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JM 4 APRIL<br />
2016<br />
• Verzicht auf Trennungsunterhalt, weil der Berechtigte<br />
durch den anderen Ehegatten im Innenverhältnis von<br />
der Erfüllung einer Verbindlichkeit (z.B. Darlehen für die<br />
Ehewohnung) freigestellt wird.<br />
• Abfindung des Unterhaltsanspruchs für die Zukunft;<br />
§ 1614 Abs. 1 BGB gilt auch für den Fall eines entgeltlichen<br />
Verzichts. Vereinbaren die Beteiligten, dass zur<br />
Abgeltung aller Unterhaltsansprüche sowohl für die<br />
Trennungszeit als auch nach Scheidung der Ehe eine einmalige<br />
Abfindungssumme gezahlt wird, bleibt derjenige<br />
Teil der Vereinbarung unwirksam, der den Trennungsunterhalt<br />
betrifft. Das Recht zur Geltendmachung von<br />
Trennungsunterhaltsansprüchen ist auch dann gegeben,<br />
wenn die Abfindungssumme bereits bezahlt ist. 44<br />
Hinweis: Der Rückzahlungsanspruch hinsichtlich bereits<br />
gezahlter Beträge sollte in diesen Fällen vertraglich festgehalten<br />
und evtl. abgesichert werden. 45<br />
• Verzicht auf Trennungsunterhalt „für die Gegenwart“,<br />
also für einen kürzeren Zeitraum, z. B. eine evtl. nur kurze<br />
Zeit bis zur Rechtskraft der Scheidung.<br />
• Erschwerung der Möglichkeit, eine Erhöhung des Unterhalts<br />
nach §§ 238, 239 FamFG zu verlangen.<br />
• Ausschluss der gerichtlichen Geltendmachung von Unterhalt.<br />
46<br />
• nicht unwesentliche Stundung des Trennungsunterhaltsanspruchs.<br />
47<br />
• Verpflichtung, Trennungsunterhalt nicht geltend zu machen<br />
(pactum de non petendo). 48<br />
III. Erwägungen in der Rechtsprechung zur Wirksamkeitskontrolle<br />
Im Laufe der Entwicklung seit dem Urteil des BGH zur<br />
Kernbereichslehre im Jahre 2004 betont der BGH tendenziell<br />
mehr und mehr die Anpassung des Ehevertrages an<br />
die gegenwärtigen Verhältnisse und damit den Ausgleich<br />
entstandener ehebedingter Nachteile. 49<br />
Schließlich hat der BGH auch in seinen neuesten Entscheidungen<br />
die Vertragsfreiheit betont und seinen Standpunkt<br />
verdeutlicht, dass namentlich der Zugewinnausgleich einer<br />
ehevertraglichen Disposition am weitesten zugänglich und<br />
ein Ausschluss des gesetzlichen Güterstandes regelmäßig<br />
nicht sittenwidrig, also im Wege der Bestandskontrolle<br />
nicht zu beanstanden sei. 50<br />
Es gilt mehr denn je, dass die Ehegatten mit dem Ausschluss<br />
des Güterstandes der Zugewinngemeinschaft lediglich<br />
von einer im Gesetz eröffneten Gestaltungsmöglichkeit<br />
Gebrauch machen.<br />
Die Ehevertragsfreiheit hat weiterhin Bestand, wenn auch<br />
mit Einschränkungen, die sich aber ausschließlich auf den<br />
Kernbereich der Scheidungsfolgen beziehen. 51<br />
Die Vertragsfreiheit ist schon deshalb erforderlich, weil das<br />
Scheidungsfolgenrecht keinen zu lebenden Ehetypus vorschreibt.<br />
So, wie Eheleute frei darin sind, ihre Ehe inhaltlich<br />
zu gestalten, sind sie auch frei darin, die Folgen des Scheiterns<br />
ihrer Ehe zu regeln.<br />
Die Grenze der Freiheit zur Regelung der Folgen eines<br />
Scheiterns der Ehe kann nur in der Verletzung des zwingenden<br />
Schutzzwecks der gesetzlichen Regelung 52 liegen.<br />
Dieser Schutzzweck ist nach Auffassung des BGH unterlaufen,<br />
wenn eine<br />
• evident einseitige Lastenverteilung nicht<br />
• durch eine individuelle Gestaltung der Ehe gerechtfertigt<br />
sein kann und<br />
• die Lastenverteilung für einen Ehegatten unzumutbar<br />
ist. 53<br />
Unzumutbar ist eine Lastenverteilung nach Auffassung des<br />
BGH vor allem dann, wenn die Vereinbarung unter unfairen<br />
Bedingungen zustande gekommen ist.<br />
Der BGH erklärt, dass eine Beanstandung sich insbesondere<br />
aus Umständen außerhalb der Vertragsurkunde ergeben<br />
kann, die eine subjektive Imparität insbesondere infolge der<br />
Ausnutzung einer Zwangslage, einer sozialen oder wirtschaftlichen<br />
Abhängigkeit oder einer intellektuellen Unterlegenheit<br />
beweisen. 54 Insofern relativiert der BGH die Rangabstufung<br />
im Rahmen der Kernbereichslehre des Scheidungsfolgenrechts<br />
unter Heranziehung subjektiver Maßstäbe. 55<br />
Insgesamt bedeutet dies, dass es nunmehr auch verstärkt<br />
auf die subjektive Seite ankommt. Im ersten Leitsatz des<br />
Urteils des BGH vom 31.10.2012 56 heißt es:<br />
44 Kilger/Pfeil in: Göppinger/Börger, 5. Teil Rn. 136.<br />
45 Schwackenberg, FPR 2001, 107.<br />
46 OLG Karlsruhe, Urt. v. 13.03.1980 - 16 UF 215/79.<br />
47 BGH, Urt. v. 05.11.2008 - XII ZR 157/06 mit Anm. Bergschneider, Fam-<br />
RZ 2009, 198, 203.<br />
48 BGH, Beschl. v. 29.01.2014 - XII ZB 303/13 mit Anm. Bergschneider,<br />
FamRZ 2014, 727.<br />
49 BGH, Urt. v. 31.10.2012 - XII ZR 129/10; BGH, Urt. 02.02.2011 - XII ZR<br />
11/09; KG, Urt. v. 14.03.2012 - 3 UF 96/07.<br />
50 BGH, Urt. v. 21.11.2012 - XII ZR 48/11.<br />
51 So ausdrücklich schon BGH, Urt. v. 11.02.2004 - XII ZR 265/02.<br />
52 BGH, Urt. v. 11.02.2004 - XII ZR 265/02.<br />
53 BGH, Beschl. v. 17.07.2013 - XII ZB 143/12; Münch, Ehebezogene<br />
Rechtsgeschäfte, Rn. 870.<br />
54 Zu weiteren Beispielen hierzu vgl. Bergschneider, Richterliche Inhaltskontrolle<br />
von Eheverträgen und Scheidungsvereinbarungen, S. 79 ff.<br />
55 „Rangabstufung ... für den Berechtigten in seiner jeweiligen Lage“,<br />
BGH, Urt. v. 21.11.2012 - XII ZR 48/11.<br />
56 BGH, Urt. v. 31.10.2012 - XII ZR 129/10; so auch OLG Düsseldorf,<br />
Beschl. v. 21.02.2013 - I-3 Wx 193/12, 3 Wx 193/12; OLG Brandenburg,<br />
Beschl. v. 07.03.2013 - 10 UF 387/11; OLG Hamm, Beschl. v.<br />
20.12.2012 - II-11 UF 180/12, 11 UF 180/12.<br />
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