Neues vom Antisemitismus: Zustände in Deutschland
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Dafür kann es e<strong>in</strong>e ganz simple Erklärung geben. Auch Rechtsextremisten wissen,<br />
dass <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> sogenannte Propagandadelikte Straftatbestände darstellen.<br />
Neben dem Zeigen des Hitlergrußes und dem Tragen des Hakenkreuzes an<br />
der Kleidung stellen antisemitische Äußerungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> Straftatbestände<br />
dar, die auch verfolgt werden. Das weiß »man«, danach kann »man« sich richten.<br />
Die NPD und andere rechtsextremistische Parteien haben ihre strategische<br />
Grundl<strong>in</strong>ie geändert und die soziale Frage <strong>in</strong> das Zentrum ihrer Ideologie und Politik<br />
gerückt. 4 Sie präsentieren sich als die angeblich e<strong>in</strong>zige gesellschaftliche<br />
Kraft <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>, die sich um die Belange der sozial Schwachen kümmert,<br />
deren Interessen sie angeblich am besten vertreten würde. Dies wurde und wird<br />
Rechtsextremisten von vielen Menschen geglaubt und – wie beispielsweise die<br />
Kommunalwahlen <strong>in</strong> Niedersachsen und Hessen im Jahre 2007 gezeigt hatten –<br />
nicht nur im Osten <strong>Deutschland</strong>s. 5<br />
Und der <strong>Antisemitismus</strong>?<br />
Jürgen Gansel, Mitglied des Parteivorstandes der NPD und Mitglied ihrer Fraktion<br />
im Sächsischen Landtag, hat sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schulungsmaterial 6 auch dazu geäußert.<br />
Unmissverständlich werden »die Juden« und das Verhalten ihnen gegenüber<br />
dort e<strong>in</strong>geordnet, wo sie nach Auffassung der NPD h<strong>in</strong>gehören: Der<br />
Abschnitt 1 des Schulungsmaterials ist überschrieben »Argumentationshilfe zum<br />
Ausländerthema«. »Die Juden« werden im Rechtsextremismus mit Israel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>s<br />
gesetzt. Wenn gefordert wird, die Ausländerbeauftragten <strong>in</strong> »Rückführungsbeauftragte«<br />
umzubenennen oder <strong>in</strong> jedem Mecklenburger Dorf zur Landtagswahl auf<br />
Plakaten der Spruch zu f<strong>in</strong>den war: »Gute Heimreise!«, dann s<strong>in</strong>d dabei immer<br />
auch die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> lebenden Juden mit geme<strong>in</strong>t – ausgesprochen oder unausgesprochen.<br />
Die führenden Repräsentanten des Zentralrats der Juden <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> s<strong>in</strong>d<br />
bevorzugte Zielpersonen für antisemitische Angriffe. Ignatz Bubis hatte man oft<br />
gefragt; »Herr Bubis, wann fahren Sie wieder nach Hause?« Se<strong>in</strong>em Amtsnachfolger<br />
Paul Spiegel g<strong>in</strong>g es nicht besser. Und die Flut wüster Beschimpfungen von<br />
Charlotte Knoblauch hat <strong>in</strong> rechtsextremistischen Medien eher zu- als abgenom-<br />
4 Vgl. dazu grundsätzlich: Peter Bathke, Susanne Sp<strong>in</strong>dler (Hrsg.): Neoliberalismus <strong>in</strong> Europa. Zusammenhänge –<br />
Widersprüche – Gegenstrategien, Berl<strong>in</strong> 2006; Christoph Butterwegge, Bett<strong>in</strong>a Lösch, Ralf Ptak: Kritik des Neoliberalismus,<br />
Wiesbaden 2007; Fabian Virchow: Volks- statt Klassenbewegung. Weltanschauung und Praxologie<br />
der extremen Rechten <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> seit 1990 am Beispiel der »sozialen Frage«, <strong>in</strong>: Jürgen<br />
Hofmann, Michael Schneider (Hrsg.): ArbeiterInnenbewegung und Rechtsextremismus. ITH-Tagungsberichte<br />
41, Wien 2007, S. 165-185.<br />
5 Vgl. Horst Helas: Rechtsextremismus <strong>in</strong> der Mitte der deutschen Gesellschaft, Rosa-Luxemburg-Stiftung, standpunkte<br />
2/2006.<br />
6 Vgl. Argumente für Kandidaten & Funktionsträger. E<strong>in</strong>e Handreichung für die öffentliche Ause<strong>in</strong>andersetzung.<br />
www.npd-de<br />
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