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Die Monatszeitschrift<br />

• Ehepartner wollen beide freiberuflich tätig sein und haben<br />

daher aus Risikogründen Teilhaberrechte abbedungen.<br />

• Ehepartner haben keinen Kinderwunsch, feste und zukunftssichere<br />

Einkünfte und schließen sämtliche Teilhaberechte<br />

aus.<br />

• Beide Ehepartner haben unbelastete Immobilien, bereits<br />

ausreichende Rentenanwartschaften und verfügen über<br />

Ausbildungen in krisensicheren Berufen (Idealfall).<br />

• Junge Ehepartner haben bei Vertragsschluss sichere Einkommensquellen,<br />

akademische Ausbildungen, Berufserfahrung,<br />

dauerhafte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, kein<br />

eigenes unbewegliches Vermögen, Absicherung durch<br />

Elternvermögen und einen Globalverzicht vereinbart.<br />

Hinweis 1: Ein gerichtlicher Antrag auf Feststellung der<br />

Nichtigkeit eines Ehevertrages ist mangels Feststellungsinteresses<br />

unzulässig, solange kein Scheidungsantrag gestellt<br />

und auch sonst offen ist, ob es zur Scheidung der Parteien<br />

kommt. 12<br />

Hinweis 2: Die Nichtigkeit eines Ehevertrages kann gem.<br />

§ 139 BGB nicht aus einer Bestimmung hergeleitet werden,<br />

die bei der Vertragsdurchführung nicht zur Anwendung<br />

kommen konnte. 13<br />

II. Vertragsfreiheit und Inhaltskontrolle<br />

1. Der Schutzzweck der gesetzlichen Regelungen<br />

In seinem Urteil vom 11.02.2004 14 hat der BGH das<br />

Spannungsverhältnis zwischen der grundsätzlichen Disponibilität<br />

der Scheidungsfolgen einerseits und dem<br />

nicht akzeptablen Unterlaufen des Schutzzweckes der<br />

gesetzlichen Regelungen durch vertragliche Vereinbarungen<br />

andererseits aufgezeigt. Eine unzumutbare Lastenverteilung<br />

sei umso eher gegeben, je mehr die vertragliche<br />

Abbedingung der gesetzlichen Regelungen in den<br />

Kernbereich des Scheidungsfolgenrechts eingreift, sog.<br />

Kernbereichslehre.<br />

Zu diesem Kernbereich gehören in erster Linie der Betreuungsunterhalt,<br />

danach weitere Unterhaltstatbestände<br />

sowie Regelungen zum Versorgungsausgleich.<br />

Demgegenüber erweist sich, so der BGH, der Zugewinnausgleich<br />

ehevertraglicher Disposition am weitesten zugänglich.<br />

Die eheliche Lebensgemeinschaft sei nicht notwendig<br />

auch eine Vermögensgemeinschaft. Das Eheverständnis<br />

erfordere keine bestimmte Zuordnung des Vermögenserwerbs<br />

in der Ehe. 15<br />

Der BGH konkretisiert damit den Grundsatz, dass eine<br />

Gesamtschau der getroffenen Vereinbarungen, der Gründe<br />

ihres Zustandekommens sowie der beabsichtigten und<br />

verwirklichten Gestaltung des ehelichen Lebens notwendig<br />

ist. 16<br />

Die Rechtsprechung des BGH ist insgesamt wie folgt strukturiert:<br />

• objektive Seite (Wertigkeit des Rechts),<br />

• subjektive Seite (Zweck, Beweggründe),<br />

• Gesamtbetrachtung und Konsequenz.<br />

Für die objektive Seite ist die Wertigkeit des Rechts maßgebend,<br />

auf das verzichtet oder das sonst geschmälert wird.<br />

Eine Beanstandung ist danach umso eher anzunehmen, je<br />

mehr die Vereinbarung in den Kernbereich des Scheidungsfolgenrechts<br />

eingreift.<br />

Neben den objektiven Folgen der Vereinbarung sind die von<br />

den Vertragsschließenden verfolgten subjektiven Zwecke<br />

und Beweggründe zu berücksichtigten. Zur Prüfung gehört<br />

auch die Frage, ob die benachteiligte Vertragspartei wegen<br />

subjektiver Unterlegenheit eine erheblich schwächere<br />

Verhandlungsposition hatte, 17 z.B. aufgrund einer Zwangslage.<br />

18 Eine Schwangerschaft reicht für sich allein genommen<br />

aber nicht aus, eine Nichtigkeit festzustellen, und zwar<br />

auch dann nicht, wenn der Pflichtige die Eheschließung<br />

vom Vertragsschluss abhängig macht. Indiziert wird aber<br />

eine Disparität bei Vertragsabschluss. Dies führt zwingend<br />

zu einer verstärkten richterlichen Inhaltskontrolle. 19<br />

2. Die Prüfung der Wirksamkeit von Verträgen<br />

Bei der Prüfung der Wirksamkeit von Eheverträgen sind<br />

zwei Prüfungskomplexe voneinander zu unterscheiden:<br />

• die Prüfung der Wirksamkeit des Vertrages bei Vertragsschluss<br />

(Wirksamkeitskontrolle) und<br />

• die Prüfung der Wirksamkeit des Vertrages bei Scheidung<br />

(Ausübungskontrolle).<br />

12 OLG Frankfurt, Beschl. v. 10.12.2004 - 2 WF 404/04.<br />

13 Vgl. OLG Thüringen, Beschl. v. 29.01.2010 - 1 UF 150/09.<br />

14 BGH, Urt. v. 11.02.2004 - XII ZR 265/02; vgl. dazu auch BGH, Beschl. v.<br />

06.10.2004 - XII ZB 110/99; BGH, Beschl. v. 06.10.2004 - XII ZB 57/03;<br />

BGH, Urt. v. 12.01.2005 - XII ZR 238/03; BGH, Urt. v. 25.05.2005 - XII<br />

ZR 296/01; BGH, Beschl. v. 17.05.2006 - XII ZB 250/03; BGH, Urt. v.<br />

05.07.2006 - XII ZR 25/04; BGH, Urt. v. 28.03.2007 - XII ZR 130/04; BGH,<br />

Urt. v. 09.07.2008 - XII ZR 6/07; BGH, Urt. v. 05.11.2008 - XII ZR 157/06;<br />

BGH, Beschl. v. 18.03.2009 - XII ZB 94/06; BGH, Urt. v. 04.08.2010 - XII<br />

ZR 7/09; BGH, Urt. v. 02.03.2011 - XII ZR 44/09; BGH, Urt. v. 04.07.2012 -<br />

XII ZR 80/10; BGH, Urt. v. 31.10.2012 - XII ZR 129/10 m. Anm. Bergschneider,<br />

FamRZ 2013, 195, 201; BGH, Urt. v. 21.11.2012 - XII ZR<br />

48/11 m. Anm. Bergschneider, FamRZ 2013, 269, 273; BGH, Beschl. v.<br />

29.01.2014 - XII ZB 519/13; dazu Münch, FamRZ 2014, 805.<br />

15 BGH, Urt. v. 11.02.2004 - XII ZR 265/02.<br />

16 So BGH, Urt. v. 11.02.2004 - XII ZR 265/02; vgl. dazu ausführlich Bergschneider,<br />

FamRZ 2004, 1557.<br />

17 BGH, Beschl. v. 17.05.2006 - XII ZB 250/03.<br />

18 BGH, Urt. v. 25.05.2005 - XII ZR 221/02.<br />

19 BGH, Urt. v. 17.10.2007 - XII ZR 96/05.<br />

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