Burschenschaftliche Blätter 2014 - 4
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<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
Härtetest der besonderen Art<br />
Der 10. Gore-Tex Transalpin-Run<br />
Schwerpunkt<br />
Von Matthias Müller<br />
Drei Monate an Vorbereitung lagen hinter<br />
mir, als ich Ende August aufbrach, um<br />
mich beim 10. Gore-Tex Transalpin Run<br />
einem Abenteuer der besonderen Art zu<br />
stellen: Einmal von Oberbayern über die<br />
Alpen bis runter nach Südtirol lautete die<br />
Devise. 293 Kilometer und knapp 13.000<br />
Höhenmeter in acht Tagen. Und dies in<br />
möglichst kurzer Zeit!<br />
Etliche Male war ich in den Wochen zuvor<br />
mit meinem Teampartner die heimatlichen<br />
Berge im Odenwald hoch und wieder runter<br />
gelaufen, um so viel wie möglich Höhenmeter<br />
in unsere Flachlandbeine zu bekommen.<br />
An der Ausdauer mangelte es uns als<br />
Straßen- und Marathonläufer dabei weniger.<br />
Was es zu trainieren galt, war vor allem<br />
das zügige und sichere Bergablaufen sowie<br />
die große Gesamtbelastung für Knochen,<br />
Bändern und Sehnen. Ein verlängertes Wochenende<br />
in den Zillertaler Alpen brachte<br />
zwei Wochen vor dem Start den letzten<br />
Feinschliff. Hier auf dem Berliner Höhenweg<br />
war bei Regen, Hagel und Neuschnee alles<br />
geboten, was uns in der Vorbereitung nur<br />
nützen konnte. Den 80 Kilometer langen<br />
Höhenweg in drei Tagen, dies schien uns<br />
eine gute Grundlage für den folgenden Härtetest<br />
beim Transalpin Run.<br />
In acht Tagen von Oberbayern<br />
bis nach Südtirol<br />
Am 30. August war es endlich soweit. Die<br />
vom Veranstalter vorgegebene Pflichtausrüstung<br />
war sauber im Rucksack verpackt.<br />
Immer wieder hatten wir auch im Training<br />
mit dem Rucksack trainiert. Neben der obligatorischen<br />
Wechselwäsche (Funktionshose,<br />
-hemd und Jacke), Mütze und Handschuhe,<br />
mußten darin neben der Verpflegung<br />
(2 Liter Wasser, Riegel und Energiegels)<br />
auch eine Rettungsdecke, ein Erste-<br />
Hilfe-Set, der Streckenplan sowie eine Signalpfeife<br />
und das Mobiltelefon (für Notfälle)<br />
verstaut werden. Denn auf die Sicherheit<br />
wurde seitens des Veranstalters ein besonderes<br />
Augenmerk gelegt. Schließlich können<br />
die Wetterumschwünge im Hochgebirge<br />
sehr plötzlich kommen und Minusgrade<br />
sind auf den Gipfeln dann auch im<br />
Hochsommer nicht ausgeschlossen.<br />
Entsprechend bepackt standen wir schließlich<br />
im oberbayerischen Ruhpolding um 8<br />
Uhr morgens an der Startlinie. Der Wettergott<br />
meinte es nicht gut mit uns. Es regnete<br />
– wie noch so oft in den folgenden Tagen –<br />
in Strömen. Doch dies tat unserer Motivation<br />
keinen Abbruch, sondern beförderte<br />
erst recht unsere steigende Erwartung.<br />
Jetzt sollte es endlich losgehen! Rund 300<br />
Zweier-Teams taten es uns gleich und gemeinsam<br />
zogen wir los, als endlich der<br />
Startschuß krachte.<br />
Bloß nicht zu schnell loslaufen! Der Wettkampf<br />
endet erst in acht Tagen und heute<br />
standen gleich 49 km auf dem Programm,<br />
sagten wir uns. Von Ruhpolding aus ging es<br />
durch das Herz der Chiemgauer Alpen. Ein<br />
langer und zäher Tag mit mehreren Anstiegen<br />
und rutschigen Bergab-Passagen erwartete<br />
uns. Alle 45 Minuten gönnten wir<br />
uns ein Energiegel um dem berühmten<br />
Hungerast vorzubeugen. Die Strecke war<br />
gerade im Gelände nicht einfach und sehr<br />
rutschig. Vor allem das letzte Bergabstück,<br />
1.000 Höhenmeter auf 3 Kilometer, hatte<br />
es in sich! Jede Wurzel, jeder Stein, jede<br />
Abbiegung erforderte höchste Konzentration!<br />
Doch am Ende wurde es wieder flacher.<br />
Nach 6,5 Stunden erreichten wir am<br />
Fuße des Wilden Kaisers erschöpft, aber<br />
glücklich das Ziel in St. Johann in Tirol.<br />
Gänzlich unerwartet liefen wir sogar als 5.<br />
Team ein. Was für ein Auftakt! Vor uns lediglich<br />
zwei weitere deutsche Teams sowie<br />
ein spanisches und ein schwedisches Duo.<br />
Der Gore-Tex Transalpin-Run –<br />
ein besonderer Teamwettkampf<br />
Nahrungsaufnahme, Regeneration,<br />
Streckenbriefing durch den Veranstalter,<br />
Abendessen, Studium der folgenden Etappenziele,<br />
Schlafen. Nach diesem Muster<br />
gestaltete sich in den folgenden Tagen unser<br />
festgelegter Ablauf nach den jeweiligen<br />
Etappenankünften. Ebenso der Abfolge<br />
am nächsten Morgen: 5 Uhr Aufstehen,<br />
6 Uhr Frühstück, 7:30 Uhr Ausrüstungskontrolle,<br />
8 Uhr Start. Unser ganzer<br />
Fokus richtete sich auf die kommenden<br />
Etappen, das Streckenprofil, die richtige<br />
Renneinteilung und unser Zusammenspiel<br />
im Team. Denn bei diesem Mehretappenrennen<br />
war die wechselseitige Motivation<br />
der entscheidende Faktor, da neben der<br />
Ausdauerleistung und der körperlichen<br />
Gesundheit vor allem mentale Stärke gefordert<br />
war.<br />
Der Gore-Tex Transalpin-Run ist ein Teamwettkampf<br />
und jedes Team muß hier die jeweiligen<br />
Kontrollstellen und das Ziel gemeinsam<br />
erreichen. Hintergrund für diese<br />
Ausgerüstet für den Transalpin-Run: schlechtes Wetter ist kein Hinderungsgrund.<br />
114 Heft 4 - <strong>2014</strong>