7 | 2008 - Schiffahrt und Technik
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An der europäischen Wasserscheide fanden am 25. September 1992 die<br />
Eröffnungsfeierlichkeiten für den Kanal statt | Bild: Betz<br />
Die Überführung von Neubaukaskos nimmt mittlerweile einen<br />
beträchtlichen Raum ein. Die insbesondere aus Rumänen <strong>und</strong> zunehmend<br />
aus Serbien kommenden Kaskos werden überwiegend<br />
auf niederländischen Werften fertig gestellt. Doch auch fertige<br />
Schubleichter, Güter- <strong>und</strong> Tankschiffe von Schiffswerften an der<br />
unteren Donau passieren den Kanal. 2.035 Container wurden im<br />
Jahr 2007 im Wechselverkehr mit der Donau befördert, davon 2,2 %<br />
in westlicher Richtung. Ein Container-Liniendienst von Rotterdam<br />
bis Budapest wurde bereits kurz nach der Kanaleröffnung eingerichtet.<br />
1995 erreichte eine Fahrgemeinschaft zweier Betreiber ein<br />
jährliches Volumen von 15.000 TEU. 1996 wurden die Linien jedoch<br />
wieder eingestellt. Stattdessen wurden die Container von Ludwigshafen<br />
bis Regensburg per Bahn transportiert, auf Rhein <strong>und</strong> Donau<br />
weiterhin per Schiff. Wegen fragwürdiger Preispolitik der Bahn<br />
wurde auch diese Containerlinie 1998 wieder eingestellt.<br />
Herausforderungen für Schifffahrt <strong>und</strong> Politik<br />
Die unvorhersehbaren Wasserstände der unausgebauten Donau zwischen<br />
Straubing <strong>und</strong> Vilshofen verursachen bei Niedrigwasser häufi<br />
g kostenaufwändige Leichterungen der Schiffe. Eine für den Containertransport<br />
unerlässliche, zuverlässige Zeitplanung ist deshalb<br />
nicht möglich. Der Ausbau dieser 69 km langen Donaustrecke <strong>und</strong><br />
damit die Anpassung an die übrige 3.500 km lange Binnenwasserstraße<br />
zwischen Nordsee <strong>und</strong> Schwarzem Meer ist längst überfällig.<br />
Bayerische<br />
Koalitionspartner uneins<br />
Den Streit über den Donauausbau haben<br />
die Koalitionäre von FDP <strong>und</strong> CSU im<br />
Münchner Landtag erst einmal ausgesetzt.<br />
Damit wurde der Donauausbau zwischen<br />
Straubing <strong>und</strong> Vilshofen zwar noch<br />
nicht auf dem Traualtar für das „Eheversprechen“<br />
der Koalitionäre geopfert, aber<br />
wiederum auf die lange Bank geschoben.<br />
In dem Entwurf des Koalitionsvertrages<br />
ist „in Hinblick auf eine klimafre<strong>und</strong>liche<br />
Mobilität von verstärkten Anstrengungen<br />
zur Verlagerung von der Straße auf Schiene<br />
<strong>und</strong> Wasserwege“ die Rede. Den Donauausbau<br />
wolle man vorantreiben.<br />
Es bestehen allerdings unterschiedliche<br />
Auffassungen: Die CSU will die Variante<br />
C/C2,80, die FDP aber die Variante A (ohne<br />
Staustufen) realisieren. Auf Antrag des<br />
B<strong>und</strong>es untersuche die EU die Ausbauvarianten<br />
nach den TEN-Leitlinien. Über die<br />
Realisierung werde nach Vorliegen des Ergebnisses<br />
beraten, heißt es weiter. ■ ag<br />
7|<strong>2008</strong><br />
Eine durchgängige Abladetiefe von 2,50 m hatten die Donaustaaten<br />
vertraglich schon 1966 beschlossen <strong>und</strong> oberhalb Straubings sowie<br />
unterhalb Vilshofens mit dem Bau von Staustufen realisiert. Erst 1996<br />
entstanden in den Verkehrsministerien des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> Bayerns fünf<br />
Ausbauvarianten. Zur Sicherstellung der Mindestabladetiefe befanden<br />
sie die Stauregelung als einzig machbare Maßnahme. Verschiedene<br />
Natur- <strong>und</strong> Umweltorganisationen lehnten die Vorschläge zugunsten<br />
eines ungeregelten Ausbaus ab. Im Februar 2002 beschlossen die rotgrünen<br />
Regierungsfraktionen im B<strong>und</strong>estag, entgegen der Expertenempfehlung<br />
auf eine Staustufenlösung zu verzichten.<br />
Bayern erarbeitete daraufhin eine Kompromissvariante mit nur<br />
einer Staustufe. Das so genannte C/C2,80-Modell sollte deutliche<br />
Verbesserungen für die Schifffahrt erzielen <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />
ökologischen Anforderungen erfüllen. Eine endgültige Entscheidung<br />
zögert die B<strong>und</strong>esregierung mit dem Hinweis auf den Parlamentsbeschluss<br />
von 2002 immer noch hinaus.<br />
Der Dauerstreit kostete Hafenansiedler, Wirtschaft, Reedereien <strong>und</strong><br />
Steuerzahler bislang etliche Millionen, da Bau <strong>und</strong> Ausbau der Häfen<br />
auf eine leistungsfähige Donaustrecke ausgerichtet wurden. Auch<br />
die nun erkennbare Stagnation der Gütertransporte über den Main-<br />
Donau-Kanal ist auf die Verzögerungstaktik der B<strong>und</strong>esregierung<br />
zurückzuführen. Die Entwicklung der Verkehrsströme <strong>und</strong> der sich<br />
bemerkbar machende Aufbau der östlichen Donauländer erfordern,<br />
den verkehrsgerechten Ausbau der Donau endlich abzuschließen.<br />
Dabei wäre eine europäische Mitfi nanzierung auch bei der Ausbauvariante<br />
C/C2,80 denkbar. Die Zeichen deuten jedoch auf eine weitere<br />
Verzögerungstaktik bis zur nächsten B<strong>und</strong>estagswahl. Es bleibt<br />
zu hoffen, dass die EU im Interesse der deutschen <strong>und</strong> europäischen<br />
Wirtschaft ihren Einfl uss für die „letzte Meile“ des Donauausbaus<br />
verstärkt geltend macht. ■ Helmut Betz<br />
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