2015-02: TOP Magazin Dortmund | SOMMER
Auto – Mit dem AMG GT durch Dortmunds „Grüne Hölle“ C.T.C. – Mit Thomas Happe im La Conca D‘Oro Grillen – Rezepte für Feinschmecker Kelly Faces – Modeln in Dortmund
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GENUSS<br />
GLÜCKLICHE SCHWEINE<br />
ODER ARME SAU?!?<br />
In dieser Ausgabe wollen wir die im letzten <strong>Magazin</strong> begonnene Reihe über Lebensmittel fortsetzen und uns mit Schweinefleisch<br />
beschäftigen. Es ist jedoch gar nicht so einfach wie ich dachte, einen Artikel über Schweinefleisch und seine Produktion<br />
in Deutschland zu schreiben. Ich kann natürlich einseitig gegen die Mastindustrie wettern und die zum Teil tatsächlich furchtbaren<br />
Bedingungen des Mästens und des Schlachtens anprangern. Ich kann dem vergangenen Idyll der traditionellen Landwirtschaft<br />
nachhängen, die vermutlich nur in der Rückschau wirklich idyllisch ist, ändern tue ich damit nichts. Eine Annäherung …<br />
ZAHLEN UND FAKTEN<br />
Doch von welchen Zahlen sprechen wir<br />
eigentlich? Jeder Deutsche isst im Schnitt<br />
pro Jahr 60 kg Fleisch. Damit liegen wir<br />
über den meisten Ländern, aber unter<br />
den USA (75 kg). China und die anderen<br />
aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien<br />
gelten als Boomländer des Fleischverzehrs.<br />
Deutschland ist aber – zu meiner<br />
persönlichen Überraschung – der drittgrößte<br />
Produzent von Schweinefleisch<br />
weltweit. So werden hier pro Jahr etwa<br />
60 Millionen Schweine geschlachtet. Diese<br />
Menge verbleibt natürlich nicht allein<br />
in Deutschland, denn hier ist der Fleischkonsum<br />
seit einigen Jahren leicht rückläufig<br />
bzw. verschiebt sich vom Schwein zugunsten<br />
des Huhns, weil das als gesünder<br />
gilt. Somit wird der Export immer wichtiger.<br />
Wir liefern Schweinebäuche nach<br />
Ungarn und Korea, Schultern nach Polen<br />
und Kroatien, Schinken nach Italien und<br />
Schwänze, Ohren und Füße nach China.<br />
In Mastställen wie Schlachthöfen findet<br />
seit einigen Jahren eine Konzentration<br />
statt: die Anlagen werden weniger,<br />
aber dafür größer. In Brandenburg<br />
gibt es eine Zuchtanlage für mehr<br />
als 35.000 Schweine, in den größten<br />
Schlachtfabriken werden pro Woche<br />
120.000 Tiere geschlachtet. Ein deutsches<br />
Mastschwein lebt vier Monate<br />
bis zur Schlachtreife von etwa 125 kg.<br />
ETHIK UND ÖKOLOGIE<br />
Natürlich kann man die industrielle Produktion<br />
ablehnen, und in der Tat hat<br />
die einzelne Kreatur hier keinen großen<br />
Stellenwert mehr, erfährt keine Achtung<br />
mehr. Natürlich gibt es ethische wie<br />
tierschutzrechtliche Probleme, wenn<br />
z. B. auf dem Schlachthof die Betäubung<br />
nicht richtig funktioniert und das<br />
Schwein lebendig verbrüht wird, was bei<br />
einem Prozent der Tiere tatsächlich der<br />
Fall ist – das klingt wenig, sind aber bei<br />
knapp 60 Millionen geschlachteter Tiere<br />
pro Jahr immerhin 600.000. Wir haben<br />
jedoch lange den Punkt überschritten,<br />
zu früheren Verhältnissen und Produktionsmethoden<br />
zurückkehren zu können.<br />
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