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Die Monatszeitschrift<br />
• Unterhalt wegen Erwerbslosigkeit, Aufstockungs-, Billigkeits-,<br />
Ausbildungsunterhalt sowie Vereinbarung der<br />
Gütertrennung: Diese Ausschlüsse rechtfertigen in der<br />
Regel die Annahme einer Sittenwidrigkeit nicht.<br />
• Altersvorsorgeunterhalt: Der Anspruch ist gegenüber<br />
dem Elementarunterhalt subsidiär, sodass ein Ausschluss<br />
zulässig sein dürfte.<br />
• Krankenvorsorgeunterhalt: Der BGH stellt diesen Unterhalt<br />
mit dem Altersvorsorgeunterhalt gleich. Bedenken<br />
ergeben sich jedoch daraus, dass dieser Teil des Unterhalts<br />
ein wichtiger Bestandteil des gegenwärtigen Unterhaltsbedarfs<br />
sein kann, zumal in Fällen, in denen damit zu rechnen<br />
ist, dass ärztliche Betreuung notwendig sein wird. 32<br />
• Zugewinnausgleich: Weitgehende Vertragsfreiheit; Sittenwidrigkeit<br />
nur in extremen Ausnahmefällen namentlich<br />
im persönlichen Bereich von Druck und Drohungen. 33<br />
• Weitere Hinweise: Ausführlich ist zum Ablauf der Verhandlungen<br />
und zum Umfang der Belehrungen Stellung<br />
zu nehmen, um dem Eindruck subjektiver Imparität entgegenzuwirken.<br />
Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die<br />
Vereinbarungen bei Scheitern der Ehe der Ausübungskontrolle<br />
unterliegen und möglicherweise keinen Bestand<br />
haben, wenn die ehelichen Lebensverhältnisse<br />
von der Lebensplanung abweichen, also ehebedingte<br />
Nachteile entstanden sind.<br />
3. Sonderfall Trennungsvereinbarung<br />
Mit der Trennung werden die häusliche Gemeinschaft und<br />
die eheliche, familiäre Gemeinsamkeit aufgelöst. Zumindest<br />
in der ersten Zeit der Trennung ist jedoch ungewiss,<br />
ob es bei der Trennung bleibt und sie in eine Scheidung der<br />
Eheleute mündet oder ob die eheliche Lebensgemeinschaft<br />
wieder aufgenommen wird.<br />
Die Regelungen betreffend Trennungsunterhalt tragen daher<br />
der Möglichkeit einer Versöhnung Rechnung, die nicht<br />
erschwert werden darf. Der wirtschaftlich schwächere Ehepartner<br />
soll vor Verschlechterung seiner wirtschaftlichen<br />
und persönlichen Situation geschützt werden. 34<br />
Dies hindert nicht daran, eine Trennungsvereinbarung innerhalb<br />
der Grenzen der Vertragsgestaltung zu schließen.<br />
Eine Versagung bzw. Herabsetzung von Unterhaltsansprüchen<br />
jedoch ist folgerichtig nur ganz ausnahmsweise gem.<br />
§ 1361 Abs. 3 i.V.m. § 1579 Nr. 2 bis 8 BGB möglich.<br />
Ein unzulässiger Verzicht bzw. Teilverzicht von Trennungsunterhalt<br />
ist deshalb zu vermeiden. § 1614 BGB ist beim<br />
Trennungsunterhalt über §§ 1361 Abs. 4 Satz 4, Abs. 3,<br />
1360a Abs. 3 BGB anwendbar, sodass auf Trennungsunterhalt<br />
für die Zukunft nicht verzichtet werden kann. 35<br />
Es ist daher darauf zu achten, dass es im Rahmen von<br />
Unterhaltsvergleichen nicht zum unzulässigen Teilverzicht<br />
kommt. Während eine Unterschreitung des Trennungsunterhalts<br />
von 20 % noch für zulässig gehalten wird, 36 hält<br />
das OLG Hamm eine Unterschreitung von 1/3 für nicht<br />
mehr zulässig. 37<br />
Die Beurteilung setzt allerdings voraus, dass zunächst die<br />
Höhe des angemessenen Unterhaltsanspruchs im erforderlichen<br />
Umfang festgestellt worden ist. 38<br />
Wenn auch ein Verzicht auf die Zahlung von Trennungsunterhalt<br />
nicht möglich ist, können sich die Parteien im Rahmen<br />
unterschiedlicher Auffassungen über die Höhe eines<br />
zu zahlenden Trennungsunterhalts selbstverständlich verständigen.<br />
Steht jedoch die Höhe des zu zahlenden Trennungsunterhalts<br />
fest, darf eine Einigung nach ständiger<br />
Rechtsprechung die Zahlung von 4/5 des Betrages nicht<br />
unterschreiten. 39<br />
Ein vollständiger Verzicht für die Zukunft scheitert an<br />
§§ 1361 Abs. 4 Satz 3, 1360a Abs. 3, 1614 Abs. 1 BGB. 40<br />
Selbst gegen Abfindung ist ein Verzicht nicht möglich. 41<br />
Soll Trennungsunterhalt nicht geltend gemacht werden,<br />
weil der Unterhaltsschuldner gemeinsame Verbindlichkeiten<br />
allein abträgt, liegt hierin nach Auffassung des BGH<br />
nicht unbedingt ein unwirksamer Verzicht. 42<br />
Hinweis: Möglich ist auch die vertragliche Vereinbarung einer<br />
Konkretisierung des Zeitpunktes der Erwerbsobliegenheit<br />
des Berechtigten i.S.v. § 1361 Abs. 2 BGB. Eine solche<br />
Vereinbarung kann mit einer zeitlichen Befristung und mit<br />
der Verpflichtung des Ehegatten zum Nachweis von Erwerbsbemühungen<br />
kombiniert werden. 43<br />
Insgesamt sind folgende Verzichtsvereinbarungen unzulässig:<br />
• Verzicht auf Trennungsunterhalt auch bei – aktuell – fehlender<br />
Bedürftigkeit.<br />
• Verzicht auf Trennungsunterhalt wegen eigener Einkünfte<br />
des Berechtigten, aber höheren Einkünften des anderen<br />
Ehegatten.<br />
32 BGH, Urt. v. 07.12.1988 - IVb ZR 23/88.<br />
33 Vgl. das Beispiel von Bergschneider, FamRZ 2010, 1857, 1858.<br />
34 BGH, Urt. v. 25.02.1981 - IVb ZR 544/80; BGH, Urt. v. 15.11.1989 - IVb<br />
ZR 3/89; OLG Köln, Urt. v. 23.02.1996 - 26 UF 179/95.<br />
35 BGH, Urt. v. 27.06.1984 - IVb ZR 21/83.<br />
36 OLG Düsseldorf, Beschl. v. 19.06.2000 - 5 WF 114/00.<br />
37 OLG Hamm, Urt. v. 01.12.1999 - 12 UF 38/99 - OLGR Hamm 2000, 70;<br />
OLG Hamm, Beschl. v. 15.03.2006 - 11 WF 47/06.<br />
38 BGH, Beschl. v. 30.09.2015 - XII ZB 1/15.<br />
39 OLG Bremen, Beschl. v. 01.12.2008 - 4 WF 142/08.<br />
40 Roßmann/Viefhues, Rn. 370; Bergschneider/Hamm, F.III.5.3.<br />
41 Johannsen/Henrich/Graba, § 1614 Rn. 2.<br />
42 BGH, Urt. v. 11.05.2005 - XII ZR 289/02.<br />
43 Göppinger/Börger/Kilger/Pfeil, S. 265.<br />
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