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BMG Modellprojekte Band 8 - Kuratorium Deutsche Altershilfe

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52<br />

Personalfragen und -kalkulation<br />

Bei eher nüchterner betriebswirtschaftlicher<br />

Betrachtung zeigt sich eine Hausgemeinschaft als<br />

Umsetzung einer „sehr schlanken Produktionskette“<br />

der individuell benötigten Dienstleistungen.<br />

Unter strikter Beachtung der Bedürfnisse der<br />

Bewohner und der Wünsche von Angehörigen<br />

konzentrieren sich alle Leistungen darauf, eine<br />

hohe Zufriedenheit bei den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern zu erzielen. Diese Konzentration auf<br />

den eigentlichen Wertschöpfungsprozess bedeutet,<br />

dass alle Leistungen, die aus Kundensicht und<br />

aus dem fachlichen Blickwinkel nicht erforderlich<br />

sind, auch nicht angeboten werden. Jeder unnötige<br />

Aufwand bei der Bereitstellung bzw. Vorhaltung<br />

der Dienstleitungen wird vermieden, und<br />

die erforderlichen Prozesse werden effektiv und<br />

effizient gestaltet. Ressourcen werden konsequent<br />

genutzt bzw. neu erschlossen (zum Beispiel<br />

auch durch Einbezug der Angehörigen und Kultivierung<br />

der Selbstpflegepotentiale von pflegebedürftigen<br />

älteren Menschen).<br />

Durch den größtenteils autonomen Betrieb<br />

jeder einzelnen Hausgemeinschaft wird der zentrale<br />

Verwaltungsaufwand in den Hausgemeinschaften<br />

auf ein Minimum reduziert. Auch wird<br />

kein zentraler Hausmeister benötigt, der in traditionellen<br />

Einrichtungen überdimensionierte Heizungsanlagen<br />

und Gartenflächen und dergleichen<br />

zu warten und instand zu setzen hat. Kleine<br />

Reparaturen werden von den Präsenzkräften,<br />

den Angehörigen oder von Firmen vor Ort ausge-<br />

Hauswirtschafterin mit hoher<br />

sozialer Kompetenz<br />

führt, wie in einem normalen Haushalt eben<br />

auch. Dies schafft Normalität und reduziert<br />

Kosten.<br />

Zur Sicherung der dennoch bei Hausgemeinschaften<br />

übergreifend anfallenden Managementaufgaben<br />

(zum Beispiel Verwaltungsaufgaben,<br />

Abrechnungswesen, Personalführung) liegt es<br />

nahe, Hausgemeinschaften in einem Verbund<br />

von – mindestens drei – Hausgemeinschafts-Einheiten<br />

und/oder in einer Kombination mit Dienstleistungszentren,<br />

ambulanten Diensten, Betreuten<br />

Wohnanlagen oder auch mit herkömmlichen<br />

Pflegeheimen zu betreiben. Der Hausgemeinschafts-Verbund<br />

bietet auch eine bessere betriebswirtschaftliche<br />

Basis, um den Nachtdienst<br />

solide finanzieren zu können.<br />

Gerade auch größere Träger können durch<br />

Einbindung des Bausteins Hausgemeinschaften<br />

in ihr Gesamtkonzept eine zusätzliche Profilierung<br />

und damit eine Qualitätsentwicklung ihrer<br />

vorhandenen Angebote erreichen. Hausgemeinschaften<br />

eröffnen so zudem die Chance, Knowhow<br />

für künftige Modernisierungsinitiativen zu<br />

sammeln. Oder sie werden zumindest zu einem<br />

wichtigen Element in der Marketingstrategie<br />

eines Trägers. Doch auch kleinere Träger erhöhen<br />

ihre Chancen „am Markt“ durch den Bau von<br />

Hausgemeinschaften in dem oben beschriebenen<br />

Sinn.<br />

Die Umsetzung des Hausgemeinschafts-Konzeptes<br />

ist unter Berücksichtigung anspruchsvoller<br />

Pflegequalität nicht teurer als eine qualitativ vergleichbare<br />

stationäre Einrichtung der vorangegangenen<br />

Generation. Das hiermit verbundene<br />

familienähnliche Wohnkonzept, das die Ergebnisqualität<br />

seiner Arbeit aus Sicht der Bewohner<br />

und ihrer Angehörigen in den Mittelpunkt rückt,<br />

kann so einen wichtigen Beitrag leisten zum<br />

Abbau der strukturellen Gewalt, die an vielen<br />

Orten Deutschlands in Altenpflegeheimen beklagt<br />

wird. Das Konzept der Hausgemeinschaften<br />

bietet auch unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher<br />

Gesichtspunkte älteren Menschen<br />

mit hochgradigem Hilfebedarf ein würdevolles<br />

Wohnen und Leben. In diesem Sinne sind Hausgemeinschaften<br />

in der Lage, die Lebensqualität<br />

gerade auch für die Gruppe der demenzerkrankten<br />

älteren Menschen entscheidend und nachhaltig<br />

zu verbessern.

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