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7 | 2008 - Schiffahrt und Technik

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VERKEHRSPOLITIK<br />

Schnellverkehrs-Euphorie bei Streckenausbau gefährdet Güterverkehr<br />

Mehdorn rügt<br />

„ungerechten Wettbewerb“<br />

Die Deutsche Bahn AG will kräftig expandieren <strong>und</strong> vom geplanten Börsengang tüchtig profi tieren. Das machte te<br />

der Vorstand des Schienenunternehmens auf einem ganztätigen Medienworkshop kürzlich in Berlin deutlich. In<br />

Logistik, Infrastruktur <strong>und</strong> in den Wagenpark wird verstärkt investiert, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Zu<br />

wenig <strong>und</strong> am Markt der Güterbahn vorbei, argumentieren hingegen die privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen men<br />

in einer aktuellen Studie.<br />

Bahnchef Hartmut Mehdorn sieht sich durch einen „ungerechten<br />

Wettbewerb“ im Schienenverkehr gehindert. Er befürchtet,<br />

dass die Konkurrenz auf der Schiene „in reines<br />

Lohndumping ausartet“, erklärte er. „Dieser Wettbewerb über die<br />

Lohntüte kennt nur Verlierer“, warnte Mehdorn <strong>und</strong> nahm den Staat<br />

in die Pfl icht. Denn letztlich leide auch er, wenn die Wettbewerber<br />

der Deutschen Bahn ihren Mitarbeitern zu niedrige Löhne zahlten,<br />

denn dann seien diese Beschäftigten auf zusätzliche Transferleistungen<br />

aus öffentlichen Kassen angewiesen. Der Bahnchef appellierte<br />

an die Länder, die Strecken im Regionalverkehr auf dem freien<br />

Markt auszuschreiben, genau darauf zu achten, wer „Mehrwert im<br />

Interesse der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Arbeitnehmer schafft“.<br />

Alle Eisenbahnverkehrsunternehmen müssten den gleichen Spielregeln<br />

unterworfen werden, sagte Mehdorn mit Blick auf höhere<br />

Personalkosten seines Unternehmens im Vergleich zu den privaten<br />

Wettbewerbern. Zugleich verteidigte die Bahn ihr Vorgehen, die mit<br />

ihrer Tochterfi rma „Heidekrautbahn“ eine Ausschreibung für eine Regionalstrecke<br />

in Nordrhein-Westfalen gewonnen hat <strong>und</strong> dabei auf<br />

niedrigere Löhne als bei der DB-Regionalverkehrstochter setzte.<br />

„Wenn wir uns mit DB-Regio beworben hätten, dann<br />

hätten wir uns das Papier für die Bewerbung<br />

sparen können“, unterstrich Mehdorn<br />

<strong>und</strong> bagatellisierte: „Das ist gar<br />

nichts besonderes“.<br />

Schenker setzt auf Schienentransporte<br />

Im Logistikbereich der Bahn dreht sich alles um Schenker. Das Unternehmen<br />

sieht sich als Marktführer im europäischen Landverkehr <strong>und</strong><br />

will in der EU verstärkt auf die Bahn setzen. Lkw-Transporte zu organisieren<br />

seie zwar einfacher, langfristig will der Konzern jedoch vermehrt<br />

auf den aufwendigen aber umweltfre<strong>und</strong>lichen Schienengüterverkehr<br />

setzen, kündigte das Transport-Vorstandsmitglied Dr. Norbert Bensel<br />

an. Grenzen setze das vom Güterverkehr ausgehende Lärmproblem.<br />

Eine Umrüstung aller Güterwaggons in Europa „gibt der internationale<br />

Bahnmarkt aus wirtschaftlichen Gründen nicht her“.<br />

Bei der Kontraktlogistik mit ihren „maßgeschneiderten Transportlösungen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Handel“ will Schenker weltweit von Platz<br />

sechs auf Platz drei vorrücken. Wachstum <strong>und</strong> Akquisition sollen<br />

dabei helfen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. „Als eines der führenden<br />

Mobilitätsunternehmen sind wir international hervorragend<br />

positioniert“, so Bensel weiter. Bis 2012 will er in die Schenker-<br />

Gruppe mehr als 4 Mrd. EUR investieren.<br />

Im Jahr 2009 will die Bahn mit mehreren Kooperationspartnern eine regelmäßige<br />

gelmäß Bahnverbindung zwischen China <strong>und</strong> Deutschland starten.<br />

Der geplante ge „Trans-Eurasia-Express“ soll die r<strong>und</strong> 10.000 km lange Stre-<br />

cke in weniger als 20 Tagen zurücklegen <strong>und</strong> damit doppelt so schnell<br />

sein wie w ein Seeschiff. Der Bahntransport kommt deutlich billiger als<br />

Luftfracht Luftfra aber teurer als per Schiff, erklärte der DB-Logistik-Vorstand.<br />

Zielgruppe Zielgru für das Landtransportangebot sind daher insbesondere Luftfrachtversender.<br />

frachtv Für große Containermassen wird der Bahntransport<br />

quer durch d Sibirien keine echte Alternative darstellen. Containerschiffe<br />

können nämlich bis zu 14.000 TEU fassen. Ein Güterzug hingegen bietet<br />

Platz fü für lediglich 100 Containereinheiten.<br />

Im Gegensatz Geg zum Personenverkehr gibt es im Frachtbereich keine<br />

allgemeinen allgem Transportpreiserhöhungen. Bensel begründet dieses<br />

Phänomen: Phäno „Es bestehen in der Regel Großkontrakte mit Einzelkun-<br />

den mmit<br />

jährlichen Frachtumsätzen zwischen 1 <strong>und</strong> 100 Mio. Euro“.<br />

Die Trassenpreise Tr hingegen werden regelmäßig angehoben. Infrastruktur-Vorstand<br />

stru<br />

Stefan Garber dazu: „Die Anpassung erfolgt<br />

im i<br />

Rahmen der allgemeinen Infl ationsrate. In den zurücklie-<br />

genden Jahren blieben die Trassenpreisanhebungen stets<br />

unter der allgemeinen Geldwertentwicklung“. Damit die<br />

Schieneninfrastruktur den künftigen Anforderungen entspricht,<br />

werden jährlich mehr als 4 Mrd. EUR benötigt,<br />

rechnete Garber weiter vor. Den Mittelbedarf für die Um-<br />

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