Burschenschaftliche Blätter 2014 - 4
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<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
IRONMAN Hawaii – Weltmeisterschaft <strong>2014</strong><br />
Schwerpunkt<br />
Von Demeter Dick<br />
Als US Navy Commander John Collins im<br />
Jahr 1977 mit Freunden darüber debattierte,<br />
welche der drei Sportarten –<br />
Schwimmen, Radfahren oder Laufen –<br />
denn nun die Härtere sei, beschloß er<br />
kurzerhand inspiriert von den drei bekanntesten<br />
Sportveranstaltungen Hawaiis<br />
– dem Waikiki Roughwater Swim<br />
(3,9 km), dem Around-Oahu Bike Race<br />
(180 km) und dem Honolulu-Marathon<br />
(42,2 km) – einen kombinierten Wettkampf<br />
ins Leben zu rufen. Der IRONMAN<br />
Hawaii war geboren.<br />
Am 18. Februar 1978 fiel der erste Startschuß<br />
mit stolzen 15 Teilnehmern und einer<br />
Siegerzeit von 11 Stunden und 46 Minuten.<br />
36 Jahre später zählt Triathlon weltweit zu<br />
einer der beliebtesten Ausdauersportarten.<br />
Die Weltmeisterschaft der IRONMAN-Serie<br />
findet jedoch weiterhin traditionell in Kona,<br />
Hawaii statt und lockt jedes Jahr die besten<br />
2000 Athleten aller Altersklassen auf „Big<br />
Island“.<br />
Als ich mich im Oktober 2011 aus einer<br />
Laune heraus zu meinem ersten Triathlon<br />
anmelde, besitze ich kein Fahrrad und kann<br />
keine 500 Meter weit Schwimmen. Mein<br />
einziges Kapital: Zwei schnelle Beine. Sechs<br />
Monate später stehe ich zum ersten Mal am<br />
Start eines Triathlons. Zwei weitere folgen<br />
im Jahr 2012. Im Jahr 2013 mein erster Sieg<br />
bei einer kleineren Veranstaltung in Havelberg,<br />
Sachsen-Anhalt. Aber erst im Jahr<br />
<strong>2014</strong> wage ich mich erstmals an die IRON-<br />
MAN-Langdistanz, während die vorangegangenen<br />
Wettbewerbe immer „nur“ über<br />
die halbe Distanz (1,9/90/21 km) ausgetragen<br />
wurden. Mein Debüt begehe ich dabei<br />
beim IRONMAN-Lanzarote – und zahle<br />
mein Lehrgeld. Zwei Monate später gelingt<br />
es mir jedoch beim IRONMAN-Austria mit<br />
einer Zeit von 9 Stunden und 9 Minuten unter<br />
3000 Athleten einen der 50 dort zur Verfügung<br />
stehenden Qualifikationsplätze für<br />
die Weltmeisterschaft zu erkämpfen.<br />
Sportlicher Ausnahmezustand<br />
Als ich in den 90er Jahren zum ersten Mal<br />
einen Bericht über den IRONMAN-Hawaii<br />
im Fernsehen verfolgte, stand für mich fest:<br />
Die Teilnehmer waren Sonderlinge. Genetische<br />
Launen der Natur mit kantigen Gesichtern<br />
und Lungen groß wie Ballone. So<br />
einen Wettkampf könne man doch unmöglich<br />
durchstehen. Aber man kann. Exakt<br />
drei Jahre nachdem ich mit dem Training<br />
für meinen ersten Triathlon begonnen<br />
habe, sitze ich im Flugzeug in Richtung Hawaii.<br />
Der Weg dorthin in Zahlen: 1.000 Kilometer<br />
Schwimmen, 27.000 Kilometer Rad<br />
und 11.000 Laufkilometer. Einmal rund um<br />
die Erde.<br />
Während sich in Kona das ganze Jahr über<br />
nur Fuchs und Hase gute Nacht sagen, ist<br />
der Rummel in den beiden Wochen um die<br />
Weltmeisterschaft unbeschreiblich. Es herrscht<br />
der sportliche Ausnahmezustand. Surrende<br />
Fahrräder, Athleten beim Schwimmund<br />
Lauftraining wohin man sieht. Darunter<br />
167 deutschsprachige Triathleten, die sich<br />
für das Jahr <strong>2014</strong> qualifizieren konnten. Die<br />
schillerndsten Namen der deutschen Profis:<br />
Andreas Raelert, Jan Frodeno und Sebastian<br />
Kienle. Zwei von ihnen werden auf<br />
dem Podest landen. Einer sogar als Weltmeister.<br />
Überhaupt zählen die deutschen<br />
Athleten hier jedes Jahr zu den Besten der<br />
Welt. Im Jahr 2013 befanden sich nicht weniger<br />
als sechs Deutsche in den Top 10.<br />
Eine Sportart, die nicht nur physische, sondern<br />
ganz besonders auch mentale Härte<br />
erfordert, scheint den Deutschen im Blut zu<br />
liegen.<br />
Am 11. Oktober ist es soweit. Seit 4 Uhr<br />
morgens herrscht im fahlen Licht der<br />
Scheinwerfer geschäftiges Treiben in der<br />
Wechselzone, die sich direkt auf dem Pier<br />
neben dem Schwimmstart befindet. Jeder<br />
überprüft das letzte Mal sein Fahrrad. Reifen<br />
werden aufgepumpt. Ketten geölt.<br />
Trinkflaschen gefüllt. Um 6 Uhr drängt sich<br />
das Feld in den Pazifik. 2.000 Athleten warten<br />
in vier Startwellen auf den Startschuß.<br />
Mit 3,9 Kilometern Schwimmen beginnt der Wettkampf.<br />
FinisherPix.com<br />
112 Heft 4 - <strong>2014</strong>