BMG Modellprojekte Band 8 - Kuratorium Deutsche Altershilfe
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Personalfragen und -kalkulation<br />
Bei eher nüchterner betriebswirtschaftlicher<br />
Betrachtung zeigt sich eine Hausgemeinschaft als<br />
Umsetzung einer „sehr schlanken Produktionskette“<br />
der individuell benötigten Dienstleistungen.<br />
Unter strikter Beachtung der Bedürfnisse der<br />
Bewohner und der Wünsche von Angehörigen<br />
konzentrieren sich alle Leistungen darauf, eine<br />
hohe Zufriedenheit bei den Bewohnerinnen und<br />
Bewohnern zu erzielen. Diese Konzentration auf<br />
den eigentlichen Wertschöpfungsprozess bedeutet,<br />
dass alle Leistungen, die aus Kundensicht und<br />
aus dem fachlichen Blickwinkel nicht erforderlich<br />
sind, auch nicht angeboten werden. Jeder unnötige<br />
Aufwand bei der Bereitstellung bzw. Vorhaltung<br />
der Dienstleitungen wird vermieden, und<br />
die erforderlichen Prozesse werden effektiv und<br />
effizient gestaltet. Ressourcen werden konsequent<br />
genutzt bzw. neu erschlossen (zum Beispiel<br />
auch durch Einbezug der Angehörigen und Kultivierung<br />
der Selbstpflegepotentiale von pflegebedürftigen<br />
älteren Menschen).<br />
Durch den größtenteils autonomen Betrieb<br />
jeder einzelnen Hausgemeinschaft wird der zentrale<br />
Verwaltungsaufwand in den Hausgemeinschaften<br />
auf ein Minimum reduziert. Auch wird<br />
kein zentraler Hausmeister benötigt, der in traditionellen<br />
Einrichtungen überdimensionierte Heizungsanlagen<br />
und Gartenflächen und dergleichen<br />
zu warten und instand zu setzen hat. Kleine<br />
Reparaturen werden von den Präsenzkräften,<br />
den Angehörigen oder von Firmen vor Ort ausge-<br />
Hauswirtschafterin mit hoher<br />
sozialer Kompetenz<br />
führt, wie in einem normalen Haushalt eben<br />
auch. Dies schafft Normalität und reduziert<br />
Kosten.<br />
Zur Sicherung der dennoch bei Hausgemeinschaften<br />
übergreifend anfallenden Managementaufgaben<br />
(zum Beispiel Verwaltungsaufgaben,<br />
Abrechnungswesen, Personalführung) liegt es<br />
nahe, Hausgemeinschaften in einem Verbund<br />
von – mindestens drei – Hausgemeinschafts-Einheiten<br />
und/oder in einer Kombination mit Dienstleistungszentren,<br />
ambulanten Diensten, Betreuten<br />
Wohnanlagen oder auch mit herkömmlichen<br />
Pflegeheimen zu betreiben. Der Hausgemeinschafts-Verbund<br />
bietet auch eine bessere betriebswirtschaftliche<br />
Basis, um den Nachtdienst<br />
solide finanzieren zu können.<br />
Gerade auch größere Träger können durch<br />
Einbindung des Bausteins Hausgemeinschaften<br />
in ihr Gesamtkonzept eine zusätzliche Profilierung<br />
und damit eine Qualitätsentwicklung ihrer<br />
vorhandenen Angebote erreichen. Hausgemeinschaften<br />
eröffnen so zudem die Chance, Knowhow<br />
für künftige Modernisierungsinitiativen zu<br />
sammeln. Oder sie werden zumindest zu einem<br />
wichtigen Element in der Marketingstrategie<br />
eines Trägers. Doch auch kleinere Träger erhöhen<br />
ihre Chancen „am Markt“ durch den Bau von<br />
Hausgemeinschaften in dem oben beschriebenen<br />
Sinn.<br />
Die Umsetzung des Hausgemeinschafts-Konzeptes<br />
ist unter Berücksichtigung anspruchsvoller<br />
Pflegequalität nicht teurer als eine qualitativ vergleichbare<br />
stationäre Einrichtung der vorangegangenen<br />
Generation. Das hiermit verbundene<br />
familienähnliche Wohnkonzept, das die Ergebnisqualität<br />
seiner Arbeit aus Sicht der Bewohner<br />
und ihrer Angehörigen in den Mittelpunkt rückt,<br />
kann so einen wichtigen Beitrag leisten zum<br />
Abbau der strukturellen Gewalt, die an vielen<br />
Orten Deutschlands in Altenpflegeheimen beklagt<br />
wird. Das Konzept der Hausgemeinschaften<br />
bietet auch unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher<br />
Gesichtspunkte älteren Menschen<br />
mit hochgradigem Hilfebedarf ein würdevolles<br />
Wohnen und Leben. In diesem Sinne sind Hausgemeinschaften<br />
in der Lage, die Lebensqualität<br />
gerade auch für die Gruppe der demenzerkrankten<br />
älteren Menschen entscheidend und nachhaltig<br />
zu verbessern.