altenpflegeheime hervorgebracht<br />
hat. Vollstationäre Hausgemeinschaften sind,<br />
auch wenn sie von konventionellen Pflegeheimen<br />
essentiell abweichen, von den bisher gewachsenen<br />
„Produktionsbedingungen“ aus planbar und<br />
realisierbar. Dies wird in Kapitel 3 anhand von<br />
konkreten Projektbeispielen bis in Details hinein<br />
demonstriert. In Kapitel 1 geht es zuvor jedoch<br />
um konzeptionelle und architektonische Grundmuster<br />
– inklusive Aussagen zum Raumprogramm<br />
– und die Variationsmöglichkeiten von<br />
Hausgemeinschaften der vollstationären Ausprägung.<br />
Ihre strukturellen Komponenten hinsichtlich<br />
inhaltlicher Konzeption und darauf abgestimmter<br />
Architektur werden in Kapitel 2 durch<br />
die Darstellung der für Hausgemeinschaften notwendig<br />
werdende Personalstruktur und durch<br />
eine Kalkulation der damit verbundenen Kosten<br />
ergänzt.