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DE-ÖKO-OO7<br />
KULTUR<br />
FÜR ALLE<br />
Ein Jahr „Kulturtafel Uelzen“<br />
Das kulturelle Leben in Uelzen ist bunt und vielfältig,<br />
aber nicht alle Bürger können daran in<br />
gleichem Maße teilhaben. Einen Abend im Kino verbringen<br />
oder ein Stück im Theater an der Ilmenau besuchen:<br />
Viele Menschen können es sich schlicht nicht<br />
leisten. Menschen mit geringem Einkommen können<br />
schnell in die Isolation geraten, sie gehen nicht ins Theater, Konzert oder Kino und erfahren nicht,<br />
wie bereichernd ein kulturelles Erlebnis oder eine Veranstaltung für das eigene Leben sein kann.<br />
Die Kulturtafel Uelzen genau das: gesellschaftliche Teilhabe. Seit einem guten Jahr gibt es diese<br />
besondere Tafel im Landkreis Uelzen. Die engagierten Initiatoren, Paten und verschiedenen Kulturanbieter<br />
setzen sich dafür ein, dass auch Menschen wie Hartz-IV-Empfänger, Senioren mit kleiner<br />
Rente oder Alleinerziehende mit knappem Budget ins Theater, ins Kino oder ins Konzert gehen<br />
können. Kultur sei kein Luxus, betonen die Kulturanbieter sowie die beteiligten Hilfsorganisationen.<br />
„Es ist wichtig, dass auch Menschen am kulturellen Leben teilnehmen können, die wenig Geld<br />
haben“, sagt Gerard Minnaard von der Woltersburger Mühle, Träger der Kulturtafel.<br />
Über eine Homepage mit einem speziellen Buchungssystem stellen Anbieter kultureller Veranstaltungen<br />
– die große Bandbreite reicht vom Museumsdorf Hösseringen, Schloss Holdenstedt,<br />
dem Mobilen Kino Bad Bevensen, dem Neuen Schauspielhaus über das Theater an der Ilmenau,<br />
das Central-Theater, die Urlaubsregion Ebstorf bis zur Kreisvolkshochschule – kostenlos Karten<br />
zur Verfügung, die von sozialen Organisationen wie beispielsweise der Uelzener Tafel, dem Paritätischen,<br />
der AWO oder dem Kinderschutzbund abgerufen werden und an die Bedürftigen weitergegeben<br />
werden können. Im vergangenen Jahr haben insgesamt 235 Menschen die kostenlosen<br />
Tickets genutzt, allein 126 entfielen auf das Neue Schauspielhaus, 59 auf den Kulturkreis. Ein<br />
„einzigartiges Konzept“ sei das, betonen die Beteiligten und ein echtes Erfolgsmodell. „Es ist nicht<br />
selbstverständlich, dass eine solch‘ gute Idee von so vielen Beteiligten aufgegriffen und umgesetzt<br />
wird – und die Menschen sie auch noch so gut annehmen, so Johannes Vogt-Krause vom Neuen<br />
Schauspielhaus.<br />
Anlässlich des einjährigen Bestehens der Tafel erzählten die Anbieter und Nutzer von der Begeisterung<br />
und der Freude der Menschen, die dank der Kulturtafel ins Theater gehen konnten.<br />
Sabine Hamann von der JVA berichtete, dass die Kulturtafel ein beliebtes Angebot sei, das gerne<br />
wahrgenommen werde. „Es gibt sogar eine Warteliste.“ In der JVA bekommen Menschen mit einer<br />
Vollzugslockerung die Möglichkeit, die Tafel zu nutzen. „Für die meisten dieser Menschen ist Kultur<br />
ein unentdeckter Teil der Gesellschaft“, so Hamann. Sie seien dankbar, dass sie so etwas Schönes<br />
erleben dürfen, Kultur genießen können. „Es ist eine unbekannte Welt, die sich ihnen öffnet“, so<br />
Hamann weiter.<br />
Gerade benachteiligte junge Menschen kommen über die Kulturtafel zum ersten Mal in ihrem<br />
Leben mit Kultur in Kontakt. Sie sind zum ersten Mal im Theater und erleben, was für viele von uns<br />
in unser Gesellschaft selbstverständlich ist. „Durch die Kulturtafel können wir den weniger privilegierten<br />
Menschen eine Brücke bauen, über die sie die Welt der Kultur erreichen können“, so die<br />
Initiatoren. Eine Welt, die gerade auch für Migranten und Flüchtlinge schwer zu entdecken und zu<br />
verstehen ist. Und so war es ein „Heinz-Erhard-Abend“, mit Texten und Liedern des urdeutschen<br />
Komikers, der die Flüchtlinge begeisterte und ihnen einen kulturellen Einblick in die deutsche Gesellschaft<br />
ermöglichte.<br />
Nun mag man fragen: Ist Kultur essentiell wichtig für bedürftige Menschen? Braucht es dafür<br />
eine „Tafel“? – Die Idee, Kultur für alle Menschen zu ermöglichen – also auch finanziell oder in anderer<br />
Weise Benachteiligten, – ist ein zutiefst menschliches und soziales Anliegen. Kultur ist essentiell<br />
für eine demokratische Gesellschaft, sie fordert auf, sich Gedanken zu machen und über den<br />
eigenen Tellerrand zu blicken.<br />
Mehr im Internet unter www. kulturtafel-uelzen.de [Lütke]<br />
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