Verfahrenstechnik 5/2015
Verfahrenstechnik 5/2015
Verfahrenstechnik 5/2015
- TAGS
- verfahrenstechnik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mit Volldampf zur Effizienz<br />
Pumpen und Armaturen für Deutschlands erstes Strohheizkraftwerk<br />
Uwe Herberger-Rosin<br />
Für den Reststoff Stroh gibt es bisher kaum Verwertungsmöglichkeiten.<br />
Im Emsland hat man nun eine gute und ortsnahe Verwendung<br />
gefunden – das Strohheizkraftwerk Emlichheim. Mittendrin<br />
sind Pumpen und Armaturen für Hochdruckanwendungen, die den<br />
Kraftwerkkreislauf in Schwung halten.<br />
Die Bauern im Emsland legten schon immer<br />
Fantasie an den Tag, wenn es darum<br />
ging, neue Wege zu gehen. So bauten sie gemeinsam<br />
ein Stärkewerk auf. Heute ist die<br />
Emsland-Group Deutschlands größter Kartoffelstärkeproduzent<br />
und weltweit führend<br />
in der Herstellung von Stärkeveredelungsprodukten,<br />
Kartoffeleiweiß und Aminosäuren.<br />
Hinzu kam die Verarbeitung von Erbsen und<br />
Bohnen. Die Gewinnung der Stärke, des Eiweißes<br />
und der Fasern aus den Kartoffeln und<br />
Erbsen erfordert jedoch nicht nur mechanische<br />
Energie, sondern insbesondere große<br />
Mengen thermischer Energie für Erhitzung<br />
und Trocknung. Was lag näher, als den Reststoff<br />
Stroh, der bei den Bauern in der Umgebung<br />
anfiel, hier einzusetzen?<br />
Die Projektpartner BE Bioenergie und<br />
BEKW Bioenergiekraftwerk Emsland sowie<br />
die Emsland Group errichteten dafür ein<br />
Strohheizkraftwerk zur kombinierten<br />
Strom- und Wärmeerzeugung. Dabei wird<br />
durch Verbrennung des Strohs Dampf in einer<br />
Kessel anlage erzeugt und in einer Turbine<br />
entspannt. Obwohl es sich eigentlich<br />
um ein klassisches Heizkraftwerk handelt,<br />
Autor: Uwe Herberger-Rosin, Vertrieb Deutschland,<br />
KSB Aktiengesellschaft, Frankenthal<br />
ist die Anlagentechnik komplex. Der Zufall<br />
wollte es, dass der Betreiber sehr früh auf<br />
den Frankenthaler Pumpen- und Armaturenspezialisten<br />
KSB stieß, der Hochdruckkomponenten<br />
für Biomassekraftwerke liefert.<br />
Vor allem wegen seiner großen Erfahrung<br />
rund um das Thema Wärmeübergänge<br />
wurde der Spezialist von Anfang in den Planungsprozess<br />
mit eingebunden. Am Anfang<br />
führte er eine Dampfgrundlagen- und<br />
Produkt schulung für den Planer, den Betreiber<br />
und den Anlagenbauer des BEKW-Projekts<br />
sowie für rund 20 Firmenmitarbeiter<br />
durch. Die Ingenieure überzeugten vor allem<br />
mit ihren fundierten Fachkenntnissen<br />
aus Biomassekraftwerken, sodass ihnen die<br />
komplette Konzeption von der Planung bis<br />
zur Fertigstellung der Anlage übertragen<br />
wurde. Auch die Montage, Inbetriebnahme<br />
und der Probebetrieb fand unter Leitung eines<br />
Supervisors des Pumpen- und Armaturenspezialisten<br />
statt.<br />
Robuste Pumpen und Armaturen<br />
KSB lieferte zahlreiche Hoch- und Niederdruckarmaturen,<br />
die an diversen Stellen im<br />
Dampfkreislauf zum Einsatz kommen sowie<br />
zwei Kesselspeisepumpen. Die Hochdruckpumpe<br />
HGC kann man getrost als das Herzstück<br />
des Kraftwerks bezeichnen. Nirgendwo<br />
im Kraftwerk ist der Druck höher als in dieser<br />
Pumpe. Sie pumpt das Wasser in den<br />
Kessel und sorgt dafür, dass der Kreislauf in<br />
Schwung bleibt. Im Detail handelt es sich<br />
um eine 16-stufige Hochdruckpumpe mit<br />
einer Fördermenge von rund 80 m³/h und<br />
einer Förderhöhe von 1706 m. Die Pumpen<br />
sind energieeffizient geregelt. Die Antriebsleistung<br />
beträgt je 630 kW. Entscheidend<br />
für die Betreiber war, dass diese Pumpen<br />
auch in kritischen Bereichen, etwa bei<br />
niedrigen Volumenströmen, noch reibungslos<br />
funktionieren.<br />
Zudem verrichten Hunderte von Hochdruckarmaturen<br />
ihren Dienst. Überall im<br />
Heizkraftwerk entlüften, entwässern oder<br />
sperren die Ventile, Klappen und Schieber<br />
Flüssigkeiten ab. Trotz unterschiedlicher<br />
Aufgaben ist ihnen eins gemeinsam: Die<br />
Komponenten sind allesamt für Hochdruckanwendungen<br />
prädestiniert, da diese<br />
speziell für die hohen Anforderungen im<br />
Kraftwerksbau entwickelt wurden. Besonderer<br />
Fokus lag dabei auf der Werkstoffentwicklung<br />
in der hauseigenen Forschungsabteilung<br />
in Pegnitz.<br />
Sichere Absperrung<br />
Zudem kommen Nori-Ventile sowie die<br />
Energiesparklappe Boax-S/-SF im Heiz-<br />
24 VERFAHRENSTECHNIK 5/<strong>2015</strong>