Verfahrenstechnik 5/2015
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VERFAHREN UND ANLAGEN<br />
Mit Highway-Effekt<br />
Abfälle als Rohstoff für die<br />
Bioethanol-Gewinnung<br />
Arnd Rötz, Kai Klein<br />
Mithilfe eines neuartigen Prozesses lässt sich<br />
Bioethanol aus landwirtschaftlichen Abfällen<br />
gewinnen. Zur Erhöhung der Energieeffizienz muss<br />
ein mit organischen Stoffen beladener Wasserdampf<br />
gereinigt werden. Das ideale Einsatzgebiet für einen<br />
Venturiwäscher.<br />
Trotz aktuell günstiger Konditionen an<br />
den internationalen Rohölmärkten ist<br />
der Trend zur Herstellung grüner Kraftstoffe<br />
ungebrochen. Zwar erfolgt die Produktion<br />
alternativer Kraftstoffe wie Bioethanol aus<br />
nachwachsenden Quellen – steht aus diesen<br />
Gründen aber auch in der Kritik. Die zurzeit<br />
eingesetzten Anlagen der ersten Generation<br />
zur Bioethanol-Erzeugung nutzen als Rohstoffe<br />
Lebens- und Futtermittel. Gerade vor<br />
dem Aspekt der mangelnden Versorgung<br />
mancher Erdteile mit Nahrungsmitteln<br />
erscheint die Verwendung dieser Rohstoffe<br />
nicht mehr zeitgemäß.<br />
Die Firma Beta Renewables, Teil der Unternehmensgruppe<br />
Mossi & Ghisolfi, hat<br />
einen neuen Prozess entwickelt, Bioethanol<br />
aus landwirtschaftlichen Abfällen zu gewinnen.<br />
Für diesen neuartigen Prozess greift<br />
der Anlagenbetreiber auch auf Umwelttechnik<br />
aus Hannover zurück. Die verfahrenstechnischen<br />
Komponenten der Körting<br />
Autoren: Arnd Rötz, Kai Klein, Körting Hannover<br />
AG, Hannover<br />
Hannover AG erfüllen einen wichtigen Beitrag<br />
zur Herstellung des umweltschonenden<br />
Energieträgers.<br />
Der von Beta Renewables entwickelte Prozess<br />
namens Proesa bietet den großen Vorteil,<br />
auf verschiedene Biomasse als Rohstoffquelle<br />
zugreifen zu können. Bei diesem Prozess<br />
wird Cellulose verarbeitet, die nicht für die<br />
Nahrungsmittelindustrie geeignet ist. Ungenutzte<br />
Überreste aus der Landwirtschaft,<br />
Stroh oder Abfallholz können damit in wertvolles<br />
Bioethanol umgewandelt werden.<br />
Geeignet sind nicht nur organische Abfälle.<br />
Bisher landwirtschaftlich unbrauchbare,<br />
minderwertige Böden sind ab sofort für den<br />
Anbau entsprechender Stoffe nutzbar. Für<br />
den Anlagenbetreiber liegt der Vorteil in der<br />
lokalen Verfügbarkeit und der Unabhängigkeit<br />
zu anderen Rohstoffquellen.<br />
Im Mittelpunkt des Proesa-Prozesses<br />
steht die Umwandlung der landwirtschaftlichen<br />
Abfälle zu fermentiertem Zucker. Dieser<br />
wird in einem späteren Verfahrensschritt zu<br />
Bioethanol oder anderen Biochemikalien<br />
weiterverarbeitet. Im italienischen Ort Crescentino<br />
befindet sich die erste großtechnische<br />
Anlage zur Bioethanol-Produktion aus<br />
landwirtschaftlichen Abfällen. Von Anfang an<br />
wurde auf eine hohe Produktionsmenge bei<br />
stetiger Qualität wert gelegt. Zur Erhöhung<br />
der Energieeffizienz muss ein im Verfahren<br />
entstehender, mit organischen Stoffen beladener<br />
Wasserdampf gereinigt werden. Das<br />
ideale Einsatzgebiet für den Körting Venturiwäscher.<br />
Die Firma Beta Renewables setzte<br />
früh auf eine Lösung durch die zuverläs sige<br />
und leistungsfähige Technik aus Hannover.<br />
Abscheidung mit<br />
hoher Geschwindigkeit<br />
Der Venturiwäscher ist ein Gleichstromwäscher,<br />
der das beladene Gas mithilfe eines<br />
Gebläses fördert und beschleunigt. Im Eintrittsbereich<br />
wird eine Waschflüssigkeit<br />
eingedüst. Durch Scherkräfte, die auf die<br />
Waschflüssigkeit einwirken, entstehen<br />
feinste Tröpfchen. Im anschließenden<br />
zylindrischen Teil des Venturiwäschers, der<br />
Venturikehle, werden Gas und die feinen<br />
Tröpfchen zusammen beschleunigt. Das<br />
Gas besitzt, im Vergleich zur Flüssigkeit,<br />
eine niedrigere Massenträgheit und wird<br />
schneller beschleunigt. Es stellt sich eine<br />
14 VERFAHRENSTECHNIK 5/<strong>2015</strong>