Burschenschaftliche Blätter 2014 - 4
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<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
Aus dem burschenschaftlichen Leben<br />
„Alle Erinnerung ist Gegenwart“ (Novalis)<br />
Von Wolfgang Gäbler<br />
Ein Denkmal allein für die deutschen zivilen<br />
Opfer des Zweiten Weltkrieges<br />
wurde am 3. August <strong>2014</strong> in Thüringen<br />
eingeweiht. Der Besuch vor Ort lohnt<br />
sehr. Zudem besteht dort eine gute Möglichkeit<br />
für Veranstaltungen, auch für Burschenschaften.<br />
Die Entstehungsgeschichte<br />
des Denkmals ist zugleich ein<br />
Lehrstück über den Zustand unserer Demokratie.<br />
Die Erinnerung in Form von Denkmälern<br />
hat in Deutschland auch heute noch Konjunktur.<br />
Vor allem in unserer Hauptstadt<br />
war dazu in den letzten Jahren, trotz leerer<br />
Kassen, eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen.<br />
Doch fällt auf, daß die Erinnerungskultur<br />
von einer ausgeprägten Einseitigkeit<br />
bestimmt ist. Handelt es sich nämlich um<br />
Erinnerungen die deutsche Inhalte betreffen,<br />
wird daraus schnell ein „Erinnerungskampf“<br />
(Norbert Frei). Schon Denkmäler zu<br />
so erfreulichen Anlässen wie für die friedliche<br />
Revolution verursachen manchen<br />
Bauchschmerzen und werden förmlich zerredet.<br />
Nahezu unerträglich wird es, wenn<br />
an Eigenes im Zusammenhang mit den<br />
Kriegen erinnert werden soll. Die „Erkenntnis“<br />
der Antifa – „Deutsche Täter sind keine<br />
Opfer“ – hat sich offensichtlich schon tief in<br />
die Köpfe eingegraben.<br />
Dieser Situation zum Trotz hat es eine<br />
kleine Gruppe von mutigen Bürgern unseres<br />
Landes geschafft, ein Denkmal für die<br />
Millionen zivilen deutschen Opfer des Zweiten<br />
Weltkrieges zu errichten. Es steht im<br />
thüringischen Guthmannshausen, einem<br />
Dorf nahe Weimar, auf einem privaten<br />
Gelände.<br />
Der Verein, der dies bewerkstelligt hat,<br />
nennt sich „Gedächtnisstätte e.V.“ und<br />
wurde im Jahre 1992 in Vlotho für diesen<br />
Zweck gegründet. Die Initiatoren empfanden<br />
es als unzumutbar, daß es noch keine<br />
würdige zentrale Gedenkstätte für unsere<br />
deutschen Opfer gab. Dieses sollte an die<br />
Landsleute und deren grausame Schicksale<br />
erinnern, die während und in den unmittelbar<br />
nach dem Kriege folgenden Jahren<br />
schweres Leid ertragen mußten und zu<br />
Tote kamen: durch den Bombenterror,<br />
durch Verschleppung, Vertreibung, in Gefangenenlagern<br />
oder auf andere Art und<br />
Weise.<br />
Erster Anlauf in Borna<br />
Bald nach der Gründung machte man sich<br />
ans Werk. Zunächst wurden Gelder von den<br />
Vereinsmitgliedern und von Spendern gesammelt.<br />
Staatliche Unterstützung mußten<br />
trotz intensiver anfänglicher Bemühungen<br />
Auf zwölf solchen Stehle wird an die verschiedenen<br />
Opfergruppen erinnert.<br />
Gäbler<br />
für dieses Projekt ausgeschlossen werden.<br />
Durch die großzügige Zuwendung eines<br />
Architektenehepaares war es damals möglich,<br />
ein geeignetes Objekt in der Stadt<br />
Borna südlich von Leipzig zu erwerben, das<br />
ehemalige Gebäude der Bergbauverwaltungsgesellschaft,<br />
welches auf einem etwa<br />
ein Hektar großen Areal ungenutzt stand.<br />
Der Verein begann alsbald das Gebäude<br />
für seinen Zweck herzurichten. Aus den vormaligen<br />
Büros wurden Erinnerungsräume<br />
mit Exponaten für die einzelnen ostdeutschen<br />
