2011-04_kl
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Historisches<br />
Unbekannter Maler: Johann<br />
VII. – der Mittlere<br />
(Siegerlandmuseum)<br />
Kinder hatte und den man<br />
später ‚den Älteren’ nannte,<br />
im Jahr 1606 starb, folgte<br />
erneut eine bedeutsame Teilung.<br />
Fünf Söhne erbten den<br />
noch recht ansehnlichen Besitz,<br />
der in jener Zeit an der<br />
Lahn endete. Nassau-Siegen<br />
fiel an Johann VII., die Grafschaften<br />
in Dillenburg, Beilstein,<br />
Hadamar und Diez an<br />
vier Brüder.“<br />
„Welche Städte und Dörfer<br />
zählten denn zu Nassau-<br />
Siegen?“, unterbricht ihn<br />
Jörg.<br />
„Von der Größe her entsprach<br />
Nassau-Siegen in etwa dem späteren Kreis Siegen.<br />
Damit war die Grafschaft dennoch so <strong>kl</strong>ein, dass durch<br />
die von den Untertanen zu zahlenden Steuern die Existenz<br />
der Grafenfamilie kaum zu sichern war. Eine weitere Teilung<br />
war somit nicht zu verantworten. Angesichts seiner<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits sechs erbberechtigter Söhne<br />
verfasste Graf Johann VII., genannt ‚der Mittlere’, deshalb<br />
gleich nach seinem Amtsantritt ein Testament. In diesem<br />
legte er fest, dass nach seinem Tod der älteste Sohn, Johann<br />
Ernst, die gesamte Grafschaft erhalten solle und eine weitere<br />
Teilung demnach nicht in Frage kam.“<br />
„Waren die anderen Söhne denn damit einverstanden?“,<br />
will Jörg wissen.<br />
„Sie sahen wohl ein, dass es wenig Sinn machte, wenn<br />
jeder von ihnen drei oder vier Dörfer erben würde; auch<br />
sollten sie Abfindungen erhalten, die so hoch waren, dass<br />
alle ihre Zustimmung gaben.“<br />
„Was hat das denn alles mit Friedrich<br />
Flender und dessen Hinrichtung zu tun?“<br />
„Warte ab“, sagt der Großvater und<br />
ergänzt, dass der letzte Wille von Johann<br />
dem Mittleren nicht das letzte Wort in<br />
dieser Angelegenheit war und dass dieser<br />
Jahre später das Testament änderte.<br />
„Welchen Grund hatte der mittlere<br />
Johann denn hierfür?“<br />
„Johann Ernst, als sein ältester Sohn<br />
der auserkorene Erbe, starb überraschend<br />
und nun war eigentlich der zweitälteste<br />
Sohn, Johann VIII., genannt ‚der Jüngere’,<br />
Nachfolger vom Mittleren. Doch<br />
ausgerechnet dieser war zum Entsetzen<br />
seiner gesamten Familie zum katholischen<br />
Glauben übergetreten. Die<br />
Grafenfamilie und die Einwohner der<br />
Grafschaft waren nämlich schon seit<br />
zwei Generationen reformiert. Johann<br />
der Mittlere befürchtete, dass sein Sohn<br />
das gesamte Siegerland wieder katholisch machen würde.<br />
Dieser versprach zwar, jedem seinen Glauben zu lassen,<br />
doch seinen Vater überzeugte das nicht. Ganz leer ausgehen<br />
lassen wollte und konnte der Mittlere seinen Ältesten aber<br />
nicht und so bestimmte er in einem neuen ‚letzten Willen’,<br />
dass nach seinem Tod die Grafschaft in drei Teile aufzuteilen<br />
sei. Und so kam es, dass Johann der Jüngere das Amt<br />
Netphen, die Pfarreien Rödgen und Wilnsdorf sowie die<br />
Orte Kaan, Bürbach, Volnsberg, Weidenau und Eiserfeld<br />
sowie das Obere Schloss erbte. Das nördliche Siegerland<br />
fiel an Graf Wilhelm, das westliche an Graf Johann Moritz.<br />
Die Stadt Siegen blieb ungeteilt und gehörte jedem zu<br />
einem Drittel.“<br />
„Ey, Opa, kannst du dir vorstellen, dass es mir von den<br />
vielen Johanns im Kopf schwirrt?“<br />
„Das glaube ich gerne. Man war damals bei der Namengebung<br />
nicht so einfallsreich wie heutzutage, dazu musste<br />
man stets auf die Namen der Taufpaten Rücksicht nehmen.<br />
Aber wenn du dir merkst, dass Johann der Ältere in der<br />
Grafenfamilie der Opa war, Johann der Mittlere der Papa<br />
und Johann der Jüngere der Sohn, dann müsste es für dich<br />
einfacher werden.“<br />
„Du hast vorhin gesagt, dass das ganze Siegerland kaum<br />
die Grafenfamilie ernähren konnte. Wie ging das denn nun<br />
mit einem Drittel?“<br />
„Gute Frage, Jörg! Dass jemand sein Testament ändert,<br />
das kommt vor. Man kann bei einem solchen Geschehnis<br />
davon ausgehen, dass es hinterher Gewinner und Verlierer<br />
gibt. Als Johann der Mittlere sein aus einem doch sehr<br />
sinnvollen Grund verfasstes Testament änderte, traf dies<br />
so nicht zu, denn eigentlich gab es hinterher nur Verlierer.<br />
Die Änderung sorgte bei seinen Nachkommen für Ärger,<br />
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