Neues vom Antisemitismus: Zustände in Deutschland
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sogenannter (Reserve-)Polizeibataillone am systematischen Judenmord <strong>in</strong> den okkupierten<br />
Gebieten Ost- und Südosteuropas während des Zweiten Weltkrieges,<br />
können auch die mörderischen Taten »ganz normaler Männer« <strong>in</strong> Polizeiuniformen<br />
nicht länger geleugnet werden. 3<br />
Die Geschichte der Polizei im faschistischen <strong>Deutschland</strong> wurde besonders<br />
durch die am 17. Juni 1936 vollzogene <strong>in</strong>stitutionelle Verb<strong>in</strong>dung des NSDAP-<br />
Parteiamtes »Reichsführer SS« mit der neu geschaffenen staatlichen Funktion e<strong>in</strong>es<br />
»Chefs der Deutschen Polizei« charakterisiert. 4 Hierdurch vollzog sich e<strong>in</strong>e<br />
Zentralisierung der gesamten deutschen Polizei sowie ihre Verzahnung mit der SS<br />
unter dem Kommando He<strong>in</strong>rich Himmlers. Noch im gleichen Jahr schuf der<br />
Reichsführer SS die beiden zentralen Hauptämter »Sicherheitspolizei« (Sipo), aus<br />
Krim<strong>in</strong>alpolizei und Geheimer Staatspolizei bestehend, sowie das Hauptamt<br />
»Ordnungspolizei« (Orpo), 5 dem im Wesentlichen die Schutzpolizei, die Gendarmerie,<br />
die Feuerwehren (»Feuerschutzpolizei«) und die Geme<strong>in</strong>depolizei unterstanden.<br />
Während SS-Gruppenführer Re<strong>in</strong>hard Heydrich zum Chef der Sipo<br />
avancierte, wurde Karl Daluege, General der Polizei und SS-Obergruppenführer,<br />
Chef der Orpo. Die Unterstellung der beiden Hauptämter unter das Reichsm<strong>in</strong>i-<br />
3 Vgl. z. B. Christopher R. Brown<strong>in</strong>g: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die »Endlösung«<br />
<strong>in</strong> Polen. Mit e<strong>in</strong>em Nachwort (1998), Re<strong>in</strong>bek 1999; Daniel Jonah Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker.<br />
Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, München 2000, S. 219 ff. Beide Autoren haben vor allem<br />
die Beteiligung des Reserve-Polizei-Bataillons 101 an Massenmorden im besetzten Polen untersucht. Vgl. zu<br />
diesem Thema außerdem: Konrad Kwiet: Auftakt zum Holocaust. E<strong>in</strong> Polizeibataillon im Oste<strong>in</strong>satz, <strong>in</strong>: Wolfgang<br />
Benz, Hans Buchheim, Hans Mommsen (Hrsg.): Der Nationalsozialismus. Studien zur Ideologie und Herrschaft<br />
– Hermann Graml zum 65. Geburtstag, Frankfurt a.M. 1993, S. 191 ff. u. 263 ff.; Andrej Angrick, Mart<strong>in</strong>a<br />
Vogt, Silke Ammerschubert, Peter Kle<strong>in</strong>: »Da hätte man schon e<strong>in</strong> Tagebuch führen müssen.« Das Polizeibataillon<br />
322 und die Judenmorde im Bereich der Heeresgruppe Mitte während des Sommers und Herbstes 1941, <strong>in</strong>:<br />
Helge Grabitz, Klaus Bästle<strong>in</strong> , Johannes Tuchel u. a. (Hrsg.): Die Normalität des Verbrechens. Bilanz und Perspektiven<br />
der Forschung zu den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen – Festschrift für Wolfgang Scheffler<br />
zum 65. Geburtstag, Berl<strong>in</strong> 1994, S. 325 ff.; Jürgen Matthäus: »Reibungslos und planmäßig«. Die zweite Welle<br />
der Judenvernichtung im Generalkommissariat Weißruthenien (1942-1944), <strong>in</strong>: Jahrbuch für <strong>Antisemitismus</strong>forschung,<br />
Bd. 4, 1995, S. 254 ff., bes. 264 ff.; W<strong>in</strong>fried Nachtweih: »Ganz normale Männer«. Die Verwicklung von<br />
Polizeibataillonen aus dem Rhe<strong>in</strong>land und Westfalen <strong>in</strong> den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg, <strong>in</strong>: Alfons<br />
Kenkmann (Hrsg.), Villa ten Hompel. Sitz der Ordnungspolizei im Dritten Reich, S. 54 ff.; Klaus-Michael Mallmann:<br />
Vom Fußvolk der »Endlösung«. Ordnungspolizei, Ostkrieg und Judenmord, <strong>in</strong>: Tel Aviver Jahrbuch für<br />
deutsche Geschichte, Bd. XXVI, 1997, S. 355 ff.; Jürgen Matthäus: Der qualitative Sprung im Vernichtungsprozess.<br />
Das Massaker von Kamenez-Podolsk Ende August 1941, <strong>in</strong>: Jahrbuch für <strong>Antisemitismus</strong>forschung, Bd.<br />
10, 2001, S. 239 ff. (es geht <strong>in</strong> diesem Beitrag um die mörderischen Aktionen des Polizei-Bataillons 320); Mart<strong>in</strong><br />
Hölzl: Grüner Rock und weiße Weste: Adolf von Bomhard und die Legende von der sauberen Ordnungspolizei,<br />
<strong>in</strong>: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 50. Jg., 2002. H. 1, S. 22 ff.; Jürgen Matthäus: Die Beteiligung der<br />
Ordnungspolizei am Holocaust, <strong>in</strong>: Wolf Kaiser (Hrsg.): Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion<br />
und der Völkermord an den Juden, Berl<strong>in</strong> u. München 2002, S. 166 ff.; ders.: An vorderster Front. Voraussetzungen<br />
für die Beteiligung der Ordnungspolizei an der Shoah, <strong>in</strong>: Wolfgang Paul (Hrsg.): Die Täter der<br />
Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche?, 2. Aufl., Gött<strong>in</strong>gen 2003, S. 137 ff.; Wolfgang<br />
Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und <strong>in</strong> Weißrussland 1941-1944, Paderborn<br />
2006; Alexander Neumann, Petra Peckl, Kim Priemel: Praxissemester »Oste<strong>in</strong>satz«. Der Führernachwuchs<br />
der Sipo und der Auftakt zur Vernichtung der litauischen Juden, <strong>in</strong>: Zeitschrift für Genozidforschung,<br />
7. Jg., 2006, H. 1, S. 8 ff.; Ralph Kle<strong>in</strong>: Das Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18: Massaker, Deportation, Traditionspflege,<br />
<strong>in</strong>: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 55. Jg., 2007, H. 1, S. 41 ff.<br />
4 Vgl. hierzu Friedrich Wilhelm: Die Polizei im NS-Staat, S. 74 ff.<br />
5 Vgl. Florian Dierl: Das Hauptamt Ordnungspolizei 1936 bis 1945. Führungsspitze und die Befehlshaber <strong>in</strong> den<br />
Wehrkreisen, <strong>in</strong>: Alfons Kenkmann u. Christoph Spieker (Hrsg.): Im Auftrag, S. 159 ff.<br />
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