Provinzen. Es wurden Tagungssäle<br />
und Räume für Übernachtungen und Versorgung<br />
eingerichtet. Die Stadt unterstütze<br />
das Unterfangen und freute sich, daß dort<br />
nun wieder Leben einzog. Bald wurden<br />
nach Fertigstellung des Gebäudes im monatlichen<br />
Abstand Seminare zu verschiedenen,<br />
meist politischen Themen abgehalten.<br />
So kamen Besucher in die Stadt, wo jede<br />
Mark von Auswärtigen sehr willkommen<br />
war. Seinerzeit hatte das wohl noch kein<br />
politisch Korrekter mitbekommen.<br />
Die Ideen für das Denkmal nahmen ebenfalls<br />
bald Gestalt an. Es sollte eine im<br />
Durchmesser gut 15 Meter große Kreisanlage<br />
im Garten neben dem winkelförmigen<br />
Hauptgebäude errichtet werden, in deren<br />
Mitte ein zwölf Meter hohes Stahlkreuz geplant<br />
war. Im äußeren Ring waren im regelmäßigen<br />
Abstand zwölf Steinstehlen von<br />
gut zwei Meter Höhe als eigentliche Erinnerungsmale<br />
vorgesehen. Der Bau erfolgte<br />
schrittweise, je nach Eingang der Gelder.<br />
Bei den doch recht beachtlichen Ausmaßen<br />
waren natürlich entsprechende Baugenehmigungen<br />
einzuholen. Das wurde genau<br />
befolgt, es gab auch keine Probleme mit<br />
der Erteilung. Der Bürgermeister, als Eigner<br />
einer Stahlbaufirma, bekam den Auftrag zur<br />
Anfertigung des Mittelkreuzes und machte<br />
sich sogleich ans Werk.<br />
Im Jahre 2008 war der Autor bei einer der<br />
Vortragsveranstaltungen in Borna. Abends<br />
wurde auch schon eine Ehrung am im Bau<br />
befindlichen Denkmal durchgeführt. Da die<br />
Stehlen noch nicht geliefert waren, hatte<br />
man zwölf Fackelträger auf den Fundamentplatten<br />
positioniert, die die für die Inschriften<br />
vorgesehenen Texte reihum sprachen<br />
– ein sehr beeindruckender Moment.<br />
Anfeindungen gegen das<br />
Gedenk-Projekt<br />
Kurz vorher hatte es jedoch die ersten Anfeindungen<br />
gegeben. Die ahnungslose<br />
Stadtverwaltung Bornas wurde plötzlich mit<br />
der veröffentlichten Meinung über solche<br />
Vorhaben konfrontiert. Die Presse, allen<br />
voran die Leipziger Volkszeitung, stürzte<br />
sich förmlich auf das Thema. Nun traten<br />
auch die politisch Korrekten mit ihrem „verklemmten<br />
deutschen Selbsthaß“ (Botho<br />
Strauß) in der Umgebung und am Ort gegen<br />
das Vorhaben auf. Überregional hielt<br />
man das Geschehen jedoch unter der<br />
Decke. Bald zogen sich auch die Stadt<br />
Borna und die Behörden zurück, Baugenehmigungen<br />
waren plötzlich nicht mehr in<br />
Ordnung und wurden storniert. So durften<br />
die ersten Stehlen plötzlich nicht aufgestellt<br />
werden. Hart traf es den Bürgermeister, der<br />
das Zwölf-Meter-Kreuz mittlerweile fertiggestellt<br />
hatte. Politisch korrekt ausgerichtet,<br />
verweigerte er nun dessen Auslieferung.<br />
Die Leipziger Volkszeitung hatte sich vorgenommen,<br />
die Ausführung des Denkmals<br />
zu unterbinden und die angeblich rechte<br />
Vereinigung aus der „bunten und weltoffenen“<br />
Gegend zu vertreiben. Nach zahlreichen<br />
politischen Hetzartikeln kam augenblicklich<br />
das eingespielte antifaschistische<br />
Ritual auf allen Ebenen in Gang.<br />
Damals verstarb leider der Käufer des Areals.<br />
Das war zwischenzeitlich an Wert deutlich<br />
gestiegen und weckte nun die Begehrlichkeit<br />
der Erben. Schließlich gab die Ehefrau,<br />
die nun alleinige Eigentümerin war,<br />
nach und veräußerte die Liegenschaft ohne<br />
138 Heft 4 - <strong>2014</strong>