Verfahrenstechnik 5/2015
Verfahrenstechnik 5/2015
Verfahrenstechnik 5/2015
- TAGS
- verfahrenstechnik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TITEL<br />
I MESSEN, REGELN, AUTOMATISIEREN<br />
stelle. Der Vibrationsgrenzschalter wird als<br />
Hochalarm eingesetzt. „Der Druck mit<br />
6,5 bar ist hier im Sumpfbereich der Kolonne<br />
gar nicht mal so hoch, aber die Temperaturen<br />
liegen in der Regel zwischen 240 und<br />
260 °C, unter Umständen auch einmal höher“,<br />
beschreibt Meier die Anwendung. „Im<br />
Schnitt haben wir alle zwei Jahre ein neues<br />
Messgerät eingebaut, aber kein Sensor hat<br />
dauerhaft durchgehalten.“ Als der neue Vegaswing<br />
66 auf den Markt kam, wurden daher<br />
die Instandhaltungsprofis hellhörig. Bei<br />
sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen<br />
hatten die Anwender bei der Grenzstanderfassung<br />
bisher wenige Optionen. Viele<br />
Anwender griffen dann auf Mess prinzipien<br />
der kontinuierlichen Füllstandmessung zurück.<br />
Bei Bayernoil wurde dagegen zuletzt<br />
ein thermischer Sensor eingesetzt.<br />
Seit Anfang 2013 gibt es in der<br />
Grenzstand erfassung bei sehr hohen oder<br />
auch sehr tiefen Temperaturen eine weitere<br />
Option. Dabei ist das Messprinzip nicht<br />
neu. Die bisherigen Vibrationsgrenzschalter<br />
stießen jedoch an ihre Grenzen, sobald<br />
die Temperaturen über 250 °C stiegen oder<br />
in extrem tiefe Bereiche sanken. Hintergrund<br />
ist, dass der Antrieb, der die Schwinggabel<br />
in einer bestimmten Frequenz anregt,<br />
auf der Piezotechnik basiert und diese wiederum<br />
ist für solche extremen Temperaturen<br />
nicht ausgelegt. Allerdings werden diese<br />
Geräte gerade wegen ihrer Einfachheit<br />
und Zuverlässigkeit geschätzt.<br />
Mit der Entwicklung des neuen Vegaswing<br />
66 wurde nun dieser Antrieb neu konzipiert.<br />
Der patentierte induktive Antrieb<br />
schafft es mühelos, die Schwinggabel selbst<br />
unter extremen Temperaturbedingungen<br />
anzuregen. Für den Anwender bedeutet<br />
dies, dass er weiter die Vorteile der einfachen<br />
Handhabung des Vibrationsgrenzschalters<br />
nutzen kann, aber trotzdem ein<br />
erweiterter Anwendungsbereich von –196<br />
bis +450 °C sowie ein Druckbereich von –1<br />
bis +160 bar zur Verfügung steht.<br />
Einbauen, anschließen, fertig<br />
01 Das Sensorelement im Vibrationsgrenzschalter<br />
wird kontinuierlich überwacht<br />
02 Die Temperaturen im Sumpfbereich der Kolonne<br />
liegen in der Regel zwischen 240 und 260 °C<br />
Obwohl bis dahin kaum Vibrationsgrenzschalter<br />
von Vega eingesetzt wurden, war es<br />
dem Instandhaltungsteam klar, dass der Vegaswing<br />
66 die Lösung für die schwierige<br />
Messstelle sein musste. Von Vorteil ist, dass<br />
sich das Gerät selbst überwacht und jederzeit<br />
eine Funktionsprüfung angestoßen<br />
werden kann, um zu überprüfen, ob der<br />
Sensor in Ordnung ist. Beispielsweise würde<br />
eine Korrosion an der Gabel sofort gemeldet<br />
werden. Die Funktionsprüfung erfolgt<br />
einfach per Tastendruck. Zudem ist<br />
der Sensor SIL2-qualifiziert und homogen<br />
redundant bis SIL3 einsetzbar.<br />
Man zögerte also nicht lange und baute<br />
das Messgerät ein, da die Anlage auf eine<br />
Temperatur von 350 °C ausgelegt ist. Und ab<br />
da wurde aus der Problem-Messstelle eine<br />
Messstelle unter vielen am Standort. „Einbauen,<br />
anschließen und fertig“, beschreibt<br />
Meier kurz und knapp die problemlose Inbetriebnahme.<br />
Generell haben die Anforderungen an die<br />
Mess- und Regeltechnik, insbesondere die<br />
Überwachungsaufgaben, in den vergangenen<br />
zehn Jahren maßgeblich zugenommen<br />
und sich durch SIL-Aspekte deutlich verändert.<br />
„Man kann schon sagen, dass an einer<br />
Messstelle, die früher einen Sensor aufwies,<br />
heute eher zwei bis drei im Einsatz sind“, so<br />
die Erfahrung von Meier. Damit ist aber<br />
auch die Zielrichtung der Instandhaltung<br />
klar. „Die Auswahl der Messgeräte ist ganz<br />
entscheidend. Je länger ein Messgerät diesen<br />
extremen Bedingungen standhält, desto<br />
besser. Unser Wartungskonzept ist ganz<br />
klar danach ausgelegt“, so Zuleger.<br />
Insgesamt ist die Wartung bezogen auf<br />
das einzelne Messgerät jedoch deutlich<br />
zurückgegangen. „Man sieht diese Entwicklung<br />
auch am Vegaswing 66. Bisher<br />
waren aufwändige Prüfaufbauten für die<br />
Inbetriebnahme und die Funktionsprüfung<br />
nötig. Bei mechanischen Messsystemen<br />
zum Beispiel musste man schließlich<br />
die Geräte einbauen, anfahren, Druck hineingeben<br />
etc. Dagegen dauert die Funktionsprüfung<br />
beim Vegaswing gerade mal<br />
sechs Sekunden.“<br />
Gunst der Stunde genutzt<br />
Inzwischen ist bereits ein zweiter Vegaswing<br />
66 als Tiefalarm im Einsatz. Diesen baute<br />
man im Zuge der Groß-Revision im Frühjahr<br />
des letzten Jahres ein. Während des Anlagenstillstandes<br />
werden insgesamt ca. 4000<br />
verschiedene Armaturen und Apparate<br />
überprüft bzw. repariert. „Wir haben die<br />
Gunst der Stunde genutzt und das Messgerät<br />
während der Groß-Revision eingebaut. Trotz<br />
der kurzfristigen Bestellung und Lieferung<br />
hat alles reibungslos funktioniert“, lobte Meier<br />
die gute Zusammenarbeit mit Vega.<br />
Und auch die Vegaswing-66-Messgeräte<br />
Nummer 3 bis 5 sind bereits installiert. Diese<br />
kommen in einer Dampftrommel zur<br />
Meldung von Hoch-, Höchst- und Tiefstalarm<br />
zum Einsatz.<br />
Mit dem neuen Vibrationsgrenzschalter<br />
beweist Vega, dass extreme Umgebungsbedingungen<br />
nicht unbedingt komplizierte<br />
Messverfahren nach sich ziehen müssen.<br />
Dank der abgleichfreien Inbetriebnahme<br />
und der kontinuierlichen Überwachung des<br />
Sensorelements wird die Detektion von<br />
Grenzständen auch in<br />
heißen Umgebungen<br />
ganz einfach. „Der Vegaswing<br />
66 ist wirklich<br />
das Maß aller Dinge“, so<br />
Zuleger abschließend.<br />
www.vega.com<br />
VERFAHRENSTECHNIK 5/<strong>2015</strong> 37